Weltkrieg mit Eisberg

Zweibrücken · Merkwürdig blass sowohl im Vergleich zum Film-Kaleu Jürgen Prochnow als auch mit dem übrigen Ensemble wirkte Hardy Krüger jr. am Mittwochabend bei der Aufführung von „Das Boot“ in Zweibrücken.

 Hardy Krüger jr. zeigte als Kaleu wenig Emotion. Foto: voj

Hardy Krüger jr. zeigte als Kaleu wenig Emotion. Foto: voj

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Beklemmende Enge. Keine Privatsphäre. Für lange Zeit kein Tageslicht. Fernab von Familie und Heimat. Und über all dem schwebt die ständige Angst, vom Feind entdeckt und angegriffen zu werden. Eindrucksvoll hat das Schauspiel "Das Boot" am Mittwochabend in der Zweibrücker Festhalle das Leben auf einem deutschen Kriegs-U-Boot während des Zweiten Weltkriegs porträtiert. In den 70er Jahren war der gleichnamige Roman von Lothar-Günther Buchheim ein Welterfolg und die Verfilmung von Wolfgang Petersen 1981 war ebenfalls international erfolgreich. Die Handlung folgt der Besatzung des deutschen U-Bootes U 96, das 1941 auf dem Atlantik und im Mittelmeer vor Gibraltar den Auftrag hatte, britische Schiffe zu versenken. Der erfahrene aber namenlose Kapitänleutnant, der von allen nur "der Kaleu" oder "der Alte" genannt wird, führt die teils sehr junge und unerfahrene Mannschaft an.

Die Rolle des Kaleu, laut Programmheft die Hauptrolle, wirkte während des ganzen Stücks aber eher nebensächlich. Gespielt von dem bekannten Schauspieler Hardy Krüger jr. beobachtete der Kaleu meist mit stoischer Miene die See, speiste oder gab mit gleicher Miene und ohne jegliches Zeichen von Aufregung Befehle. Selbst als das Boot von feindlichen Bomben getroffen und die Besatzung durch das Bootsinnere geschleudert wird und um ihr Leben fürchtet, hält sich der Kaleu einfach an einer Eisenstange fest - wie immer mit gleichbleibender unbeeindruckter Miene. Auch sonst konnte Krüger jr. wenig überzeugen. Oft war er nur schwer zu verstehen, da er eher leise und undeutlich sprach. "Seine Stimme hat einfach nicht getragen", kritisierte Zuschauerin Hanne Stauch. "Aber auch generell hätten die Schauspieler Verstärker gebraucht, es war zu leise." Die Pensionärin lobte jedoch die Leistung der anderen Schauspieler: "Es war eine gute Truppe. Auf der Theaterbühne lässt sich dieses Thema viel schwieriger umsetzen, als beispielsweise im Film, wo man mehr Spannung aufbauen kann. Aber sie haben das trotzdem gut gemacht."

Besonders die bedrückende Atmosphäre an Bord und die psychische Belastung der Seemänner brachten die Schauspieler hervorragend zum Ausdruck. Da gibt es den erfahrenen Maschinisten Johann, der plötzlich während eines Angriffs durchdreht. Oder den Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (im Film Herbert Grönemeyer ), der in seinen kurzen Monologen als Einziger in der Lage zu sein scheint, das Erlebte in Worte zu fassen. Die Seeleute stehen in dem ständigen Zwiespalt, ihre Gefühle und Moralvorstellungen mit den Erwartungen des Vaterlandes in Einklang zu bringen. Einzig der Kaleu zögert nicht, die gegnerischen Matrosen ertrinken zu lassen; denn das entspreche schließlich dem Auftrag.

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