Weit mehr als nur ein kleines Stück Papier
Zweibrücken · Am 26. August wird der Tag des Toilettenpapiers gefeiert. Dieser ist auch als Toilet Paper Day bekannt und dient dazu, jährlich an die alltägliche Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit des Klopapiers zu erinnern. Häufig wird einem dies erst dann bewusst, wenn es schon zu spät ist - etwa nach einem längeren Toilettenaufenthalt und der Feststellung, dass die Klopapierrolle leer ist. Damit ist auch klar, was das Schlimmste ist, das einem am 26. August passieren kann: den Tag des Toilettenpapiers ohne Klopapier zu feiern!
Das zumeist auf Papphülsen aufgewickelte Toilettenpapier kann aus bis zu fünf Papierlagen bestehen. Zum leichteren Abreißen der benötigten Papiermenge sind Perforationen auf Kleinrollen üblich. Mit Texten, gefärbtes, oder mit Bildern bedrucktes Toilettenpapier findet als Scherzartikel oder Werbeartikel Verwendung. Es gibt feuchtes Papier sowie antibakterielles oder parfümiertes. Toilettenpapier zerfällt in der Kanalisation , wird aber in einigen Regionen Südeuropas nicht in der Kanalisation geduldet.
Die Geschichte
Die Geschichte der Verwendung von Toilettenpapier und der Reinigung des Hintern hat eine lange Geschichte und Tradition. Doch auch schon vor der Erfindung des Klopapiers gab es zahlreiche Hilfsmittel, mit denen Menschen ihren Allerwertesten gesäubert haben. Angefangen hat alles vor langer Zeit mit der "Bösen Hand". Gemeint ist die linke Hand, die in sehr vielen Kulturen zur Körperreinigung diente. Dies ist einer der Gründe warum es Tradition ist, sich mit Rechts die Hand zu geben.
Doch schon bald begann der wohlhabendere Teil der Menschheit Hilfsmittel zum Abwischen zu nutzen.
Ob Blätter, Fellstücke, Federn, Gras, Heu, Lumpen oder sogar lebendes Federvieh - seit jeher scheint der Mensch alle möglichen Materialien zu Zwecken der Analhygiene genutzt zu haben. So deuten archäologische Funde im Salzberg bei Hallstatt darauf hin, dass man bereits in Bronzezeit die Blätter der Pestwurz-Pflanze als Klopapier benutze. Nicht umsonst trägt die Pflanze in Bayern auch heute noch die volkstümliche Bezeichnung Arschwurzen.
Skurrile Beispiele
Die antiken Griechen und Anatolier benutzen flache (Kiesel-)Steine, die Römer spießten feuchte Schwämme auf Stöcke bzw. Äste, die zur Säuberung in Salzwasser getaucht wurden und so wiedergebraucht werden konnten; auf Hawaii benutzten die Einheimischen Kokosnussrinde, die Eskimos wischten sich den Hintern mit Schnee und Moosen der Tundra ab und das französische Königshaus - historisch gesehen sicherlich nicht immer ein Inbegriff der Körperhygiene - schwor auf den Einsatz von Seidentüchern.
Ein bedeutender Schritt in der Evolution der Menschheit begann, als im 14. Jahrhundert in China das erste Toilettenpapier produziert wurde. Das erste Papier , das in einer Fabrik speziell als Toilettenpapier hergestellt wurde, wurde 1857 in den USA hergestellt und bestand aus einzelnen Blättern in einer Schachtel und war mit Aloe-Extrakten getränkt. Das perforierte Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. 1880 entstand die British Perforated Paper Company. 1890 stellte die Scott Paper Company Toilettenpapier auf Rollen her.
In Deutschland wurde 1928 in Ludwigsburg die erste Toilettenpapierfabrik gegründet. Damals bestand eine Rolle aus 1000 Blatt rauen Krepppapiers. 1958 verbreitete sich - aus Amerika kommend - das weichere Tissue-Papier, das auf der Haut viel angenehmer als das Krepppapier ist.
Toilettenpapier-Panik
In Japan kam es 1973 während der Ölkrise zu der "Toilettenpapier-Panik". Das Gerücht einer zu erwartenden Verknappung von Toilettenpapier aufgrund einer Beschränkung der Ölimporte führte zu Hamsterkäufen. Damit kam es zu einer Verknappung, die wiederum die Gerüchte zu bestätigen schien.
