Wirbel um Umgang mit Interessent

Zweibrücken · Vielleicht hätte das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken mitsamt der Gynäkologie erhalten werden können: Die fürs Haus Bickenalb angedachte Kinderpflegeeinrichtung des Karlsruher Unternehmens Kinderpflegedienst.com wollte es ursprünglich übernehmen und zur Kinderpflegeklinik umgestalten. Nach Merkur -Informationen hatte die Firma beim Landesverein rechtzeitig als Investor angefragt, erhielt aber keine Rückmeldung.

 Statt ins Haus Bickenalb wollte Kinderpflegedienst.com ursprünglich ins Evangelische Krankenhaus, wie jetzt bekannt wurde.

Statt ins Haus Bickenalb wollte Kinderpflegedienst.com ursprünglich ins Evangelische Krankenhaus, wie jetzt bekannt wurde.

Foto: maw/pma

Hat der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) ernsthaft genug nach einem Investor für sein Evangelisches Krankenhaus in Zweibrücken gesucht? Die Zweifel wachsen. In den Mittelpunkt rückt jetzt die Karlsruher Firma Kinderpflegedienst.com, die im Zweibrücker Haus Bickenalb ein Kinderpflegezentrum aufbauen möchte.

Vergangene Woche schürte das Bekanntwerden dieser Idee bei den Angestellten des zur Schließung verdammten Evangelischen Krankenhauses leise Hoffnung. Gegenüber den Verdi-Mitgliedern des Evangelischen hatte das Unternehmen seine Pläne präsentiert (wir berichteten), in der Zwischenzeit gingen laut Verwaltungsleiter Andreas Zawisla bei Kinderpflegedienst.com mehr als 40 Bewerbungen von LVIM-Angestellten ein.

Doch Haus Bickenalb ist für die Karlsruher nur Plan B. Wie im Rahmen der Infoveranstaltung bekannt wurde, sah Plan A von Kinderpflegedienst.com vor, das Evangelische Krankenhaus komplett zu übernehmen und schrittweise in eine Art Kinderpflegeklinik zu überführen. In diesem Zusammenhang sollte auch die Gynäkologie erhalten bleiben.

Die Vorgeschichte: Auch Kinderpflegedienst.com hatte nach Merkur-Informationen im Rahmen der von Mitte April bis zum 19. Juni laufenden Investorensuche via Mail eine Interessenbekundung an den LVIM geschrieben und eine Standard-Antwort erhalten, dass man sich für das Interesse bedanke und gegebenenfalls auf die Anfrage zurückkomme. Das geschah indes nicht, stattdessen verkündete der LVIM am 20. Juni der Öffentlichkeit, es habe sich kein Investor gefunden, die Schließung des Hauses zum 30. September sei aus finanziellen Gründen unabwendbar.

Danach war das Unternehmen bei Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) vorstellig geworden, der Sabine Schunck von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit ins Boot nahm (wir berichteten). In der Folge sollen auch höheren Stellen eingeschaltet worden sein und Kinderpflegedienst.com schließlich doch noch vom LVIM zur Besichtigung ins Krankenhaus eingeladen worden sein, obwohl da die Bieterfrist zum 20. Juni schon abgelaufen war.

Einig wurde man sich aber offenbar nicht. Die immer wieder kolportierten Millioneninvestitionen für Brandschutzmaßnahmen sollen dem Vernehmen nach aber kein Hinderungsgrund für das Karlsruher Unternehmen gewesen sein. Man schätzte diese Kosten offenbar lange nicht auf die 50 Millionen Euro, von denen der LVIM selbst gesprochen hatte.

Die Karlsruher sollen fürs Evangelische den gleichen Plan gehabt haben wie jetzt im kleineren Maßstab fürs Haus Bickenalb. Andreas Zawisla hatte diesen vergangene Woche vor den Verdi-Mitliedern erläutert. Entstehen sollen in Kombination eine stationäre Einrichtung für zu beatmende Kinder, ein Reha-Zentrum, Weaning-Station (die Entwöhnung von einer Beatmungsmaschine), ein Hospiz mit Feriengestaltung, das kombiniert ist mit einem ambulanten Intensivpflegedienst für schwerkranke Kinder und vielleicht auch Erwachsene. Zawisla bezeichnete dies als "bisher einmalige Kombination in Deutschland, die sicher auch Patienten aus umliegenden Bundesländern bringen könnte. Nicht zuletzt Zweibrücken als Standort mit vielen Ausflugszielen könnte von dem Konzept profitieren".

Kinderpflegedienst.com selbst hält sich auf Merkur-Anfrage zu dem Thema bedeckt. Das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken kenne man. Zu Fragen danach, ob man zu den Investoreninteressenten zählte, schreibt Verwaltungsleiter Zawisla, man könne darauf nicht antworten. Das spricht dafür, dass Kinderpflegedienst.com eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet hat, wie es alle etwa 30 Interessenten tun mussten, denen der Landesverein im Bieterprozess weitergehende Informationen zukommen ließ.

Von einer solchen Vertraulichkeitsvereinbarung schreibt auch LVIM-Sprecherin Susanne Liebold. Sie verbiete es auch dem Landesverein, Auskunft zu erteilen, ob man mit Kinderpflegedienst.com in Kontakt stand. Liebold: "Wir betonen, dass der LVIM mit allen interessierten Parteien, mit denen eine Vertraulichkeitsvereinbarung abgeschlossen wurde, Informationen ausgetauscht und auf Wunsch eine Betriebsbesichtigung durchgeführt hat." Zur Frage, warum man mit Kinderpflegedienst.com nicht überein kam, schweigt sie. Ob der zurzeit im Rahmen eines Due-Dilligence-Verfahrens geprüfte Teilbetriebsübergang der Inneren Medizin ans Nardini-Klinikum eine Rolle gespielt hat, bleibt unklar. Das katholische Krankenhaus äußert sich vor Ablauf besagten Verfahrens nicht.

Dass der Landesverein im Bieterprozess nicht immer schnell und energisch auf Anfragen reagiert hat, legt ein weiterer Fall nahe, über den wir bereits am 3. Mai berichteten. Eine Investorengruppe, die am Bau einer Privatklinik in Deutschland interessiert gewesen sein soll, hatte vom LVIM auch nur eine standardisierte Empfangsbestätigung erhalten. Erst auf Merkur-Nachfrage kam Bewegung in den Fall, allerdings ohne eine Einigung. > Seite 17: Weiterer Bericht

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