Hochwasserschutz in Zweibrücken „Letztendlich wird es aber nie genug sein“

Zweibrücken · Wie steht es um den Hochwasserschutz in und um Zweibrücken? Diese Frage treibt Anwohner und Politiker sei einigen Wochen wieder verstärkt um.

 Bildet die Autobahn einen Damm, der das Wasser des Hornbachs zusammenstaut?

Bildet die Autobahn einen Damm, der das Wasser des Hornbachs zusammenstaut?

Foto: Sebastian Dingler

Nach der verheerenden Flut in den Tälern der Ahr und der Erft stellte sich auch in Zweibrücken und Umgebung die Frage, wie man hierzulande gegen ein solches Unwetter gerüstet ist. Sicherlich ist die Topografie in der Eifel eine andere, mit höheren Bergen und engeren Tälern. Aber da in Zweibrücken mit Hornbach und Schwarzbach zwei größere Gewässer zusammenfließen, sind größeren Überflutungen natürlich möglich.

Wie sich die Älteren noch erinnern, stand 1993 die Innenstadt unter Wasser, ein Film von Werner Euskirchen dazu ist heute auf Youtube zu sehen. Im Jahr 2000 gab es dann den Starkregen, der den Turnerjahrmarkt und die Rennwiese überflutete. Ist es nur Zufall, dass sich seither nichts Nennenswertes mehr in der Rosenstadt ereignet hat? Oder wurden sinnvolle Maßnahmen getroffen, die weitere Überschwemmungen verhinderten?

Die Meinungen darüber gehen auseinander. Sorgen macht sich Merkur-Leser Axel Schaumburger, der 1993 schwer betroffen war, wohnte er doch (wie heute auch noch) im Elisenweg direkt am Hornbach. „Man kann nicht sagen, dass gar nichts passiert ist“, meint er, hält aber die umgesetzten Maßnahmen nicht für ausreichend gegen ein Jahrhundertereignis wie im Ahrtal. „Wir haben hier eine Situation, die nicht gleich ist wie im Ahrtal, aber ähnlich. Die Topografie wird dadurch verschärft, dass wir hier einen Damm haben in Form der Autobahn. Zwischen ihm und dem Wattweilerberg werden die Wassermassen des Hornbach zusammengedrückt.“ Er hofft, dass wenigsten die neue Autobahnbrücke über den Hornbach ausreichend breit angelegt werde, so dass im Extremfall genügend Wasser durchfließen könne. Außerdem moniert Schaumburger, dass eine einstige Überflutungsfläche in Ixheim mittlerweile mit Supermärkten bebaut sei. Für ihn steht fest, dass man einiges versäumt hat. „Bevor wir andere Dinge angehen, müssen wir an tausende Bürger denken, die im Tal leben und die massiv geschädigt werden können.“

Für eine sehr gute Idee hält der 63-jährige den einstigen Vorschlag der CDU-Bundestagsabgeordneten Anita Schäfer, oberhalb von Hornbach einen Stausee anzulegen. Die erinnert sich gut daran: „Ich hatte mir viel Mühe gemacht damals, das war ein aussichtsreiches Projekt. Vergleichbares ist in Hessen erfolgreich umgesetzt worden.“

Nicht nur den Hochwasserschutz hatte die Politikerin dabei im Sinn, sie dachte auch an die touristische Aufwertung unserer Gegend mit einem Anziehungspunkt für Wassersportler. Während der See also im Sommer gefüllt zum Baden und Bootsfahren einladen sollte, stünde in den kalten Monaten das Becken leer, um bei starken Regenfällen das Wasser zu sammeln.

Bezüglich der Grundstücksbesitzer sah Schäfer keine großen Bedenken, da es sich bei der geplanten Fläche zwischen Hornbach und Dietrichingen hauptsächlich um saure Wiesen handelte. Selbst eine regenerative Energiequelle hätte der See bieten können, wenn auch in kleinem Maße aufgrund des geringen Gefälles.

Der damalige Landrat Jörg Duppré und der Hornbacher Bürgermeister Reiner Hohn hätten sich aber gegen das Vorhaben gestellt, sagt Schäfer, sodass die Pläne in der Schublade verschwanden. Ein paar Jahre später wurde vom damaligen Verbandsbürgermeister Kurt Pirmann noch mal ein See zwischen Hornbach und Althornbach ins Gespräch gebracht. Eine Untersuchung der Universität Karlsruhe kam jedoch zu dem Schluss, dass der See, ebenso wie der von Schäfer vorgeschlagene, eine zu geringe Wassertiefe besäße – er drohe dann umzukippen.

Von Seiten der SPD ist Stadtrat Thorsten Gries einer, der sich seit Jahren mit dem Thema Hochwasserschutz befasst hat. Er sieht die ganze Sache nicht so negativ. „Wir haben in Zweibrücken das ganze Thema Hochwasserschutz vor zwei, drei Jahren noch mal auf der Agenda gehabt. Die ganzen Überflutungsbecken in der Stadt sind alle recht neu, und in Neubaugebieten ist die Oberflächenentwässerung im Bebauungsplan drin. Das Regenwasser wird dort erstmal gesammelt, bevor es abfließt.“

Außerdem habe man angefangen, Bachläufe zu renaturieren und Rückstauflächen anzulegen. Derzeit versuche man von Seiten des UBZ, die Hauseigentümer zu sensibilisieren, wie sie zum Hochwasserschutz beitragen können – etwa mit Zisternen oder mit dichten Kellerschächten. Trotzdem meint auch Gries, dass man ein Starkregen-Ereignis wie im Ahrtal einfach nicht planen könne. „Das ist ein sensibles Thema und kommt immer wieder hoch. Es wird aber immer dran gearbeitet. Letztendlich wird es aber nie genug sein.“ Was er, wie Schaumburger auch, sehr gut findet, sei das politische Bestreben nach einer Pflichtversicherung gegen Katastrophenschäden. „Dann ist die Gemeinschaft gefordert. Es kann ja auch wirklich jeden treffen.“

Von Seiten der Stadt hieß es, dass das Thema Hochwasserschutz in Zweibrücken auf die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung am 8. September genommen und dann öffentlich behandelt wird.

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