Weihnachten im Ausnahmezustand

Kabul/Zweibrücken. Besinnlichkeit und Ruhe, sich im Kreis der Familie zusammen finden - auf all diese für Weihnachten so typischen Dinge müssen die Bundeswehrsoldaten, die sich momentan im Einsatz in Afghanistan befinden, verzichten

Kabul/Zweibrücken. Besinnlichkeit und Ruhe, sich im Kreis der Familie zusammen finden - auf all diese für Weihnachten so typischen Dinge müssen die Bundeswehrsoldaten, die sich momentan im Einsatz in Afghanistan befinden, verzichten. Einer, der in diesem Ausnahmezustand versucht, den deutschen Soldaten im Camp nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul zu Weihnachten so etwas wie Normalität zu vermitteln, ist der Zweibrücker Pfarrer Andreas Liedtke.Als Militärseelsorger der evangelischen Kirche betreut Liedtke bereits seit Februar 2007 die Soldaten der Zweibrücker Niederauerbach-Kaserne, in der mit dem Fallschirmjägerbataillon 263 ein Teil der so genannten Saarlandbrigade stationiert ist. Seit November dieses Jahres ist Liedtke jetzt aber in Afghanistan unterwegs und teilt sich mit vier weiteren Geistlichen - darunter auch zwei katholischen - die Betreuung der deutschen Bundeswehrstandorte auf. "Eine Arbeit, die viel Feingefühl erfordert und die gerade auch über Weihnachten wichtig für die Soldatinnen und Soldaten sein kann", so der Pfarrer.

Seine Gottesdienste plant der Pfarrer zusammen mit seiner 27-jährigen Pfarrhelferin, Oberfeldwebel Melanie S. in einem Büro der Feldhäuser, in denen in Kabul auch die etwa 200 deutschen Soldaten untergebracht sind. Auf ihre Gefühle zum Weihnachtsfest angesprochen, wird nahe liegendes entgegnet: "Die Gedanken sind zu Hause bei der Familie", oder "Vorfreude kommt da nicht eben auf". Allerdings empfinden viele Soldaten dabei die Situation ihrer Angehörigen als die Schlimmere, durch Dienst und Kameradschaft sei man im Einsatz oft viel zu abgelenkt.

Etwas besinnliche Stimmung und Zeit, um gedanklich "bei den Lieben zu Hause" zu sein, versprechen sich die deutschen Soldaten auch speziell von der Adventsmesse, zu der Andreas Liedtke und seiner Assistentin an Heilig Abend ab 21 Uhr (17 Uhr deutscher Zeit) einladen. Um festliche Stimmung zu erzeugen, sind fast alle Gemeinschaftsräume weihnachtlich dekoriert und aus Deutschland wurden sogar Tannenbäume eingeflogen - mit dem Rotorendröhnen von Hubschraubern und den schwer bewaffneten Fahrzeugen im Camp eine skurrile Mixtur. Doch Liedtke vertraut darauf, dass trotzdem weihnachtliche Stimmung aufkommt. Er sagt: "Wenn nicht zufällig ein Beschussalarm dazwischen kommt und die Sirenen alle Mann in den Bunker bestellen, wird das sicher ein festlicher Abend."

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