Konzert in Zweibrücker Festhalle Auf der Spur von Whitney Houston

Zweibrücken · So bewegend war das Revival-Konzert in der Zweibrücker Festhalle.

 Als Weiße optisch gar nicht ähnlich, aber stimmlich  recht nahe: Kerstin Heiles sang Lieder von Whitney Houston. Links Pianist Christoph Pauli.

Als Weiße optisch gar nicht ähnlich, aber stimmlich recht nahe: Kerstin Heiles sang Lieder von Whitney Houston. Links Pianist Christoph Pauli.

Foto: Sebastian Dingler

Eigentlich ist es ja ein Ding der Unmöglichkeit: Whitney Houstons herausragende Stellung als Sängerin herauszustreichen – und sich dann selbst an ihr musikalisches Vermächtnis heranzuwagen. Sängerin und Schauspielerin Kerstin Heiles ist mit ihrer Tribute-Show dieses Wagnis eingegangen – und konnte am Samstagabend vor den 280 Zuschauern in der Zweibrücker Festhalle im Großen und Ganzen bestehen.

Natürlich gab es hinterher auch Meinungen wie jene von Sandra Müller aus Pirmasens, die sagte, dass Heiles sie „null“ an das große Vorbild erinnert habe. Und trotzdem war auch diese Zuschauerin am Ende zu Tränen gerührt, wie sie erzählte. Die Geschichte von Whitney Houston ist ja auch eine weitgehend traurige; sie wurde vom Bandleader und Pianisten Christoph Pauli und von Heiles selbst immer wieder erzählt zwischen den Stücken. Zum Teil spielte Pauli auch den Interviewer, während die Sängerin die originalen Antworten von sich gab. Das ging dann von Houstons kometenhaftem Aufstieg und ihrer Vermarktung als heiliger Jungfrau bis zum bitterbösen Absturz und Drogentod.

Etwa in chronologischer Reihenfolge gab es in der Festhalle auch die Hits der Souldiva: Aus dem Dunkeln kam Heiles mit „Saving All My Love“ auf die Bühne, „How Will I Know“ und „I Wanna Dance with Somebody“ folgten wenig später. Mit diesen Songs wurde Whitney Houston in den 80er-Jahren berühmt. Das Gesangstalent war ihr in die Wiege gelegt worden, Mutter Cissy sang bei Elvis Presley im Chor, Dionne Warwick war ihre Cousine. Oft wird auch behauptet, Aretha Franklin sei ihre Patentante gewesen, so auch in der Festhalle. Das stimmt aber nicht, Franklin und Cissy Houston waren lediglich gute Freundinnen.

Noch vor der Pause wurden schon Handys geschwenkt zur Ballade „One Moment in Time“. Bis dahin stimmte die heile Welt der Whitney-Biografie noch, dann aber trat das Böse beziehungsweise der Böse in ihr Leben: Soulsänger und Ehemann Bobby Brown pflegte nicht nur das Image des Bösewichts, er war es offenbar auch für Houston. Da es zufälligerweise den gleichnamigen Hit von Frank Zappa gibt, sang Pianist Pauli diesen Song zu Beginn des zweiten Teils, brach den schlüpfrigen Text aber nach kurzer Zeit ab. Die Überraschung war gelungen und das Zeichen gesetzt: Ab jetzt konnte es nur noch bergab gehen mit der einst so blütenfrischen Whitney. Pauli und Heiles spielten dazu das berühmte Interview Houstons mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey nach. Brown konnte es offenbar mit seinem männlichen Stolz nicht vereinbaren, dass seine Frau mehr Erfolg als er hatte, wurde da gesagt. Als Heiles erzählte, er habe Houston vor den Augen ihrer gemeinsamen Tochter angespuckt, wurde es totenstill im Saal.

2006 erst trennte Houston sich von ihrem Misshandler, doch offenbar war es zu spät: Von den Drogen kam sie nicht mehr los, ein Comeback-Versuch scheiterte kläglich. Pauli zitierte den großen Whitney-Houston-Fan und heutigen Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner aus dessen damaliger Konzertkritik: Die Inszenierung einer Demütigung sei das gewesen, zwei Stunden Qual, „die Schultern hängen, nichts will gelingen“, das Publikum habe die Sängerin gnadenlos ausgebuht.

Davon blieben Heiles und ihre Band verschont, ganz im Gegenteil: Das Publikum erhob sich, nachdem die Sängerin zum dramatischen Schluss noch mal alles gab bei der Ballade „I Will Always Love You“. Endlich wurde auch die sehr gut aufspielende Band vorgestellt, wobei sich herausstellte, dass Schlagzeuger Reinhold Kampferseck ein Südwestpfälzer ist: Er stammt aus Thaleischweiler.

Günther Stephan aus Zweibrücken war mit seiner Frau Beate in der Festhalle. Er sagte: „Es war prima, ganz toll, unterhaltsam, eine runde Sache, man kannte alle Songs. Die Sängerin ist schon an Whitney rangekommen. Ich selbst kann nur in der Badewanne singen, dafür kann die (Heiles) ganz gut singen. Das war ein gelungener Abend.“

Bandleader Christoph Pauli gab nach der Show Auskunft darüber, wie diese vor zehn Jahren zustande gekommen war: „Es war so: Wir haben in Wien Theater gespielt, das war so ein zusammengestellter Abend, da hat Kerstin ,I Will Always Love You‘ gesungen. Da hat Whitney noch gelebt. Dann kam ihr Tod und ich sagte zu Kerstin, du singst ja wie sie. Klar, man kann nicht ganz so singen wie sie, aber no Risk no Fun. Dann haben wir in München Premiere gehabt vor einigen Jahren.“ Kerstin Heiles selbst erzählte: „Ich hab erstmal gedacht, oh Gott, ich bin weiß, ob das so eine gute Idee ist? Aber man hat Whitney Houston ja auch nachgesagt, dass sie eine ‚weiße Stimme‘ hätte. Irgendwie habe ich das Timbre scheinbar getroffen. Es ist ja ein Tribut an sie, wir wollen ihr huldigen. Man kann sie nicht erreichen. Aber ich bin so glücklich, dass ich ihr nacheifern darf. Und wenn die Leute da happy sind, dann machen wir wohl ein bisschen was richtig.“

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