Kriminalstatistik Zweibrücken und Südwestpfalz Zahl der Straftaten in der Region erneut gesunken

Zweibrücken · Gestiegen ist hingegen die Zahl der Sexual- und Drogendelikte.

 ARCHIV - 14.10.2016, Hessen, Wiesbaden: Sichergestelltes Ecstasy ist auf einer Pressekonferenz des Bundeskriminalamtes (BKA) zum Thema Organisierte Kriminalität und deren polizeilicher Bekämpfung zu sehen. Nach einem Fund von rund vier Kilogramm Ecstasy-Tabletten am Flughafen Berlin-Schönefeld müssen sich zwei Männer vor dem Landgericht verantworten. (zu "Kiloweise Drogen im Reisegepäck · Prozess gegen zwei Männer" vom 30.07.2018) Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 14.10.2016, Hessen, Wiesbaden: Sichergestelltes Ecstasy ist auf einer Pressekonferenz des Bundeskriminalamtes (BKA) zum Thema Organisierte Kriminalität und deren polizeilicher Bekämpfung zu sehen. Nach einem Fund von rund vier Kilogramm Ecstasy-Tabletten am Flughafen Berlin-Schönefeld müssen sich zwei Männer vor dem Landgericht verantworten. (zu "Kiloweise Drogen im Reisegepäck · Prozess gegen zwei Männer" vom 30.07.2018) Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Zahl der Straftaten im Bereich der Polizeidirektion Pirmasens, zu deren Gebiet auch Zweibrücken und die Südwestpfalz gehören, ist im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Die Fallzahlen sind laut Analyse der Polizei in fast allen Deliktsgruppen rückläufig „bei jeweils überdurchschnittlichen Aufklärungsquoten“. Im vergangenen Jahr wurden 8258 Straftaten und damit 4 Prozent weniger als im Vorjahr (8595 Fälle) registriert. 2019 wurden 8739 Straftaten, im Jahr 2014 sogar noch 9666, registriert.

Diese Entwicklung schlägt sich bei der Häufigkeitszahl nieder, welche die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner darstellt. Lag diese im Vorjahr noch bei 5127, ging der Wert auf 4930 Fälle pro 100 000 Einwohner zurück, was erneut ein Minus von knapp vier Prozent bedeutet. Besonders der Landkreis ist nach Polizeiangaben mit einer Häufigkeitsziffer von 2993 „einer der sichersten in ganz Deutschland“.

Mit einer Aufklärungsquote von 73,8 Prozent nimmt die Direktion Pirmasens „einen absoluten Spitzenplatz in Rheinland-Pfalz ein“, betont die Polizei in ihrem Jahresbericht. Der „hervorragende Wert des Vorjahres“ habe noch einmal um zwei Prozentpunkte übertroffen werden können. Zum Vergleich: Die Aufklärungsquote des Polizeipräsidiums Westpfalz liegt bei schon 71,7 Prozent, die des gesamten Landes Rheinland-Pfalz bei 65,8 Prozent.

Im Jahr 2021 wurden im Direktionsbereich keine echten Tötungsdelikte in Form von Mord oder Totschlag verzeichnet. In vier Fällen musste die Kriminalpolizei Ermittlungen wegen eines fahrlässigen Tötungsdeliktes aufnehmen.

Die Zahl der Sexualstraftaten stieg um 59 Fälle auf 247. Diese Steigerung um 30 Prozent lässt sich durch die zunehmende Anzahl von Verfahren, die durch das US-amerikanischen National Center For Missing & Exploited Children (NCMEC) gemeldet werden, erklären. NCMEC führt eine ständige zielgerichtete Internetauswertung durch und übermittelt die festgestellten Fälle weltweit. Als Beispiel sei hier das Einzeldelikt „Verbreitung pornografischer Schriften“ zu nennen, das alleine mit 120 Fällen zu Buche schlägt. 29 Fälle mehr als 2020.

Die vielfach erwartete deutliche Zunahme der häuslichen Gewalt aufgrund der Pandemielage war, wie schon im Vorjahr, im Direktionsbereich nicht zu verzeichnen. Die Zahl der Fälle von „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ (Gewalt in der Partnerschaft), stieg lediglich um 6 Fälle auf nunmehr 341 an. Die Gewalt drückt sich in 3 von 4 Fällen (72 Prozent der Fälle) in Körperverletzungsdelikten gegenüber dem meist weiblichen Opfer aus. In jedem vierten Fall (23,5 Prozent) werden Straftaten gegen die persönliche Freiheit begangen. Nach einem hohen Anstieg im Jahr 2019 sind die Körperverletzungsdelikte in der Öffentlichkeit, wie schon im Vorjahr, im zweistelligen Prozentbereich (-11,6 Prozent) rückläufig. Die Fallzahlen gingen von 146 (2019), über 128 (2020) auf nunmehr 114 zurück. Körperverletzungen insgesamt wurden 937 begangen. Nach den 1075 Körperverletzungen im Jahr 2020 bedeutet das einen Rückgang um 12,8 Prozent.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um weitere 20 auf 110 Fälle zurück. Das ist der niedrigste Wert in der Zehnjahresbetrachtung und nochmals ein Rückgang von über 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2015, dem Jahr mit dem Höchststand an Wohnungseinbrüchen im Direktionsbereich (288), beträgt der Fallzahlenrückgang sogar 62 Prozent. In der Hälfte aller Fälle blieb es beim Versuch.

