Wann ist denn endlich Weihnachten?

Ich kann es nicht mehr hören: Tagsüber die Weihnachtslieder, die einem Bataillon von Schifferklavieren in der Fußgängerzone abgepresst werden – abends und am Wochenende die Kinderweihnachtslieder-CD auf der heimischen Stereoanlage (Kostprobe: „Der Esel, der Esel, wo kommt der Esel her? Aus Wesel, aus Wesel und will ans Schwarze Meer“). Für meinen Geschmack hat die Vorweihnachtszeit wieder viel zu lange gedauert.

Seit drei Wochen werde ich jeden Morgen um 5.45 Uhr so lange aus großen braunen Augen angeschaut, bis ich meinem Sohn den gesamten Inhalt meines Original-Aachener-Printen-Adventskalenders ausgehändigt habe. Seit drei Wochen ist die Große morgens irritierend früh wach und verlangt lautstark die - aus einem nur meinem Weibe bekannten Grunde - stets tagesaktuelle Befüllung ihres Adventskalenders. Um das entsprechende Säckchen dann sofort wieder zu entleeren und mit dem Inhalt spurlos zu verschwinden. Seit drei Wochen ertragen wir jeden Abend die Auseinandersetzung, welches Kind die Kerzen vom Adventskranz auspusten oder beim Versuch den Kranz in Brand setzen darf.

Daher war dieser Freitag ein ganz besonderer Tag für mich: Aus dem Nichts materialisierten sich in der Fußgängerzone ein Junge und ein Mädchen in traditionellen Gewändern des kaledonischen Hochlandes, bewaffnet mit Dudelsack und Side-Drum. Kaum hatten sie die ersten Töne gespielt, pressten die Akkordeonspieler straßauf, straßab wie ein Mann die Ohren an ihre Instrumente, damit sie bei dem Radau ihr eigenes Gedudel noch hören können. Ein Bild für die Götter. Und eine Erholung für die Ohren. Thank you!

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