„Wir feiern auch ohne Umzug“

Zweibrücken · Um elf Uhr – also zu närrischer Stunde – fiel gestern die Entscheidung: Der Umzug durch die Stadt Zweibrücken wird abgesagt. Unverdrossen feierte dennoch vor allem am späteren Nachmittag so mancher Narr.

 Vor dem „Bierbrunnen“ wollten sich etliche Narren den Spaß trotz abgesagten Umzugs nicht vermiesen lassen. Fotos: Jörg Jacobi

Vor dem „Bierbrunnen“ wollten sich etliche Narren den Spaß trotz abgesagten Umzugs nicht vermiesen lassen. Fotos: Jörg Jacobi

Bis kurz vor zehn Uhr ging Oberbürgermeister Kurt Pirmann noch davon aus, dass der Zweibrücker Fasenachtsumzug wie geplant stattfinden kann. Doch das schlechter werdende Wetter und die noch düsterer werdenden Vorhersagen führten zu einem Sinneswandel bei den Organisatoren. "Wir haben gerade schweren Herzens entschieden, den Umzug abzusagen", erklärte der Leiter des Kultur- und Verkehrsamtes, Thilo Huble, auf eine Nachfrage des Merkur um elf Uhr. Zehn Minuten später stand es auf der Internet-Seite der Stadt. Der für die Zugaufstellung zuständige Wolfgang Spenler von der Clubgemeinschaft Hasensteig war bei der Entscheidung mit eingebunden. "Als Fasnachter tut mir das in der Seele weh." Deshalb war er froh, dass die Leiter des Verkehrsamts und des Ordnungsamtes, Klaus Stefaniak, zusammen mit dem Oberbürgermeister entschieden haben. Spenler teilte die Entscheidung den angemeldeten Vereinen mit. "Das war bestimmt eine schwierige Entscheidung", sagte die Sitzungspräsidentin des Karnevalvereins, Heike Hofer. "Das ist eine blöde Situation. Ich bin froh, dass ich das nicht machen musste." Zum Zeitpunkt der Entscheidung hatten sich bei Spenler schon Vereine abgemeldet. Und auch bei den KVZ-Verantwortlichen haben bereits früh Eltern angerufen und mitgeteilt, dass ihre Kinder bei dem Regen nicht teilnehmen werden. Doch nicht allein die Kinder- und Jugendgarden hätten gefehlt. "Auch die Prinzessinnen wären in den offenen Wagen nass geworden", sagte Spenler. Insgesamt hätten nur vier Wagen ein Dach. Unter dem Regen würden auch die Kostüme leiden, nannte Hofer einen weiteren Grund für die Absage. "Außer wenn wir die Kostüme unter Regencapes versteckt hätten." Bei dem Wetter wären sicher weniger Menschen gekommen. "Dann hätten wir unser Wurfmaterial auch nicht unter die Leute gebracht", sagte Hofer. Was passiert jetzt mit den Kamellen, Schokoriegeln oder Popcorn? "Da warten wir ab, ob es einen Ersatztermin gibt", sagte Hofer. Über einen solchen Termin sei noch geredet worden. "Das ist alles sehr kurzfristig. Darüber müssen wir mit den Vereinen reden", sagte Pirmann. Ansonsten bleiben die Vereine auf den Kosten sitzen. "Der Verlust ist nicht versichert", erklärte Hofer.

"Komm doch zu uns. Hier ist es trocken", riefen als Müllwerker verkleidete Fußballer am Nachmittag aus einer Kneipe. "Wir feiern auch ohne Umzug." Auch andere, überwiegend junge Menschen ließen sich ihre feucht-fröhliche Feierlaune nicht verderben. "Wir sind aus Kaiserslautern gekommen. Jetzt suchen wir halt einen trockenen Platz in einer Kneipe", meinte eine junge Frau aus einer als Bob-der-Baumeister verkleideten Gruppe.

Die Feiern verliefen indes nicht immer friedlich. Am späten Abend erklärte die Polizei auf Anfrage, dass sie um 18 und kurz nach 19 Uhr zum Hallplatz ausrücken musste. Zwei Mal seien dabei Personen nicht dem von Ordnungsbeamten ausgesprochenen Platzverweis befolgt, sondern hätten Widerstand geleistet. In einem der beiden Fälle sei es sogar zu einer gefährlichen Körperverletzung gekommen, der Mann habe sich gegen die Vollzugsbeamten so massiv gewehrt, dass er in Gewahrsam genommen wurde.

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