Vor dem Terror zu Kreuze gekrochen

Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu übertreiben. Getreu diesem Motto hat der Zweibrücker Kulturausschuss am Dienstag das Stück "Terror" aus dem Entwurf des Theaterspielplanes für das kommende Jahr gekippt.

Warum? Wegen Paris: "Wir müssen ein brandaktuelles Thema nicht noch befeuern", sagte Kulturamtsleiter Thilo Huble. Warum eigentlich nicht? Ferdinand von Schirachs Stück "Terror" befasst sich mit der Frage, ob es legitim ist, ein entführtes Passagierflugzeug mit 164 Menschen an Bord abzuschießen, das Kurs auf die Münchner Fußball-Arena mit 70 000 Besuchern nimmt. Diese Frage wurde spätestens nach dem 11. September 2001 ausführlich in der deutschen Öffentlichkeit diskutiert - nichts Neues also. Wollen wir, die wir unser Leben doch nicht vom Terror bestimmen lassen wollten, uns wirklich selber das Denken und Diskutieren verbieten?

Kuriosität am Rande: Während die geballte französische Staatsmacht seit den Attentaten an der Grenze intensiv kontrolliert, gelingt es einer Gruppe von Räubern, völlig unbehelligt über Hornbach nach Frankreich einzureisen und sich dort in Luft aufzulösen. Wenn irgendwelche dahergelaufenen Ganoven das hinbekommen, warum sollte dann ein geschulter Terrorist so dämlich sein, an kontrollierten Ausfallstraßen über die Grenze zu fahren? Allein dieses Detail zeigt einmal mehr, dass die Grenzkontrollen wie viele andere "Maßnahmen" gegen den Terror nichts sind als blinder Aktionismus. Oder Schlimmeres.

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