War der Sicherheitsabstand zu hoch?

Zweibrücken. Im Umkreis von 500 Metern um die am Donnerstag gefundene Fünf-Zentner-Bombe wurden am Sonntag bei der Entschärfung die Wohnungen evakuiert (wir berichteten). "Das war viel zu viel", kritisiert der 68-jährige Horst Pohl (Foto: pm) die Empfehlung des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes. "Es war eine Fehlentscheidung, die viel Geld kostet

Zweibrücken. Im Umkreis von 500 Metern um die am Donnerstag gefundene Fünf-Zentner-Bombe wurden am Sonntag bei der Entschärfung die Wohnungen evakuiert (wir berichteten). "Das war viel zu viel", kritisiert der 68-jährige Horst Pohl (Foto: pm) die Empfehlung des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes. "Es war eine Fehlentscheidung, die viel Geld kostet." Pohl war bis vor drei Jahren Leiter des saarländischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes. "Im Saarland hätten wir das nicht so gemacht", meinte der in Zweibrücken wohnende Pohl.Dem widersprach der Leiter des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes, Horst Lenz, auf Nachfrage des Pfälzischen Merkur: "Bundesweit gilt die Regel: ein Pfund, ein Meter." Bei einer Fünf-Zentner-Bombe (500 Pfund) seien das 500 Meter. "Das wird in der gesamten Republik so gehandhabt", erklärte Lenz.

Pohl hätte empfohlen, ("man hätte mich ja mal fragen können"), entweder die Bombe abzutransportieren und dann zu entschärfen oder die Bombe in eine Grube zu legen, Strohballen darauf und dann entschärfen. Bei dem Zünder wäre das gegangen, sagt Pohl.

Dann hätte die Bombe auch am Donnerstag gleich entschärft werden können. Doch die Stadt hielt sich an die Empfehlung des zuständigen Kampfmittelräumdienstes. "Wir haben uns in Absprache mit den Experten für den 500-Meter-Bereich entschieden", sagte der Sprecher der Stadt Heinz Braun. Stadt und Räumdienst waren sich auch bei der Bewertung einig, dass nicht mehr Donnerstag geräumt werden konnte. Denn in dem gesperrten Bereich liegt das St. Elisabeth Krankenhaus. Auch bei 250 Metern wäre das Krankenhaus betroffen gewesen. Und ein Krankenhaus zu evakuieren, ist nur mit einem großen organisatorischen und logistischen Aufwand zu bewältigen, hatte der Geschäftsführer des St.-Elisabeth-Krankenhauses, Günter Merschbächer, bei der Pressekonferenz festgestellt.

Deshalb habe sich der Krisenstab entschlossen, am Sonntag entschärfen zu lassen. Einer Entschärfung am Samstag konnte die Polizei wegen zweier anderer Einsätze nicht zustimmen (wir berichteten). Da die Bombe gesichert abgelegt gewesen sei, habe "kein Zeitdruck" bestanden.

Meinung

Hauptsache gut gegangen

Von Merkur-RedakteurJan Althoff

Vielleicht hätte man sich wirklich einen Teil der Sicherheitsvorkehrungen sparen können, wie der ehemalige saarländische Kampfmittelbeseitigungs-Chef Horst Pohl sagt. Rückblickend, mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass alles gut gegangen ist. Andererseits haben sich die Verantwortlichen nach eigener Aussage auf eine bundesweit anerkannte Formel gestützt. Nicht auszudenken, wie das Donnerwetter ausgesehen hätte, wenn die Bombe hochgegangen wäre und jemand außerhalb des verkleinerten Radius aber innerhalb von 500 Metern zu Schaden gekommen wäre. Dann doch lieber etwas zu vorsichtig gehandelt. Davon ganz abgesehen sollten wir uns - wo wir noch einmal über die Ereignisse des vergangenen Samstages sprechen beziehungsweise schreiben mussten - bei denen bedanken, die für unsere Sicherheit ihre Zeit geopfert haben - viele ehrenamtlich.

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