Wirtschaftskrise trifft die Hauptschüler hart

Zweibrücken. Die Suche nach einer Lehrstelle gerät für die Hauptschüler in Zweibrücken immer mehr zum Glücksspiel. Ohnehin haben es die Absolventen der drei Hauptschulen der Rosenstadt nicht leicht. Die Arbeitgeber haben meist die Qual der Wahl - und nehmen in der Regel eher einen Realschüler oder Abiturienten

Zweibrücken. Die Suche nach einer Lehrstelle gerät für die Hauptschüler in Zweibrücken immer mehr zum Glücksspiel. Ohnehin haben es die Absolventen der drei Hauptschulen der Rosenstadt nicht leicht. Die Arbeitgeber haben meist die Qual der Wahl - und nehmen in der Regel eher einen Realschüler oder Abiturienten. Und gerade in Zeiten der Wirtschaftkrise werden die Ausleseverfahren immer strenger, Hauptschüler haben immer öfter das Nachsehen, wie die beiden Jugendscouts dieser Tage warnten (wir berichteten). Eine Merkur-Umfrage bestätigt dies.An der Hauptschule Nord haben von 34 Neuntklässlern, die dieses Jahr die Lehranstalt verlassen, bislang lediglich vier einen Ausbildungsvertrag in der Tasche, sagt Thomas Trier, Konrektor der Schule.

Was wird aus den anderen 30? Trier: "Diese sind teilweise noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. Für viele ist aber jetzt schon klar, dass sie an die Berufsbildende Schule in Zweibrücken gehen, um dort im Rahmen der Berufsfachschule I innerhalb von zwei Jahren die mittlere Mittlere Reife nachzuholen". Die Schule versuche bereits im Vorfeld zu helfen, wo es gehe, führe in der 8. und 9. Klasse Praktika durch, damit die Mädchen und Jungs frühzeitig Betriebsluft schnuppern.

Rita Sutter-Deßloch, Rektorin der Hauptschule Mitte, erklärt zur Lehrstellen-Situation: "Es sieht dieses Jahr schlecht aus." 45 Hauptschüler würden im Sommer gehen, "etwa vier bis sechs von ihnen haben einen Ausbilder gefunden. Die Anforderungen der Arbeitgeber werden immer höher". Sie appelliert an die Schüler, flexibler zu werden, um sich nicht die Zukunft zu verbauen. Wenn es mit dem Traumberuf nichts werde, müsse eben ein nicht ganz so attraktiver Beruf ins Auge gefasst werden.

Diese Auffassung vertritt auch Karl-Peter Henrich, Leiter der Schillerschule (Hauptschule West). "Es ist eine schwierige Situation. 44 Schüler gehen mit dem Hauptschulabschluss ab. Ich kenne nicht die genauen Zahlen, denke, dass zehn bis 15 Prozent davon eine Lehrstelle finden werden." Die meisten würden ihr Heil in der Berufsfachschule I, der Mittleren Reife, sehen. Henrich sieht dies kritisch. Viele Schüler seien damit überfordert. Wer in der Berufsfachschule I nach dem ersten Jahr nicht einen bestimmten Notendurchschnitt erreiche, müsse gehen. Henrich: "Zahlreiche Schüler schaffen den Notenschnitt nicht." Henrich macht zum Teil "Resignation" bei den Jobsuchenden aus. "Dabei liegt viel am eigenen Engagement, ob es mit einer Lehrstelle klappt." Das Engagement sei grundsätzlich auch zu erkennen, lobt er. Bei den Praktikas würde "die überwältigende Mehrheit gut von den Unternehmen beurteilt" - aber dennoch nicht eingestellt.

Walter Rimbrecht, Leiter der Berufsbildenden Schule, bestätigt, dass die Teilnehmer der Berufsfachschule I nach dem ersten Jahr eine Hürde überspringen müssen: einen Notendurchschnitt von schlechtestenfalls 3,0. Es stimme aber nicht, dass die Mehrheit es nicht schaffe. Die Durchfallquote liege bei etwa 35 Prozent. Für Rimbrecht ist die Berufsfachschule I eine sinnvolle Alternative für Hauptschüler ohne Lehrstelle. Die Mittlere Reife erhöhe die Chancen deutlich. Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt werde sich zuspitzen, warnt er: "Ich denke, die Krise ist auf dem Zweibrücker Lehrstellenmarkt noch gar nicht richtig angekommen. Die Situation wird sich verschärfen."

Meinung

Zeit für Kompromisse

Von Merkur-RedakteurMathias Schneck

Vom Traumjob träumt wohl jeder. Bitter, wenn ein Mensch schon früh in der grauen Realität erwacht. Rita Sutter-Deßloch, Leiterin der Hauptschule Mitte, hat recht, wenn sie die Schüler auffordert, Zugeständnisse zu machen. Gerade in Krisenzeiten hilft nicht der Kopf durch die Wand. Es ist die Zeit für Kompromisse. Und über Umwege ist schon so mancher doch noch an seinen Traumjob gekommen.

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