„Wie Kinder im Sandkasten“

Zweibrücken · Mit „Reifezeugnis“ schrieb Wolfgang Petersen 1977 „Tatort“-Geschichte. Der internationale Durchbruch folgte mit dem oscarnominierten Film „Das Boot“ und der „Unendlichen Geschichte“. In Hollywood hat sich der Deutsche vor allem als Action- und Science-Fiction-Regisseur einen Namen gemacht („Outbreak“, „Air Force One“, „Troja“). Nach 30 Jahren startet Petersen nun ein deutsches Comeback – mit dem Remake seines TV-Films „Vier gegen die Bank“ von 1976, den er jetzt mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Bully Herbig und Jan Josef Liefers in den Hauptrollen als Krimikomödie neu verfilmte. Merkur -Mitarbeiter Dieter Oßwald sprach mit ihm.

 Sie wollen ihr Geld zurück(v.l.): Til Schweiger (als Ex-Boxer), Jan Josef Liefers (als abgetakelter Schauspieler) und Matthias Schweighöfer (als Werbefuzzi) planen einen Bankraub. Foto: Warner

Sie wollen ihr Geld zurück(v.l.): Til Schweiger (als Ex-Boxer), Jan Josef Liefers (als abgetakelter Schauspieler) und Matthias Schweighöfer (als Werbefuzzi) planen einen Bankraub. Foto: Warner

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Mister Petersen, can we speak in German?

Petersen: (Lacht). Ja gerne, man spricht Deutsch!

Für Sie ist es allerdings schon 30 Jahre her, dass Sie einen Film in deutscher Sprache gedreht haben. Wie war das Heimat-Gefühl für Sie?

Petersen: Ich lebe seit 1987 in Hollywood und habe dort naturgemäß nur Filme auf Englisch gedreht. Mit "Vier gegen die Bank" wieder einmal einen deutschen Film zu inszenieren, dazu noch eine Komödie, war tatsächlich eine ziemlich aufregende Erfahrung für mich.

Hatten Sie im fernen Hollywood überhaupt eine Ahnung davon, welchen Status Ihre Darsteller in der Heimat haben?

Petersen: Auch in Hollywood bin ich durchaus auf dem Laufenden, was im deutschen Kino passiert. Zum einen stimme ich beim Deutschen Filmpreis mit ab und sehe dadurch die aktuellen Produktionen. Zum anderen kommen deutsche Schauspieler bei einem Hollywood-Ausflug auch gerne bei mir vorbei. Und Til Schweiger kenne ich ja bereits seit den Zeiten von "Der bewegte Mann".

Wussten Sie von den Einschaltquoten, die Jan Josef Liefers beim "Tatort" macht?

Petersen: Den "Tatort" sehe ich in Hollywood tatsächlich nicht, aber ich habe natürlich von diesem enormen Erfolg von Jan Josef Liefers gehört. Dieses ganze "Tatort"-Phänomen finde ich unglaublich. Jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, läuft im Fernsehen irgendein "Tatort". Wer von uns hätte damals gedacht, dass daraus solch ein Kult entstehen würde?

Wer hätte gedacht, dass Wolfgang Petersen mal eine Komödie für das Kino drehen würde?

Petersen: Das geht auf meine Frau Maria zurück. Sie war 1976 bei der TV-Fassung von "Vier gegen die Bank" meine Regieassistentin und meinte schon damals, dass sich dieser Stoff für eine Leinwandversion bestens eignen würde. Diese Idee habe ich seitdem nie aus den Augen verloren. Aber Komödie ist eben nun einmal das schwierigste Genre, das es gibt. Das wurde mir besonders deutlich bei meinen Begegnungen mit Billy Wilder , von dem ich sehr beeindruckt war.

Was macht die Komödie so schwierig?

Petersen: Man kann sich bei einer Komödie nicht verstecken. Beim Drama oder einem Actionfilm gibt es viele Tricks, mit denen man ein bisschen mogeln kann. Bei der Komödie muss alles auf den Punkt genau stimmen, sonst fangen die Zuschauer an zu murren und der Film funktioniert nicht. Insbesondere bei den Dialogen braucht es eine besonders große Sorgfalt, weshalb ich trotz aller Sprachkenntnisse eine Komödie auf Englisch nie wagen würde.

Ihr Star-Quartett amüsiert mit den eigenen Komödien ein Millionen-Publikum. Ist es dann nicht wie ein Sack Flöhe hüten, wenn man solche Kaliber vor der Kamera hat?

Petersen: Diese Bedenken gab es am Anfang tatsächlich, manche befürchteten, dass daraus so ein Primadonna-Film werden könnte. Aber wie so oft im Leben war genau das Gegenteil der Fall. Die Dreharbeiten waren unglaublich entspannt, fast wie bei Kindern, die im Sandkasten spielen. Meine Stars waren sichtlich froh, hier einmal alles fallen lassen zu können, mit dem sie sich sonst als Regisseur oder Produzent so herumschlagen müssen.

Sie haben reichlich Star-Erfahrung in Hollywood. Gibt es Unterschiede, wie sich Eastwood und Clooney verhalten im Vergleich zu Schweiger und Schweighöfer?

Petersen: Ich hatte nie Probleme mit meinen Stars, selbst nicht mit einem Dustin Hoffman , der ja als sehr schwierig gilt. Da gilt einfach die alte Regel: Wenn jemand ganz oben ist, dann wird er eigentlich wieder ganz normal. Das ist in Deutschland nicht anders als in Hollywood. Meine vier Jungs gehören zum Besten vom Besten, was wir im deutschen Film haben - entsprechend problemlos lief alles ab. Ihre Filme haben weltweit mehr als 1,7 Milliarden Dollar eingespielt. Sie haben Klassiker für das Fernsehen gedreht, die ihrer Zeit voraus waren. Müssen Sie sich noch etwas beweisen?

Petersen: Ich würde schon gerne noch beweisen, dass auch eine Komödie von mir dem Publikum gefällt. Klar könnte ich mich längst zur Ruhe setzen und im Garten Rosen schneiden, aber ich brauche nun einmal diese Anstrengung, die einfach zum Filmemachen dazu gehört. Das ist bisweilen ein Kampf und ganz schön schwierig, aber es bedeutet immer Leidenschaft und Adrenalin für mich.

Ab Sonntag: Cinestar (Sb), UT (Sb), Movie World (Sls), Thalia Bous, Odeon (Mzg), Eden (Hom), Cinetower (Nk).

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Auf einen Blick Vier neue Filme laufen in dieser Woche in den Kinos unserer Region an. Besonders zu empfehlen ist dabei Tom Fords neuer Thriller "Nocturnal Animals" über eine erfolgreiche Galeristin (Amy Adams ), deren Leben sich nach der Lektüre eines Manuskripts schlagartig ändert. Wer ein Liebhaber französischer Tragikomödien ist, sollte sich "Gemeinsam wohnt man besser" in der Camera Zwo ansehen: Ein pensionierter Witwer, der in einer großen Wohnung in Paris lebt, bekommt ganz unverhofft eine neue Mitbewohnerin. Doch mit der jungen Studentin Manuela (Bérengère Krief) ist die neue WG noch nicht vollständig. In Disneys jüngstem Animationsfilm "Vaiana" dreht sich alles um die gleichnamige Prinzessin, die auf einer kleinen polynesischen Insel im Südpazifik lebt und sich nach einem Meeres-Abenteuer sehnt. Geographisch ebenfalls in der Ferne, dafür jedoch realitätsnäher ist Ulrich Seidls Doku "Safari" über Großwildjäger in Afrika (Filmhaus Saarbrücken). mki

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