Von „Premium“ meilenweit entfernt

Oberauerbach · Ein Merkur-Redakteur wandert auf dem Dollen-Henrich-Weg in Oberauerbach, der laut Stadt „wieder hergerichtet“ ist.

 Wanderer auf dem Dollen-Henrich-Weg in Oberauerbach können sich anhand der Markierung „DHW“ (oben links im Bild) recht gut orientieren. Fotos: Gerrit Dauelsberg

Wanderer auf dem Dollen-Henrich-Weg in Oberauerbach können sich anhand der Markierung „DHW“ (oben links im Bild) recht gut orientieren. Fotos: Gerrit Dauelsberg

Vor bitterer Ironie trieft das Holzschild an der Ecke Wallhalber Straße/Angelsbachweg in Oberauerbach. "Welcome auf Kurt Pirmann's Premiumweg" steht darauf geschrieben. Der Pfeil zeigt in Richtung Eingang zum Dollen-Henrich-Weg, um den es in den vergangenen Jahren so viel Ärger gegeben hat.

In der Tat stammt der Begriff "Premiumweg" von Oberbürgermeister Pirmann selbst. Als solcher - mit entsprechenden Qualitätsmerkmalen - sollte der Weg wieder hergerichtet werden, nachdem die Stadt Zweibrücken vor vier Jahren in einer Nacht- und Nebelaktion Anlagen entlang des Weges zerstört hatte - aus haftungsrechtlichen Gründen, wie es damals hieß. Die Geländer, Stufen und weiteren Gegenstände hatten Bürger in ehrenamtlicher Arbeit angelegt. Entsprechend groß war die Wut im Stadtteil über die Zerstörungen.

Nun aber - knapp vier Jahre nach Pirmanns "Premiumweg"-Versprechen im Oberauerbacher Ortsbeirat - erklärte die Stadt den Weg für "wieder hergerichtet" (wir berichteten). Der ehemalige Wegpate Harald Scherer widersprach: Fast gar nichts sei dort gemacht worden. Allenfalls ein wenig Laub sei entfernt worden. Zeit, sich selbst ein Bild zu machen.

Von "Premium" ist beim Begehen des Weges in der Tat wenig zu spüren. Die Strecke von Oberauerbach bis hoch zum Dollenbrunnen wirkt zum Teil eher wie ein Trampelpfad. Anders als früher gibt es an schmalen, abschüssigen Stellen keine Geländer mehr. Bei dem derzeitigen trockenen Wetter ist das kein großes Problem. Bei Nässe muss man schon aufpassen, nicht abzurutschen. Auch sonst hat sich die Stadt auf das Nötigste beschränkt: Bänke zum Verweilen gibt es so gut wie gar nicht und auch sonst keine Bauten - außer einigen verbliebenen Treppenstufen, die die Stadt nach eigenen Angaben teilweise nachbearbeitet hat. Tafeln mit Standortangaben? Wegweiser? Fehlanzeige. Auch das wären laut Deutschem Wanderinstitut Kriterien für einen "Premiumwanderweg".

 So sah es bis 2013 aus am Dollen-Henrich-Weg. Dann zerstörte die Stadt die Holzgeländer und -stufen. Foto: Harald Scherer

So sah es bis 2013 aus am Dollen-Henrich-Weg. Dann zerstörte die Stadt die Holzgeländer und -stufen. Foto: Harald Scherer

Foto: Harald Scherer

Immerhin sind relativ wenige Baumstämme oder Äste im Weg. Auch die Markierungen an den Bäumen sind recht gut zu finden. Fazit: Wer gut zu Fuß ist, kann den Weg im Trockenen problemlos bewältigen. Von "Premium" ist er allerdings meilenweit entfernt. Und so dürfte das Spottschild in der Nähe des Einganges wohl noch eine zeitlang hängen bleiben.

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