Bei den einfachen Diebstählen setzt sich der positive Trend ebenfalls fort. Der Mittelwert der letzten zehn Jahre liegt bei 1645 Diebstählen. So wurden zum Beispiel im Jahr 2011 noch 2146 einfache Diebstähle begangen und damit fast doppelt so viele wie aktuell mit 1153. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich die Zahl um weitere 130 Diebstähle. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Rückgang auf Pirmasens und Zweibrücken zurückführen lässt. In beiden Städten gingen die Fallzahlen um gut 100 Fälle (Pirmasens: 551 zu 457 und Zweibrücken: 450 zu 344) zurück, während im Landkreis Südwestpfalz sogar 32 Fälle mehr registriert wurden.

Bei den schweren Diebstählen lag die Fallzahl im Jahr 2016 noch bei 1240 Fällen. Nach 697 Fällen 2020 wurden 2021 noch 501 Fälle registriert. Dieses Minus von 196 Fällen ergibt einen prozentualen Rückgang von über 28 Prozent innerhalb eines Jahres. Knapp ein Drittel aller schweren Diebstähle (31,1 Prozent) wurden aufgeklärt.

Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist ein Rückgang von 1232 auf nunmehr 1183 Fälle festzustellen. 992 Betrugsdelikte und damit 84 Prozent wurden aufgeklärt. In nahezu der Hälfte der Betrügereien (487 Fälle) wurde das Internet genutzt.

Der Anstieg bei den Drogendelikten ist mit 17,1 Prozent weiterhin signifikant, nachdem schon im Vorjahr ein plus von 20,2 Prozent registriert wurde. Mit 1163 Rauschgiftdelikten wurden 170 Delikte mehr als im Vorjahr registriert. Fast alle Fälle konnten aufgeklärt werden (96,6 Prozent). Im Rauschgift-Bereich spricht man von der sogenannten „Hol-Kriminalität“. Demnach ist die Steigerung der deliktischen Zahlen einerseits auf aktive Ermittlungen der Kriminalbeamten zurückzuführen. 2020 ermittelte die Kripo in 492 Fällen, gegenüber 527 Fällen im letzten Jahr, was einem Plus von über 7 Prozent entspricht.

Andererseits sind die zusätzlichen Fallzahlen der Verkehrsüberwachung zuzurechnen. Vermehrt werden drogenbeeinflusste Fahrzeugführer erkannt und in vielen Fällen werden Drogen sogar mitgeführt oder Rauschgiftdelikte in Folgeermittlungen festgestellt.

Im Jahr 2021 waren zehn Rauschgifttote zu beklagen, nachdem im Vorjahr keiner und im Jahr 2019 drei Menschen den Drogentod starben. Eine kriminalistische oder wissenschaftliche Erklärung hierfür gibt es nach Polizeiangaben nicht. Es sei weder eine lokale noch zeitliche Konzentration zu verzeichnen. Ein bestimmtes „Gift“ war auch nicht verantwortlich zu machen. Einzig festzustellen war, dass bei den meisten Drogentoten eine Mischung aus mehreren toxischen Substanzen wie verschiedenen Rauschgiften in Kombination mit Tabletten und Alkohol, eingenommen worden waren, die zusammen eine tödliche Wirkung hatten.

Nachdem 2020 noch 103 Gewaltdelikte gegen die Polizei begangen wurden, kam es 2021 zu 99 solchen Übergriffen gegen Polizeibeamte und Polizeibeamtinnen bei ihrer Dienstausübung. Obwohl die Zahl gegenüber dem Vorjahr stagniert, ist diese, wie es im Bericht der Polizei heißt, „viel zu hoch, gerade wenn man die Steigerungsraten der vergangenen Jahre mit heranzieht“.

In den Daten der Polizei finden sich schließlich auch Angaben über die Nationalitäten von Tätern und Opfern. Der Anteil Nichtdeutscher an der Gesamtbevölkerung lag zum 31. Dezember 2020 im Bereich der Polizeidirektion Pirmasens bei 7,8 Prozent (Pirmasens 12,4 Prozent, Zweibrücken 11,1 Prozent, Landkreis 4,6 Prozent). Nach „einer gewissen Konstanz in den letzten Jahren“ war die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen 2020 deutlich von 20,2 Prozent auf 17 Prozent gesunken, dann jedoch 2021 wieder auf 18,2 gestiegen. Am häufigsten wurden Nichtdeutsche bei Körperverletzungsdelikten und Diebstählen, hier besonders die Ladendiebstähle, aktenkundig. Der überwiegende Teil der nichtdeutschen Tatverdächtigen im vergangenen Jahr besaß die syrische (11,5 Prozent) oder die polnische (8,5 Prozent) Staatsangehörigkeit. Es folgten die rumänische (7,8 Prozent), die türkische (6,8 Prozent) und die bulgarische Staatsangehörigkeit mit (4,6 Prozent). Von insgesamt 716 nichtdeutschen Tatverdächtigen hatten 233 (2020: 232) den Status „Zuwanderer“. Auch der Anteil nicht-deutscher-Mitbürger unter den Kriminalitäts-Opfer ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen, Er lag bei 13,6 Prozent.

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