Gefährlich befestigte Sitzgruppe schon seit Anfang 2020 gesperrt Ärger um Wattweiler Ortsmitte wächst

Zweibrücken · Seit über einem Jahr ist die Sitzgruppe im Herzen des Zweibrücker Stadtteils gesperrt. Was erst mit Belustigung aufgenommen wurde, sorgt nun für zunehmend genervte Reaktionen.

 Die aus Sicherheitsgründen gesperrte Sitzgruppe sollte eigentlich schon seit letztem Sommer wieder nutzbar sein. Doch auch diese Woche sieht es dort so aus.

Die aus Sicherheitsgründen gesperrte Sitzgruppe sollte eigentlich schon seit letztem Sommer wieder nutzbar sein. Doch auch diese Woche sieht es dort so aus.

Foto: Lutz Fröhlich

Der Zweibrücker Stadtteil Wattweiler hat viele schöne Ecken – aber kein richtiges Zentrum, das zum Verweilen einlädt. Deshalb hatte der Ortsbeirat schon im Jahr 2014 beschlossen, ein paar Bänke und eine Sitzgruppe mit Tisch in der Ortsmitte aufzustellen. Die Sitzgruppe steht seit Anfang 2018 – ist aber seit Anfang 2020 nicht mehr nutzbar. Und das, obwohl das Problem eigentlich seit Sommer 2020 gelöst sein sollte.

Was ist da passiert? Der Merkur hat erneut nachgehakt.

Im Juni 2020 verglich Wattweilers Ortsvorsteher Thomas Körner (FWG) die Versäumnisse bei der Befestigung einer Sitzecke auf dem Wattweiler Dorfplatz noch mit dem Bau des Berliner Flughafens. Auf Merkur-Anfrage versicherte Körner damals, sich der Sache innerhalb von einer Woche selbst anzunehmen und das fehlende beziehungsweise zu schmale Fundament zu bauen (wir berichteten).

Doch neun Monate später heben auf dem BER schon längst Flieger ab – auf dem Dorfplatz in Wattweiler darf man es sich auf der Sitzecke aber immer noch nicht bequem machen. Vielleicht wäre der Turmbau zu Babel der bessere Vergleich gewesen? Denn der wurde bekanntlich nie fertig.

Mittlerweile scheinen auch Wattweiler Bürger sichtlich angefressen. Ein Leser, der sich mit einem Brief an die Merkur-Redaktion wandte, hält es für eine „Frechheit“, dass den Bürgern immer wieder gesagt werde, das Fundament werde montiert und dann passiere doch nichts. Nach wie vor befindet sich die wackelige Wattweiler Sitzecke hinter einem vom UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) aus Sicherheitsgründen montierten Zaun, der wie ein Käfig wirkt. Verschwunden ist nur der humorvolle Infozettel aus dem Sommer, der von einem im Käfig lebenden Fabelwesen, dem „Steinfresser“, berichtet.

Stattdessen hängen an der Konstruktion nun mehrere Zettel in ziemlich genervtem Tonfall. In großer Schrift steht dort: „Zur Information: Dies ist keine (rot und unterstrichen) Baustelle des Umwelt- und Servicebetriebes Zweibrücken (UBZ)! Verantwortlich (rot und unterstrichen) ist der Ortsvorsteher von Wattweiler, Herr Thomas Körner! Herr Körner kann Ihnen daher Fragen zu der Baustelle (Aufstellung der Sitzgruppe beantworten.“

Körner allerdings will sich auf Merkur-Nachfrage nicht erneut zu der abgesperrten Sitzgruppe äußern. Erst wenn diese irgendwann richtig montiert ist, wolle er die monatelange Verzögerung erklären. Wann das der Fall sein wird – noch ungewiss. Wie Körner durchblicken ließ, seien einige Dinge kurios verlaufen. Er lasse aber lieber Spott über sich ergehen, als jetzt voreilig etwas Konkreteres zu sagen.

Auch die Stadtverwaltung reagierte nur schmallippig auf eine erneute Merkur-Anfrage. Seit der Stadt-Antwort vom Juni 2020 habe sich nämlich „an der Situation bis heute nichts geändert“, erläutert der kommissarische Stadtsprecher Thilo Huble. Und verweist auf die damalige gemeinsame Antwort von Stadt und UBZ, die weiterhin gelte. Deren Wortlaut: „Die bereits im August 2017 von der Stadt angeschaffte Sitzgruppe wurde unter Anleitung des Ortsvorstehers von freiwilligen Helfern in mehreren Arbeitseinsätzen (seit Januar 2018) entgegen den Vorgaben des UBZ unsachgemäß aufgestellt, sodass eine Gefahrenstelle entstanden ist. Daher wurde die Sitzgruppe vom UBZ im Januar 2020 mit Bauzaun umstellt (der Ortsvorsteher war über diese notwendige Sicherungsmaßnahme informiert. Weitere Fragen bezüglich der Sitzgruppe kann Ihnen der Ortsvorsteher von Wattweiler Herr Thomas Körner beantworten.“

 Mehrere Kopien dieses Aushangs haben einen humorvolleren Text ersetzt, der 2020 hing.

Mehrere Kopien dieses Aushangs haben einen humorvolleren Text ersetzt, der 2020 hing.

Foto: Lutz Fröhlich
 Stadt und UBZ halten das Ergebnis der durch ehrenamtliche Helfer erfolgten Installation der Sitzgruppe für zu wackelig und damit gefährlich.

Stadt und UBZ halten das Ergebnis der durch ehrenamtliche Helfer erfolgten Installation der Sitzgruppe für zu wackelig und damit gefährlich.

Foto: Lutz Fröhlich

Nimmt man die Angelegenheit trotz alledem noch mit Humor, bleibt vielleicht ein kleiner Trost: Wenn schon eine Sitzecke zu so großen Problemen führt, können sich die Wattweiler glücklich schätzen, dass in ihrem Dorf kein Flughafen gebaut wird …

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