"Wir gehen jeder Meldung nach"
Zweibrücken. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen hat in Zweibrücken in den vergangenen Jahren zugenommen. Das hat der Leiter des städtischen Jugendamtes, Markus Wilhelm, im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur bestätigt. Demnach wurden im letzten Jahr 45 Kindeswohlgefährdungen angezeigt. Das seien aber lediglich Meldungen an das Jugendamt, betont Wilhelm
Zweibrücken. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen hat in Zweibrücken in den vergangenen Jahren zugenommen. Das hat der Leiter des städtischen Jugendamtes, Markus Wilhelm, im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur bestätigt. Demnach wurden im letzten Jahr 45 Kindeswohlgefährdungen angezeigt. Das seien aber lediglich Meldungen an das Jugendamt, betont Wilhelm. In einigen Fällen habe sich der Verdacht auch als unbegründet erwiesen. "Wir gehen jeder Meldung nach", sagt der Jugendamtsleiter - zwei Mitarbeiter suchen die Familie wenn möglich noch am selben Tag auf.Doch auch abzüglich der unbegründeten Verdachtsfälle habe die Zahl der Kindeswohlgefährdungen zugenommen, auch wenn der Jugendamtsleiter keine konkreten Vergleichszahlen aus den vergangenen Jahren für Zweibrücken nennen kann.
Das Jugendamt verzeichne pro Jahr etwa fünf bis acht Fälle von schweren Kindesmisshandlungen wie sexuellem Missbrauch oder massiver Gewaltanwendung. Unter Kindeswohlgefährdungen versteht man laut Wilhelm aber nicht nur direkte Misshandlungen, sondern auch anderweitige Gefährdungen des Kindeswohls - etwa wenn im Elternhaus der Strom abgestellt wurde oder die Wohnung vermüllt ist. Wilhelm führt den Anstieg der Zahlen - der sich im Landestrend bewege - vor allem auf die wachsende Sensibilisierung der Bevölkerung zurück. Dadurch würden dem Jugendamt deutlich mehr Fälle gemeldet, was Wilhelm ausdrücklich begrüßt: "Lieber rufen die Leute einmal zu viel an, als dass am Ende ein Kind tot ist."
Die wachsende Sensibilisierung in der Bevölkerung kann auch Walter Recktenwald, Vorsitzender des Kinderschutzbundes Zweibrücken bestätigen. "Ein Umdenken ist in Ansätzen da", sagt er. Allerdings würden noch immer zu viele Leute wegschauen.
Bestehe in einer Familie tatsächlich ein Problem, so gebe es mehrere Möglichkeiten, wie das Jugendamt damit umgeht, erläutert Jugendamtsleiter Wilhelm: "Wir sind ein Hilfsangebot. Zunächst einmal gucken wir, ob wir das Problem in den Griff bekommen können." Dafür biete das Jugendamt konkrete Unterstützung an - beispielsweise mit Hilfe von Pädagogen oder Psychologen. Nur wenn es gar nicht anders geht, werden Kinder aus ihren Familien geholt - und dann auch nicht zwangsläufig dauerhaft.
"Gewalt ist die offensichtlichste Form der Hilflosigkeit", sagt Wilhelm. Sie komme in allen Schichten vor. Oft stehe Überlastung und Überforderung dahinter. Im nächsten Jugendhilfeausschuss Ende September soll es um weitere Präventionsmaßnahmen gehen. Dies könnte vor allem in Form einer stärkeren ambulanten Hilfe an Schulen geschehen, deutet Wilhelm an. Denn dort werde - im Gegensatz zu den Kindertagesstätten - bislang viel zu wenig getan.