Podiumsdiskussion „Wir Frauen müssen uns trauen“

Südwestpfalz · Podiumsdiskussion „Von 100 Jahren Frauenwahlrecht zur modernen weiblichen Arbeitswelt“.

Mehr als 50 Frauen und Männer haben im Zweibücker Mehrgenerationenhaus unter dem Motto „Von 100 Jahren Frauenwahlrecht zur modernen weiblichen Arbeitswelt“ die politische und wirtschaftliche Teilhabe der Frauen in der heutigen Gesellschaft beleuchtet. SPD und Grüne hatten zur Podiumsdiskussion mit Frauen an der Spitze von städtischen Bereichen, Privatunternehmen und Gewerkschaft eingeladen. „Von einer Emanzipation in diesem Bereich sind Frauen noch weit entfernt“, stellte Barbara Danner-Schmidt (Grüne) fest. Prognostiziert sind noch mehr als 40 Jahre, um die Geschlechterunterschiede hier aufzuheben. „So viel Zeit haben wir nicht!“ waren sich die Frauen einig. Die Zweibrücker Historikerin Charlotte Glück skizzierte in einem Auszug aus ihrer Doktorarbeit den Kampf der Frauen um ihr Wahlrecht sowie die rechtlichen Errungenschaften an Selbstbestimmungsrechten seitdem. Das Rollenmodell „Ehefrau, Hausfrau und Mutter“ präge die Gesellschaft bis heute. „Den Begriff ‚Rabenmutter‘ für eine Frau, die angeblich ihre Kinder ob ihrer Berufstätigkeit oder ihres Engagements vernachlässigt, gibt es nur in Deutschland“, stellte Hedi Danner fest, die die Diskussion gemeinsam mit Elke Moulin (beide SPD) moderierte.

Schnell entspannte sich gemeinsam mit den Teilnehmern eine lebhafte und perspektivenreiche Diskussion, etwa über die Ursache dafür, dass selbst bei einem hohen Frauenanteil auf Stadtratslisten doch zumeist Männer gewählt werden. „Woran liegt das?“ fragte FDP-Fraktionschefin Ingrid Kaiser.

„Warum ist es uns bis heute nicht gelungen, in den Parlamenten die Parität herzustellen?“ Strukturelle Probleme wie die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und politischem Engagement mit zahlreichen Sitzungen in den Abendstunden seien für viele Frauen abschreckend, sodass sie gar nicht kandidieren, ergab die Diskussion. Die Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckler (SPD) gestand: „Bei uns funktioniert es, weil mein Mann mich unterstützt.“

„Wir Frauen müssen uns trauen. Wir haben es selbst in der Hand“, gaben die stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Schunck und Stella Pazzi, Geschäftsführerin bei IT-Spezialist Moltomedia, den Anwesenden mit auf den Weg. Auf die Forderung nach einer Quoteneinführung bei gleicher Qualifikation bestätigte Schunck: „In der Gewerkschaft ist das seit 18 Jahren kein Thema mehr.“ In der Diskussion wurde klar: Es braucht einen gesetzlichen Druck zur Veränderung. Eine große Herausforderung bestehe auch nach wie vor in der Rentenlücke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort