Zweibrücken: Großplakate zeigen Kanzlerkandidaten Scholz und Baerbock – von der CDU aber Florian Bilic Wo ist Laschet?

Zweibrücken · Großflächig plakatieren SPD und Grüne in Zweibrücken ihre Kanzlerkandidaten. Die CDU erklärt, warum sie daneben nicht auch mit ihrem Kanzlerkandidaten wirbt – sondern mit ihrem Wahlkreis-Kandidaten.

 Kandidaten-Triell auf Zweibrücker Art: Auf den Großplakate-Standorten in der Rosenstadt (im Bild an der Stadteinfahrt in der Steinhauser Straße) konkurrieren Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz – und CDU-Wahlkreis-Kandidat Florian Bilic. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet fehlt bei allen Großplakate-Gegenüberstellungen in Zweibrücken.

Kandidaten-Triell auf Zweibrücker Art: Auf den Großplakate-Standorten in der Rosenstadt (im Bild an der Stadteinfahrt in der Steinhauser Straße) konkurrieren Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz – und CDU-Wahlkreis-Kandidat Florian Bilic. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet fehlt bei allen Großplakate-Gegenüberstellungen in Zweibrücken.

Foto: Lutz Fröhlich

„Was ist mit Behle? Wo ist Behle? Wir wissen nichts, wir sehen ihn nicht. Behle ist weg.“ Sie sind legendär, diese Worte des Fernseh-Kommentators 1980 bei den Olympischen Spielen in Lake Placid, als Bruno Moravetz den deutschen Skilangläufer Jochen Behle im Bild vermisste. Der TV-Reporter verzweifelte zunehmend: „Behle haben wir noch nicht gesehen. Haben sie was gegen Behle, oder ist er nicht da, oder was ist denn los?“

„Was ist mit Laschet? Wo ist Laschet? Hat die CDU Zweibrücken was gegen Laschet, oder was ist denn los?“ Das kann man sich fragen, wenn man derzeit durch Zweibrücken fährt und sich die CDU-Großplakate im Bundestagswahlkampf anschaut. Denn so, wie Behle nicht auf den Bildern der Fernsehkameras zu sehen war, ist Laschet nicht auf von der CDU aufgestellten Großplakaten zu sehen.

Der Merkur-Reporter ist am Mittwoch auf der Suche nach Großplakaten durch das ganze Stadtgebiet (einschließlich Ixheim, Niederauerbach und Ernstweiler, nicht aber die fünf später eingemeindeten Vororte) gefahren – und hat dabei sechs Standorte entdeckt, an denen Großplakate der drei Parteien stehen, die für die Wahl am 26. September Kanzlerkandidat/-innen haben: CDU, SPD und Grüne. Das SPD-Plakat zeigt Olaf Scholz mit dem großen Werbe-Slogan „Kanzler für Deutschland.“ sowie dem kleinen „Wer Scholz will, wählt SPD!“. Die Grünen werben mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und dem großen Slogan „Kommt, wir ändern die Politik.“ sowie dem kleineren „Klimaschutz & Gerechtigkeit.“ Soweit die bekannten Gesichter aus dem Kanzlerkandidat/-innen-Triell. Doch dann die Überraschung: Die CDU plakatiert nicht ihren Kanzlerkandidaten Armin Laschet – sondern allein den Wahlkreis-Direktkandidaten Florian Bilic! Neben dem Foto des jungen Pirmasensers steht „Florian Bilic für Sie in den Bundestag.“ und kleiner der Slogan „Unsere Heimat. Meine Ziele.“

Damit verzichtet ausgerechnet die seit Jahrzehnten von der politischen Konkurrenz ob ihrer Erfolge neidisch als „Kanzlerwahlverein“ verspottete CDU darauf, auf Großplakaten mit ihrem Kanzlerkandidaten zu werben. Ausgerechnet die CDU, aus deren Wahlkampf-Plakat 1969 „Auf den Kanzler kommt es an“ ein geflügeltes Wort wurde?

Warum? Versteckt die CDU Zweibrücken Armin Laschet etwa bewusst, so wie dies im benachbarten Saarpfalz-Kreis der CDU-Ortsverband Limbach-Altstadt tut – dessen Vorsitzender Carsten Baus mit einem Spiegel-Interview bundesweit Schlagzeilen machte, in dem er bekannte, gelieferte Laschet-Plakate nicht aufgehängt zu haben, weil es „eine erkennbar völlig falsche Entscheidung“ gewesen sei, „Laschet zum Kanzlerkandidaten der Union zu machen“, und der Bundesvorstand deshalb nach „nach der Wahlniederlage zum Teufel gejagt“ werden sollte? Schließlich war auch die CDU Zweibrücken nicht für Laschet als CDU-Parteivorsitzenden und hatte auch Markus Söder (CSU) als Union-Kanzlerkandidat favorisiert?

Doch der Zweibrücker CDU-Kreisverbandsvorsitzende Christian Gauf weist solche Spekulationen auf Merkur-Anfrage klar zurück. Und betont zunächst, dass man in Zweibrücken – anders als die CDU Limbach-Altstadt – bei den hunderten kleinen Plakaten auch fleißig Armin Laschet plakatiere: „Wir machen schon Wahlwerbung für Laschet!“.

