Bundesweiter Warntag Heute kein Geheul in Zweibrücken

Zweibrücken · Trotz Beschluss von 2017: Immer noch keine einzige Sirene im Stadtgebiet – Heute bundesweiter Warntag

 07.09.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Lassahn: Eine Alarmsirene steht auf einem Hausdach. Bei dem ersten bundesweiten Probealarm am 10.09.2020 sollen unterschiedliche Warnmöglichkeiten für den Katastrophenfall getestet werden, etwa Sirenen, Durchsagen per Lautsprecher, Mitteilungen über soziale Medien und Warn-Apps sowie digitale Werbetafeln. Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern informiert am 08.09.2020 auf einer Pressekonferenz über den Warntag. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

07.09.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Lassahn: Eine Alarmsirene steht auf einem Hausdach. Bei dem ersten bundesweiten Probealarm am 10.09.2020 sollen unterschiedliche Warnmöglichkeiten für den Katastrophenfall getestet werden, etwa Sirenen, Durchsagen per Lautsprecher, Mitteilungen über soziale Medien und Warn-Apps sowie digitale Werbetafeln. Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern informiert am 08.09.2020 auf einer Pressekonferenz über den Warntag. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Jens Büttner

„Deutschland lässt die Sirenen laut heulen“ – das hatte auch unsere Zeitung am Mittwoch im überregionalen Teil veröffentlicht. Denn erstmals in der Geschichte des wiedervereinigten Deutschland gibt es am heutigen 10. September einen „bundesweiten Warntag“: Ab 11 Uhr wird mit allen verfügbaren Katastrophenschutz-Mitteln gewarnt – wie eben durch die aus Zeiten des Kalten Kriegs bekannten wöchentlichen Sirenen-Probe-Alarme.

Doch nicht in ganz Deutschland heulen diesen Donnerstag die Sirenen. Dieses Warnsystem ist nämlich nach dem Ende des Kalten Kriegs vielerorts nur noch wenig gepflegt worden. In Zweibrücken wird es diesen Donnerstag leise bleiben – es gibt dort nämlich keine einzige Sirene mehr. Von den einst 40 (!) Zweibrücker Sirenen sind nur noch fünf in den Vororten übrig, im Stadtgebiet gibt es keine einzige mehr.

Doch weil die politische Lage unter anderem durch Anschlags-Gefahren wieder unstabiler geworden ist und die Klima-Krise für Wetter-Katastrophen sorgen kann, hatte der Stadtrats-Hauptausschuss schon im November 2017 einen einstimmigen Grundsatzbeschluss gefasst für ein modernes, flächendeckendes neues Sirenen-Alarmsystem für Zweibrücken, das neben schrillen Tönen auch Sprachdurchsagen beherrscht, sodass man einfach verstehen kann, welche Gefahr konkret herrscht und was man tun soll. Der damalige Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) hatte die Kosten auf 90 000 bis 100 000 Euro geschätzt. Zuletzt hatte das Ordnungsamt im Juli 2018 auf Merkur-Anfrage mitgeteilt, ein Sirenen-Konzept werde gerade geprüft.

Was ist daraus geworden? Seit Anfang 2020 sind Feuerwehr und Katastrophenschutz nicht mehr beim Ordnungsamt angesiedelt, sondern beim seit Ende 2018 amtierenden Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD). Der ließ am Mittwoch auf Merkur-Nachfrage über den kommissarischen Stadtsprecher Thilo Huble kurz und knapp mitteilen, dass es im Stadtgebiet fast drei Jahre nach dem Beschluss noch keine Sirenen gibt: „Die Erneuerung der Sirenen ist für 2021 vorgesehen.“

Stadtfeuerwehrinspekteur Frank Theisinger erklärte auf Merkur-Anfrage zum Grund der Verzögerung: „Das Problem ist, dass es in Deutschland wenig Planer für Sirenen gibt. Das ist ein so spezielles Gebiet, da fehlt uns als Feuerwehr und der Stadtverwaltung das technische Know-how, um das selbst zu machen.“ Europaweit gebe es zudem nur wenige Sirenenbauer – so dass er hoffe, dass es nach einer Ausschreibung auch Bewerber gibt.

Mitte 2018 hatte der Merkur berichtet, die letzte Sirene im Stadtgebiet sei bis zum Abriss der Alten Feuerwache dort auf dem Dach gewesen – sie sei schon rund 50 Jahre alt und man wolle einen Fachmann prüfen lassen, ob man sie noch verwenden könne. Huble berichtet nun: „Die Sirene ist geprüft worden und ist nicht mehr einsatzfähig.“

Dagegen mache die Stadt Zweibrücken mittlerweile – wie Ende 2017 vom Hauptausschuss beschlossen – bei der Smartpone-Warn-App „Nina“ mit. Und auch bei der Warn-App „Katwarn“. Huble: „Zuletzt wurden die Systeme unter anderem bei der Evakuierung im Rahmen des Bombenfundes in Zweibrücken genutzt.“ (Bei den Kita-Bauarbeiten in der Gabelsbergerstraße war im Oktober 2019 eine Weltkriegs-Bombe gefunden worden, 3000 Menschen mussten evakuiert werden.) Auf die Frage, was Zweibrücken an dem bundesweiten Aktionstag macht, antwortet Huble denn auch: „Wir partizipieren im Rahmen der Alarmierung über Nina und Katwarn.“

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