Von großer Kriminalität keine Rede

Zweibrücken · Gerade in Sozialen Netzwerken kursieren Behauptungen über angeblich zahlreiche Zwischenfälle im Zusammenhang mit den Flüchtlingen in Zweibrücken. Dass die nicht stimmen, belegte der Kriminalpräventionsrat der Stadt jetzt mit Zahlen.

 Die Flüchtlinge in Zweibrücken, hier am Flughafen, sind laut Stadt im Gegensatz zu wilden Internetgerüchten nicht krimineller als die Deutschen auch. Foto: Marco Wille

Die Flüchtlinge in Zweibrücken, hier am Flughafen, sind laut Stadt im Gegensatz zu wilden Internetgerüchten nicht krimineller als die Deutschen auch. Foto: Marco Wille

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"Es gibt keine kriminellen Völker", zitierte Jürgen Buchholz, Leiter der beiden Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge , bei der Sitzung des kommunalen Präventionsrats den Leiter der Braunschweiger Kriminalpolizei , Ulf Küch. Auch wenn in den Sozialen Medien immer wieder Falschmeldungen kursierten, wie Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) sagte. Dabei habe ihm der Präsident des Polizeipräsidiums Westpfalz, Elmar May, in dieser Woche von neun Taten "in dem gesamten Komplex" berichtet.

"Das war eine Tat außerhalb. Die anderen acht waren innerhalb der Einrichtung", konkretisierte der Leiter der Zweibrücker Polizeiinspektion, Matthias Mahl, die Zahlen. Er führte die Vergehen "im zwischenmenschlichen Bereich" auf die beengten Verhältnisse in der Flughafenhalle zurück. Zu dem "gesamten Komplex" zählt die Polizei die seit Anfang Oktober belegte Unterkunft in der Flughafenhalle (derzeit rund 470 Menschen), die seit Anfang November belegte Unterkunft im Apparthotel (derzeit rund 170) sowie die 310 zugewiesenen Flüchtlinge , die in der Stadt leben. "Das ist wichtig, dass die Zahlen auf den Tisch kommen", stellte die Stadträtin Ingrid Kaiser (FDP ) fest. Zumal nach der Erfahrung von Rita Folz, Mitglied des Präventionsrats, "viele falsche Behauptungen" in der Öffentlichkeit erzählt würden. Das sei auch der Grund, warum die anfängliche Willkommenskultur "langsam kippe". Sie höre immer öfter den Satz: "Ich habe nichts gegen Flüchtlinge , aber …"

"Auch wenn die Menschen aus anderen Ländern kommen, eine andere Religion und Kultur haben, spiegelt sich in den Einrichtungen die Zweibrücker Gesellschaft wieder", schilderte Buchholz seine Erfahrungen nach sechs Wochen. Auch unter den Flüchtlingen gebe es wie in der Stadt solche und solche Menschen. Auffallend sei das große Interesse der Flüchtlinge an Bildung. "Die wollen etwas lernen." Im Flughafen seien sehr viele Familien mit Kindern aller Altersgruppen. "Wer mit seiner Familie übers Meer und durch fremde Länder flieht, sucht mehr als Butter auf dem Brot."

"Wir haben bisher auch noch nichts Negatives gehört", ergänzte Oberbürgermeister Pirmann. "Auch weil alle bemüht sind, den Menschen eine Heimat zu geben, in der sie erstmal Ruhe finden können." Dafür dankte er in der Plenumssitzung des Präventionsrats dem Leiter sowie den Mitarbeitern des DRK und des ASB, die Menschen betreuen. "Und allen anderen Ehrenamtlichen." In der Richtung möchte Pirmann noch mehr machen. Deshalb werden am 8. Dezember Vereine zu einem runden Tisch eingeladen. Vielleicht können die den Menschen etwas Abwechslung anbieten. So wie bei der Aktion des SV 64, bei der 100 Flüchtlinge ein Handballspiel besuchten. Oder bei einem Konzert.

Mit Blick auf die bereits nach Zweibrücken zugewiesenen Flüchtlinge gebe es ebenfalls ein Treffen mit Institutionen und Firmen, wie die derzeit 310 hier Lebenden integriert werden können. "Wenn wir alle zusammenstehen, werden wir das schaffen", sagte Pirmann. Auch wenn noch vieles unbekannt sei, was auf uns zukomme.

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