Einen ähnlichen Fall gab es auch auf Hawaii. Bis in die 1980er Jahre zerschnitt man auch Zeitungen in kleine Blätter, lochte einen solchen Stapel an einer Ecke und hängte ihn mit einem Bindfaden an einem Nagel auf. Als Alternative gab es nach oben offene Holzkästchen, die an der Wand angebracht wurden und mit dem passend geschnittenen Zeitungspapier gefüllt wurden. Selbst heute finden solche Toilettenpapier-Krisen noch statt, z.B. die Toilettenpapier-Knappheit 2013 in Venezuela.
Was uns die Zukunft noch für interessante technische Entwicklungen in diesem Bereich bringen wird, kann nur erahnt werden. Doch liegt die Vermutung nahe, dass auch andere Materialien als das immer teurer werdende Papier , der Aufgabe gewachsen wären, Wasser zum Beispiel. Die ersten Dusch WCs (siehe Text rechts) sind bereits auf dem Markt und vor allem im asiatischen Raum schon ein echter Renner. red Lang ist's her, da war das "stille Örtchen" eines genau nicht: still. Es wurde geschwatzt, getratscht, auch verhandelt, daher die Rede vom "kleinen Geschäft". Dann kamen die Tabus, mit ihnen verschlossene Türen und öfter mal ein genervtes "Besetzt!". Aber auch das geht vorüber. Sagen die Trendforscher , wie zum Beispiel Andreas Steinle. Der Leiter des Frankfurter Zukunftsinstituts beruft sich auf eigens erhobene "Megatrends". Steinle: "Es ist eine Entwicklung im Gang, bei der sich die festen Funktionen der einzelnen Wohnräume auflösen. Das Paradebeispiel dafür ist die Küche, die als Homeoffice genutzt wird." Aber auch das Badezimmer hält sich nicht zurück. "Aus ihm ist ein seelischer Regenerationsort geworden."
Andreas Steinle wäre kein Trendforscher , wenn er es bei dieser einen Zukunftsaussicht beließe: "Umfragen zeigen, dass das Badezimmer ambivalent beurteilt wird. Es dient nicht ausschließlich als Rückzugsort, sondern auch mehr und mehr als Ort der Interaktion. Keine Zeit für einen gemeinsamen Morgenkaffee? Im Badezimmer kreuzen sich die Wege allemal."
Kein besserer Ort, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Im Badezimmer von heute - und mehr noch in jenem von morgen - finden einander Gesundheitscheck und Kerzenromantik, Wireless Lan und Verwöhnprogramm. Der gemeinsame Nenner ist das Wasser, die natürlichste Sache der Welt. Eine logische Entwicklung. So sieht es auch Trendforscher Steinle: "Nichts ist so effektiv und sanft wie die Reinigung mit Wasser. Das liegt zwar auf der Hand, aber der Mensch scheint das zwischenzeitlich vergessen zu haben."
Auf der Toilette reinigen wir uns nämlich immer noch so, wie wir es vor hundert Jahren getan haben. Laut einer von GfK und market Institut durchgeführten Wohlfühl- und Hygienestudie sind zwei Drittel der Befragten überzeugt, dass sie nach einer Reinigung mit Wasser sauberer wären. Und genau da setzen moderne Dusch-WCs an. Laut Hersteller reinigen sie gründlicher und schonender als mit WC-Papier. red
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4 Fakten zum Toilettenpapier 20 000 Klopapier-Blätter Einer Untersuchung des deutschen Statistikinstituts Statista zufolge liegt der durchschnittliche Bedarf an Klopapier pro Toilettengang bei 8,6 Stück. Am Tag summiert sich der Toilettenpapierverbrauch pro Person auf insgesamt 57 Stück. Daraus ergibt sich ein jährlicher Verbrauch an Klopapier von über 20.000 Blätter pro Jahr pro Person - das ist mehr als ein Kilometer, wenn man es nebeneinander legt. Knüllen oder Falten? Hierzulande wird das Papier oftmals gefaltet. Im Ausland, vor allem in den USA, knüllen die meisten Menschen dagegen ihr Toilettenpapier. Der Grund liegt im sehr flachen und strukturlosen Papier in den USA, das Blätterfalten konnte sich dort nicht durchsetzen. Herkunft von Toilette Das Wort Toilette bedeutet auf französisch eigentlich "kleines Tuch". Hinter solch einem versteckten sich die Menschen früher, wenn sie ihr Geschäft verrichteten. Stiftung Klopapiertest Auch die Stiftung Warentest hat sich bereits dem Klopapier gewidmet. Eine Woche lang gingen 400 Frauen und Männer für die Stiftung Warentest aufs Klo und testeten 27 Toilettenpapiere mit zwei, drei, vier und fünf Lagen. Das Ergebnis: Drei Toilettenpapiere sind sehr gut, 18 gut und vier immerhin befriedigend.