Gauf erzählt zwar offen, dass er „nicht zufrieden“ gewesen sei, als sich die CDU für Laschet statt Söder als Kanzlerkandidat entschieden habe. Doch Gauf betont: „Für mich ist völlig klar: Wir kämpfen um jede Stimme.“ Und zwar nicht nur um die „Erststimme“ für den Wahlkreis-Kandidaten, sondern auch die für die Sitzverteilung im Bundestag entscheidende „Zweitstimme“. Er sei auch zuversichtlich, dass trotz der momentan schlechten Umfragen die Wahl erst in anderthalb Wochen entschieden wird, bis dahin könne noch viel passieren. „Es gibt noch sehr viele Unentschlossene. Und auch viele von denen, die Briefwahl beantragt haben, lassen sich mit dem Wählen noch Zeit.“

Und Gauf betont: „Für mich ist Laschet jemand, dem ich zutraue, dass er Kanzler kann.“

Warum aber hängen dann nicht auch Laschet-Großplakate in Zweibrücken? Gauf bestätigt: Für Großplakate hat die Stadt der CDU zehn Standorte zur Verfügung gestellt. Auf diesen zehn Großplakaten (und einem weiteren auf Privatgelände) sei tatsächlich allein Florian Bilic zu sehen, nicht Laschet. „Mit dieser Entscheidung hat die CDU Zweibrücken nichts zu tun“, erklärt Gauf.

Für den genauen Grund muss er zunächst parteiintern nachforschen. Und erfährt tags darauf von der für die drei Kreisverbände Zweibrücken, Pirmasens und Südwestpfalz zuständigen CDU-Geschäftsstelle in Pirmasens: „Die von der Bundes-CDU gelieferten Großplakate mit Laschet hängen alle im Landkreis.“ Gauf betont auf Merkur-Nachfrage erneut, die CDU Zweibrücken habe keinen Wunsch geäußert, auf die großen Laschet-Plakate zu verzichten.

Für weitere Details verweist Gauf auf Susanne Krekeler. Die Geschäftsführerin der drei CDU-Kreisverbände erläutert: „Wir haben von der Bundespartei die Zuteilung von 14 Großplakatflächen für den Landkreis Südwestpfalz erhalten.“ Auf einigen davon sei auch Kanzlerkandidat Laschet zusehen. „Für die Städte Pirmasens und Zweibrücken wurden uns diesmal aber keine Großplakate zugeteilt.“ Hat man deshalb bei der Bundespartei nachgehakt? Nein, antwortet Krekeler: „Die Möglichkeit gab es zeitlich nicht, dafür ist der Zeitplan zu eng.“ Die 14 Großplakate im Landkreis hätten das klassische Wahlplakate-Großformat, bekannt als „Wesselmänner“. Damit auch in Zweibrücken und Pirmasens CDU-Großplakate hängen, habe man deshalb (etwas flachere) Großplakate an Bauzäunen aufgehängt. Und da man vor Ort Plakate des Mannes vor Ort habe, sei darauf eben nicht Laschet, sondern Wahlkreis-Kandidat Florian Bilic zu sehen, erläutern Krekeler und Gauf. Demnach hat das Fehlen von Laschet-Großplakaten in Zweibrücken nicht politische, sondern organisatorische Gründe.

Die SPD ist beim Plakatieren ihrer Wahlkreis-Kandidatin in Zweibrücken wesentlich zurückhaltender: Von Angelika Glöckner hat der Merkur-Reporter nur ein einziges (alleinstehendes) Großplakat entdeckt. Dafür aber auch noch ein weiteres, alleinstehendes, Bilic-Großplakat der CDU.

Ganz ohne Großplakate muss übrigens auch Laschet nicht in Zweibrücken auskommen. Eines hat der Merkur-Reporter auf seiner fast zweistündigen Suchfahrt kurz vor Schluss nämlich doch noch entdeckt: In der Ixheimer Straße in Ixheim. Allerdings nicht auf einer städtischen Fläche, die von örtlichen oder regionalen Wahlkämpfern betreut wird – sondern auf einer fest installierten Fläche des international tätigen Außenwerbung-Unternehmens Ströer. Zwar fehlt auf dem Plakat das Wort „Laschet“, aber sein Gesicht ist groß erkennbar, dazu der Slogan: „Weil es um die Menschen geht, wenn es um Deutschland geht.“

 Großplakate in Zweibrücken, diverse Motive mit Scholz, Baerbock, Laschet, Bilic.

Großplakate in Zweibrücken, diverse Motive mit Scholz, Baerbock, Laschet, Bilic.

Foto: Lutz Fröhlich

Trotz der geringen Laschet-Sichtbarkeit in Zweibrücken: Im Endeffekt wird es wohl einen deutlichen Unterschied zwischen dem Langläufer und dem Unions-Kanzlerkandidaten geben: Behle wurde am Ende Zwölfter. Laschet kann einen deutlich besseren Platz erwarten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort