Wunderbar leicht – ohne Schwerkraft

Zweibrücken · Der Naturwissenschaftliche Verein (Nawi) Zweibrücken hatte zu einem Vortrag ins Audimax der Hochschule eingeladen. Hans-Ulrich Hoffmann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt referierte zum Thema „Humanphysiologie unter Schwerelosigkeit – Ein Zwischenbericht“.

 Hans-Ulrich Hoffmann, Hubert Zitt und Peter Pokrowsky (von links) im Audimax. Foto: Lehmann

Hans-Ulrich Hoffmann, Hubert Zitt und Peter Pokrowsky (von links) im Audimax. Foto: Lehmann

Foto: Lehmann

"Alles auf Erden unterliegt der Schwerkraft, der Gravitation", betont der Vortragende Hans-Ulrich Hoffmann vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumkraft (DLR) in Bonn. Es sei denn, man unternimmt etwas dagegen, springt womöglich von einem Hochhaus für ein paar Sekunden Schwerelosigkeit oder benutzt besser den Sprungturm in Bremen, rund 150 Meter hoch, um danach weiterleben zu können.

Parabelflüge gehen auch, dabei gewinnt der Fluggast um die 20 Sekunden Schwerelosigkeit, während der er grundlegende Phänomene der Humanphysiologie zum Beispiel durchführen kann. Humanphysiologie meint alle physikalischen und biochemischen Vorgänge in den Zellen, Geweben und Organen des Menschen. Und viele verändern sich unter Schwerelosigkeitsbedingungen.

20 Sekunden sind für entsprechende Untersuchungen in den meisten Fällen zu kurz, der Forscher braucht mehr Zeit. Ballistische Raketen bieten da schon mehr Zeit, während in der internationalen Raumstation (ISS) im Weltall alle Zeit vorhanden ist. "Der Mensch ist evolutionsmäßig eben noch nicht ganz fertig", sagt der Referent. So müssen die Menschen auf der ISS viel Sport treiben, um Muskel- und Knochenschwund in Grenzen zu halten, das Gleichgewicht gerät in Turbulenzen, der Salzhaushalt macht Probleme und vieles andere mehr. Kehrt der Mensch auf die Erde zurück, kehrt auch fast alles zur Norm zurück - in rund einer Woche. Die gewonnenen Erkenntnisse können sogar auch auf Erden nützlich sei: "Man weiß nun, um nur ein Beispiel zu nennen, dass zu viel Salz den Blutdruck kaum verändert, eine sehr schöne Erkenntnis für den Menschen", denn viele mussten sich bisher salzlos durchs Leben quälen, weil der Arzt es so wollte.

Fast alle Probleme sind in den Griff zu bekommen. Wahrscheinlich wird man auch die richtige Crew finden, die Hunderte Tage dicht gedrängt in der Raumstation ohne ernsthafte Zwischenfälle zusammenleben will und kann. Doch das größte Problem ist die kosmische Strahlung, der die Astronauten während dieser langen Zeit ausgesetzt sein werden.

"Darüber wissen wir noch so gut wie gar nichts", sagt Hoffmann. Mäuse erlitten in entsprechenden Versuchen schwere Hirnschäden. Der Mars bleibt also wohl noch Jahrzehnte ein unerreichbares Traumziel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort