Gemeinsamhandel „Wie ein kleines Unternehmen“

Zweibrücken · Der Gemeinsamhandel-Vorstand soll künftig für seine Arbeit bezahlt werden.

 Beim Saarländertag vergangene Woche (das Foto stammt nicht aus diesem Jahr) war Gemeinsamhandels-Chef Andreas Michel (am Schlagbaum) nach eigenen Angaben von sechs bis 23 Uhr auf den Beinen – ehrenamtlich.

Beim Saarländertag vergangene Woche (das Foto stammt nicht aus diesem Jahr) war Gemeinsamhandels-Chef Andreas Michel (am Schlagbaum) nach eigenen Angaben von sechs bis 23 Uhr auf den Beinen – ehrenamtlich.

Foto: Elisabeth Heil

Für Anfang September lädt der Verein Gemeinsamhandel Zweibrücken (GHZ) zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Bei dem Treffen soll eine Satzungsänderung beschlossen werden, die erlaubt, den beiden Vorsitzenden und dem Kassierer für ihre Tätigkeit für den Verein eine pauschale Vergütung zu zahlen. Der Vorstand kann jederzeit nach Beschluss mit einfacher Mehrheit diese zum Wohl des Vereins aussetzen oder gar aufheben.

Bereits bei der Jahreshauptversammlung im März hatte der Vorsitzende, Andreas Michel, darüber informiert, dass die bislang ehrenamtliche Arbeit für den Verein ohne eine gewisse Aufwandsentschädigung für die unmittelbare Vorstandschaft nicht mehr zu leisten sei. Bei einer Vorstandssitzung Anfang des Jahres hatten die Teilnehmer bereits einstimmig konkrete Sätze für den Vorsitzenden, seine Stellvertreterin und den Schatzmeister gebilligt. „Wir sind mit dem Verein und dem, was wir gemeinsam bewegen, mittlerweile so gewachsen, das ist schon wie ein kleines Unternehmen“, verdeutlicht Andreas Michel im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur. Die Aufgaben, die der Vorstand dabei übernimmt, gingen weit über die Organisation und Durchführung der zahlreichen Veranstaltungen im Schulterschluss mit dem City-Management hinaus.

Der Verein „Gemeinsamhandel Zweibrücken“ organisiert und managed mittlerweile nahezu die gesamte Werbung für seine Mitglieder. „Wir mieten von Vereinsseite her Plakatflächen an und vermitteln diese an Mitglieder wie Nicht-Mitglieder“, beschreibt der Vorsitzende. Enormen Arbeitsaufwand bedeuten auch die Organisation und finanzielle Abwicklung der vom GHZ veranstalteten Flohmärkte. Auf Grund des bewegten Vermögens arbeitet der Verein, dem mittelerweile 65 Mitglieder angehören, mit dem Steuerbüro Mauss zusammen und ermittelt eine Betriebswirtschaftliche Aufstellung, um gemeinsame Werbemaßnahmen in den Printmedien und Social Media bis hin zum Radioauftritt zu planen und zu budgetieren. Der Kassierer, Gerhard Cleemann (76), bereite akribisch die Unterlagen für den Steuerberater vor.

Er, die stellvertretende Vorsitzende, Sandra Cleemann und Andreas Michel selbst, leisten nach Schätzung des Vorsitzenden rund 1500 Arbeitsstunden jährlich für den Verein – neben ihrer eigenen Geschäftsführung. Er rechnet vor: „Wir leisten gerne Ehrenamt und generieren Geld und Mehrwert für den Verein und seine Mitglieder. Ausgehend von einem Acht-Stunden-Tag, kommen wir auf mehr als 180 Tage, das ist fast ein halbes Jahr.“ Im Outlet bezahle jeder Shop eine monatliche Marketing-Umlage, die auch diese Leistungen enthalte.

„Am Saarländer-Tag war ich von sechs bis 23 Uhr ununterbrochen in der Innenstadt“, skizziert der Vorsitzende an einem Beispiel. Er habe Verständnis dafür, dass andere Händler diesen Aufwand gar nicht leisten könnten, weil sie in ihren Läden gebunden seien und bereits mit ihrem eigenen Geschäft ausgelastet.

 Andreas Michel, Vorsitzender von Gemeinsamhandel Zweibrücken.

Andreas Michel, Vorsitzender von Gemeinsamhandel Zweibrücken.

Foto: Lutz Fröhlich

Erste Reaktionen auf die Einladung hätten gezeigt, sagt Michel, dass viele Händler der Ansicht waren, der Gemeinsamhandel-Vorstand erhalte bereits diese finanzielle Anerkennung. Nicht nur City-Managerin Petra Stricker – die sich nach Angaben von Stadtsprecher Heinz Braun mit Genehmigung, aber ohne Auftrag der Stadt um die Öffentlichkeitsarbeit von Gemeinsamhandel kümmert – hält die geplante Aufwandsentschädigung für gerechtfertigt. Auch Dieter Ernst bestätigt das enorme zeitliche Engagement der Vorstandschaft. Auch Bürgermeister Christian Gauf, lange Zeit ehrenamtlich im Sportverein hoch engagiert, versteht den Antrag. „Das lässt sich mit der ehrenamtlichen Arbeit in einem Sportverein oder auch in einem Förderverein Schule/Kindergarten, in dem es um das Wohl des eigenen Kindes geht, gar nicht vergleichen. Hier wird durch das Engagment des Vorstands ja jeder beteiligte Geschäftsbetrieb werbetechnisch unterstützt und kann dadurch höhere Umsätze generieren.“ Drei Viertel der Anwesenden müssen dem Antrag bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung zustimmen.

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