Letzte Videothek in Zweibrücken schließt Von Netflix und Amazon Prime verdrängt
Zweibrücken · Ende des Monats schließt die letzte Videothek in Zweibrücken.
Was war das doch etwas Besonderes, vor zehn, zwanzig Jahren, als man am Wochenende gemeinsam in die Videothek ging, um sich einen oder am besten gleich mehrere Filme für den Samstagabend zu leihen. Dann schlenderte man durch die Filmregale, blätterte in der Neuerscheinungsliste und nahm sich bei der Gelegenheit noch eine Tüte Chips für den Videoabend mit.
Eine dieser Videotheken war Hollywood Movie & Games, damals noch bekannt unter dem Namen Superstar Videothek. Seit über 30 Jahren gibt es sie nun schon in Zweibrücken, seit 2014 unter der Leitung von Wolfgang Essig, der bereits seit 30 Jahren die Hollywood Videothek in Homburg betreibt. Doch die goldenen Zeiten der Filmausleihe sind vorbei. Alleine im letzten Jahr musste die Zweibrücker Videothek mit 30 Prozent Umsatzeinbußen zurechtkommen, nachdem die Umsätze auch in den Vorjahren schon gesunken waren.
Damit liegt die Zweibrücker Videothek im allgemeinen „Trend“. Laut dem Spezialversicherer Wertgarantie sind von 9000 Videotheken zu den Spitzenzeiten des Ausleihtrends nur noch 900 Läden in ganz Deutschland übrig. In 16 Jahren wurden demnach Umsätze von 35 Prozent eingebüßt. Da auch die Kosten in den letzten Jahren gestiegen waren, bedeutet das nun auch für Wolfgang Essig das endgültige Ende der drei Jahrzehnte langen Filmgeschichte in Zweibrücken. Und dass, obwohl er bis zuletzt sogar mit einem eigenen zusätzlichen Job versucht hat, die Kosten zu reduzieren. Zum 31. Januar wird die Videothek gleich neben der Parkvilla in der Hofenfelsstraße 14 nun schließen.
Wolfgang Essig selbst blickt mit Wehmut der Schließung entgegen. Im Alter von 16 Jahre integrierte er das Videothekengeschäft in den elterlichen Betrieb, ein Radio- und Fernsehgeschäft, in Bexbach. Das war vor 41 Jahren. „Ich habe diese Arbeit mein ganzes Leben gemacht. Es hat mir immer viel Spaß gemacht, gute Filme zu entdecken“, fasst Wolfgang Essig seine Motivation damals wie heute in Worte. Besonders Filme abseits der üblichen Blockbuster, die im Kino gezeigt wurden, hatten es ihm angetan. Er mochte an seiner Arbeit besonders, den Kunden Filme zu empfehlen, gerne echte Geheimtipps oder anspruchsvolle Filme und war gespannt darauf, was diese erzählten, wenn sie den Film zurückbrachten.
Doch wenn es sich nicht mehr trägt, lässt auch dieser Spaß nach und so musste Wolfgang Essig eine Entscheidung treffen. Das Problem erkennt er in der Online-Ausleihe. Seit Amazon Prime, Netflix und anderen Streaminganbietern ist vielen der Weg in die Videothek zu viel. Zwar werden noch immer Filme „offline“ ausgeliehen, aber von weniger Menschen und die, so stellte Essig fest, leihen dann meist nur noch einen Film und nicht mehr mehrere. Für Wolfgang Essig geht das Filmgeschäft in seiner anderen Filiale in Homburg auch nach der Schließung in Zweibrücken weiter. Bis Ende des Monates wird auch in Zweibrücken noch verliehen. Außerdem gibt es bis Ende des Monates einen Abverkauf. „Wir verramschen geradezu 30 Jahre Filmgeschichte für ab 2,50 Euro pro DVD. Auch Videospiele für alle Systeme werden günstig abgegeben“, wie Wolfgang Essig erklärt.
