Euroclassic-Performance „Wings“ in Zweibrücker Karlskirche Multimediales Konzert spaltet Publikum

Zweibrücken · Die Performance „Wings“ war eine für das Euroclassic-Festival sehr ungewöhnliche Veranstaltung in der Zweibrücker Karlskirche.

 Sven Prokaska (Gitarre), Thorsten Gand (Piano) und Gaetano Franzese (Malerei) sorgten mit ihrer Performance „Wings“ für unterschiedliche Reaktionen.

Sven Prokaska (Gitarre), Thorsten Gand (Piano) und Gaetano Franzese (Malerei) sorgten mit ihrer Performance „Wings“ für unterschiedliche Reaktionen.

Foto: Sebastian Dingler

Die Performance namens „Wings“ („Flügel“), im Rahmen des Euroclassic-Festivals in der Zweibrücker Karlskirche warf gleich mehrere Fragen auf: Was hatten die zwei Musiker und der Maler mit dem diesjährigen Festivalmotto „Nordlichter“ zu tun? Pianist Thorsten Gand und Gitarrist Sven Prokaska wohnen im Saarland, der Maler und Tänzer Gaetano Franzese ist ein in Saarbrücken lebender Neapolitaner. Gand ist zumindest in Norddeutschland aufgewachsen. Oder: Welchen Bezug hatten da Malerei und Musik miteinander? Darüber schieden sich am Ende die Geister, wie auch überhaupt die Performance ganz unterschiedliches Echo erzeugte.

Wie kann man sich „Wings“ vorstellen? Zunächst trafen die etwa 50 Zuschauer auf einen schon vor-dekorierten Saal: Viele der Malereien Franzeses waren da bereits auf die Bühne gelegt worden oder an die Wände gehängt. Dann liefen die ganz in Weiß gekleideten Künstler ein. Gand begrüßte das Publikum und erklärte die Struktur: Während er und Prokaska Songs spielen, die sich thematisch um Sorgen und Freuden drehen, male Franzese seine Bilder von Engelsflügeln. Man solle die Performance bitte nicht durch Klatschen stören. Zwischen den Stücken schritt Gand bisweilen ans Mikrofon und sagte einen Sinnspruch auf wie: „An einem Helden ist alles verzeihlich, nur nicht die Schwächen.“ Oder: „Ein kleiner Engel kam, lächelte und kehrte um.“ Musikalisch blieb der Abend im Bereich anspruchsvoller Popmusik, ob es nun die Kompositionen von Peter Gabriel, Madonna, Sting oder die eigenen von Gand oder Prokaska waren. Der Pianist sang auch einige der Stücke und griff zum Schluss auch zum Akkordeon.

Ein Problem zeigte sich recht früh: Franzese malte im Liegen, und zwar ganz vorne zwischen den Stuhlreihen. Wer da am Rand saß oder in der Mitte einer Reihe saß, bekam genau gar nichts mit von dessen Malkunst. Dafür war das Publikum aber aufgefordert, nach der Show nach vorne zu kommen, um sich die Bilder zu betrachten.

Das Spannende: Selten gab es nach einem Beitrag zum Euroclassik-Festival solch unterschiedliche Publikumsreaktionen. Das ging von heftiger Kritik („Das war musikalisch eintönig“) oder „Diese Sprüche, das waren so banale Sätze“ bis hin zu großem Lob: „Das war ungewöhnlich, aber eine sehr schöne Erfahrung. Die Musik an sich fand ich sehr angenehm.“ Leichte Kritik äußerte ein Zuschauer, der seinen Namen nicht nennen wollte: „Es gäbe sicher Möglichkeiten, dass der Besucher besser an dem teilnehmen kann, was der Maler macht. Die Akustik war nicht ganz so gut. Da war es auch manchmal schwierig, ein Zitat vollständig zu verstehen.“ Hubert Wilhelm aus Zweibrücken meinte: „Mir hat’s an für sich recht gut gefallen. Es war mal was ganz Anderes. Vor allem die Kommunikation zwischen dem Maler und den Musikern war etwas Neues. Das hat gut zusammengepasst.“ Ähnlich empfand das Waltraud Lehmann aus Homburg. Sie sagte: „Ich habe eine zeitlang gebraucht, um mich drauf einzulassen. Danach konnte man machen, was man wollte: Ihm beim Malen zugucken oder den anderen zuhören. Das letzte Stück von Sting, Shape of My Heart, hat mir am besten gefallen. Am liebsten hätte ich mitgemalt.“ Elisabeth Klinkmann meinte, man habe gemerkt, wie die Musik und die Texte Franzese einen Antrieb gaben. Nicht gefallen hatte die Performance dagegen Walter Theisohn, dem Leiter der städtischen Zweibrücker Musikschule. „Für mich sind Bilder etwas sehr Emotionales, mich haben sie aber nicht angesprochen. Die Musik fand ich ein bisschen einseitig. Der Gitarrist war gut, aber zu leise. Für ein Euroclassik-Konzert hatte das einfach zu wenig Qualität. Gerade beim Gesang waren große Intonationsschwächen zu hören.“

Noch zwei Euroclassic-Konzerte: Sonntag, 31. Oktober, 18 Uhr, Festhalle Zweibrücken (Crossover-Musik von Klassik bis Pop und Rock). Dienstag, 2. November, 20 Uhr, Festhalle Pirmasens: Neue Philharmonie Frankfurt. Julian Steckel & Badische Staatskapelle (Cello-Sinfoniekonzert mit Werken von Haydn, Schostakowitsch u.a.). Weitere Infos und Vorverkauf: www.festival-euroclassic.eu.

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