Zweibrücker Fußgängerzone Welle von Ladenschließungen in der City

Zweibrücken · Gemeinsamhandel: Runder Tisch analysiert Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. Stricker arbeitet an Online-Konzept.

 Schließung in markanter Lage: Wäsche Hallauer zieht sich Ende Mai oder Ende Juni aus Zweibrücken zurück.

Schließung in markanter Lage: Wäsche Hallauer zieht sich Ende Mai oder Ende Juni aus Zweibrücken zurück.

Foto: Lutz Fröhlich

In der Zweibrücker Fußgängerzone schließen dieses Jahr eine ganze Reihe von Geschäften – der prominenteste Name ist Wäsche Hallauer (mehr: Seite 16). Zwar gibt es teils Nachmieter. Doch Leerstände sorgen zunehmend für Beunruhigung in der Händlerschaft, zumal weitere markante Langzeit-Leerstände wie die Ex-Sparda-Bank andauern.

„Wir machen uns Sorgen, weil es so viele Geschäftsschließungen gibt“, berichtet Gemeinsamhandel-Vorsitzender Andreas Michel aus der jüngsten Vorstandssitzung. Zumal angesichts wachsender Online-Konkurrenz zu befürchten sei, „dass noch nicht das Ende der Fahnenstange bei den Umsatzverlusten des Einzelhandels erreicht ist“.

Der Gemeinsamhandel-Chef will aber nicht klagen – sondern spricht lieber übers Anpacken der Herausforderungen. „Der Einzelhändler, der sich behaupten will, muss seine Hausaufgaben machen, sich mit dem Internet anfreunden, Personal schulen und ein gutes Sortiment haben.“ Zudem habe er bei der städtischen Wirtschaftsförderin Anne Kraft „einen runden Tisch angeregt, weil wir über die Leerstände sprechen müssen“, dieser komme innerhalb der nächsten ein, zwei Monate. Denn die Ursachen müssten, auch zusammen mit Hausbesitzern und Maklern, genau analysiert werden: „Sind die Mieten zu hoch? Sind Immobilien veraltet? Gibt es genug Flexibilität bei der Vermietung? Manche Filialisten kommen nicht nach Zweibrücken, weil die Verkaufsflächen zu klein sind: Kann man eventuell mal eine Wand zum Nachbarhaus durchbrechen? Was lässt sich bei der Außendarstellung verbessern? Was ist los, wenn ein Geschäft zwei Jahre lang leersteht? Oder will keiner mehr Einzelhändler werden?“

Könnten eine Existenzgründer-Beratung oder -Zuschüsse Laden-Neueröffnungen fördern? Eine gute Idee, findet Michel. „Wobei man für Zuschüsse vielleicht gar nichts Neues erfinden muss, sondern Lotsen bräuchte, vielleicht mit Hilfe der IHK, um zu erfahren, wo es welche Möglichkeiten gibt.“

Dass einige Vermieter Läden schon lange leerstehen lassen, wundert Michel: „Das macht die eigene Immobilie ja nicht attraktiver und könnte sich negativ auf die Vermietbarkeit der Wohnungen darüber auswirken.“ An die Politik hat Michel derzeit keine dringenden Wünsche: „Ich sehe nichts, wo die Stadt uns im Regen stehen lässt. In den letzten zwei Jahren hatten wir ein gutes Verhältnis.“

Citymanagerin Petra Stricker berichtet: „Andreas Michel, ich und Anne Kraft sind dabei, uns intensiv um das Thema Leerstände zu kümmern. Wir diskutieren verschiedene Wege und analysieren auch, was andere Städte machen.“

Im November hatte Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) Stricker beauftragt, eine „Online-Plattform“ für den Zweibrücker Einzelhandel zu erarbeiten. „Da haben wir noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns“, berichtet Stricker. „Wir planen ein umfangreiches Pilotprojekt, wollen andere Wege gehen als die Plattformen anderer Städte.“ Die nämlich stammten von Fremdanbietern, für die einzelnen Geschäfte seien die Einflussmöglichkeiten zu gering. Weil Zweibrücken „kein Modell von der Stange“ wolle und noch einige technische Fragen zu klären seien, sei der Starttermin noch offen. Ein grobes Konzept stehe schon. Mehr als dass es „unter dem Dach von Gemeinsamhandel stehen, aber auch für Nichtmitglieder offen sein soll und von der Stadt unterstützt wird“, verrät Stricker aber noch nicht.

 Nur noch bis Ostern hat der Teeladen „Agora“ geöfffnet.

Nur noch bis Ostern hat der Teeladen „Agora“ geöfffnet.

Foto: Lutz Fröhlich

Wachsen die Leerstände in Zweibrücken nur gefühlt oder auch objektiv? Schließlich gibt es auch Positiv-Nachrichten wie die baldige Eröffnung eines Stehcafés im Ex-Hussel an der Ecke Hauptstraße/Alexanderplatz. Statistiken führe man nicht, so Stricker. Ob und wie die Kundenfrequenz in der Fußgängerzone tatsächlich sinke, darüber gingen die Meinungen auseinander: „Im Dezember habe ich einen Rundgang gemacht und lange mit Händlern gesprochen. Da gab es sehr individuelles Feedback.“ Teilweise beobachten Händler auch mehr Passanten, von denen aber deutlich weniger als früher auch etwas kaufen. Alle Händler, so Stricker, freuten sich aber über mehr Betrieb an den Veranstaltungstagen von Gemeinsamhandel und Citymanagement: „Das spornt uns natürlich an, noch mehr Lust auf Stadt zu machen!“
> Seite 16: Diese Läden schließen

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