Wenn der kleine Hunger kommt

Zweibrücken · Eine Flotte, ein Ziel: die bekannte Galaxis beherrschen. Kulturell, militärisch oder durch schiere Masse. Das ist Sid Meiers neuer Rundenstrategie-Titel „Starships“. Für Meiers Verhältnisse ein recht schmales Programm – wenn auch kein schlechtes.

 Die Grafik ist ok, aber die Spezialeffekte sind nicht besonders speziell. Fotos: Firaxis

Die Grafik ist ok, aber die Spezialeffekte sind nicht besonders speziell. Fotos: Firaxis

Wenn Sid Meier, Erfinder von "Civilization", ein neues Spiel herausbringt, nimmt man am besten Urlaub, um es durchzuspielen. Normalerweise werden dabei ganze Zivilisationen durch die Jahrhunderte gelotst, von der Steinzeit bis ins Raketenzeitalter und darüber hinaus. Dutzende Einheiten, Gebäude und Wunder wollen gebaut, ein üppig wuchernder Forschungsbaum will erkundet werden. Für "Starships", seinen neuesten Titel, reicht ein Wochenende. Hier ist der Spieler mit einer einzelnen Raumflotte unterwegs in einer im Raum-Zeit-Kontinuum von "Civilization: Beyond Earth" angesiedelten Galaxis zwischen "klein" und "episch". Diese Flotte ist Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Sie besteht anfangs aus zwei bis drei mickrigen Raumschiffen. Mit denen zieht der Spieler von seinem Heimatplaneten in ein benachbartes System. Ziel: Es für das eigene Imperium zu gewinnen. Das geht am einfachsten, indem man Aufträge der Bewohner erledigt. Diese Aufträge enden immer auf dem Schlachtfeld. Hier bekriegen sich der Spieler und sein Gegner rundenweise zwischen Planeten , Wurmlöchern und Asteroidenfeldern. Das macht durchaus Spaß, ist aber aufgrund der geringen Auswahl an Einheiten - eigentlich gibt es nur eine einzige, die einfach in Bereichen wie Schild, Antrieb oder Raketenstärke aufgerüstet werden kann - und dem zweidimensionalen Weltall nicht wirklich spannend oder anspruchsvoll. In der Regel gewinnt einfach der Spieler mit den dicksten Kanonen und den stärksten Schilden. Zwischen den Kampfeinsätzen können auf den eroberten Planeten Städte gegründet (steigert die Menge aller pro Runde gelieferten Ressourcen), Verbesserungen gebaut (steigert den Ertrag jeweils einer Ressource oder stärkt die Einheiten), Einfluss gekauft oder Wunder gebaut werden. Diese Wunder geben in der Regel handfeste Vorteile im Kampf.

Grafisch und akustisch ist das Ganze auf dem Niveau eines gehobenen Browser-Games angesiedelt. Die Raumschiffmodelle sind (wie die Diplomatie) eher grob modelliert, die Spezialeffekte (Explosionen) ernüchternd. Für Stirnrunzeln sorgen auch Komfortmängel: Warum kann ein Spielstand zum Beispiel nur aus dem Hauptmenü geladen werden? Warum gibt es keine Möglichkeit, das Anzeigen von Feindbewegungen auszuschalten? Oder sie wenigstens zu beschleunigen? Was auch immer der tiefere Sinn dieser Design-Entscheidungen sein mag: Dem Spielspaß sind sie nicht dienlich. Für "Starships" spricht, dass trotzdem genügend Spielspaß übrig bleibt, um nicht nur bis zum - wie bei Sid Meier üblich unspektakulären - Abspann dran zu bleiben, sondern bei Gelegenheit eine weitere Runde zu spielen. So viel Zeit ist immer.

Wertung (Schulnote): 3+

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