Vernissage im Schloss Von der Freiheit (in) der Kunst

Zweibrücken · Im Schloss und im Stadtmuseum ist derzeit die Ausstellung „Bilder aus der Haft“ zu sehen.

 Eisbärbild eines Straffälligen aus der JVA Sehnde.

Eisbärbild eines Straffälligen aus der JVA Sehnde.

Foto: Margarete Lehmann

Diese Wander-Ausstellung in Zweibrücken organisiert und kuratiert haben das Pfälzische Oberlandesgericht, der Kunstverein und der Verein „Art and Prison“ aus Berlin, der betont: „Unser internationales Engagement zielt auf die gesellschaftliche Integration von Straffälligen“. Kunstwerke, Skulpturen und Gemälde, aus 20 Nationen sind im Foyer des Zweibrücker Schlosses, im Herzen der Justiz sozusagen, und im Stadtmuseum, im Herzen der Kunst, ausgestellt.

Das künstlerische Niveau ist erstaunlich hoch, wie auch Dr. Ecker vom Kunstverein betont. Die Gefangenen, der Freiheit beraubt, zurückgeworfen auf sich selbst, erkennen schmerzhaft den Wert der Freiheit, der aber eben nirgendwo grenzenlos ist. Verletzt jemand die Grenzen, straft ihn die Justiz. Die Kunst jedoch gewährt Freiheit. So sprechen die Bilder von der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, das die Freiheit in Freiheit gewährt. Ein „Künstler“ denkt sogar über das eigene Schicksal hinaus und klagt den Verlust der Würde der Menschen und die Selbstgefälligkeit der Mächtigen an, die auch Schuldlose ins Gefängnis zwingen: Das Bild zeigt eine Gruppe von Eisbären, in hellem Gelbweiß in einer dunkelgrauen Felsenlandschaft. Beim ersten Hinsehen graziös, anmutig spielend, jedoch in Wirklichkeit gezwungen, gezähmt, dressiert, ihrer Freiheit und Würde beraubt, vergewaltigte Unschuld, denn ein Tier kann keine Schuld auf sich laden. Ein Sinnbild für grausame Haftbedingungen in vielen Teilen der Welt. Klimawandel steht ebenso auf der Anklagebank.

En anderes Bild: Girl in the Bottle. Eine kauernde Gestalt in einer großen Flasche. Kein Geist in der Flasche, sondern ein Mensch, zermürbt vom Dauerrausch durch Alkohol, gefangen in der Sucht und straffällig geworden. Oder eine liegende Nana, nicht liegend aus Lust, sondern gestürzt. Und sonst überall Ketten und Gitter. Greifbare Sehnsucht, Freiheit (in) der Kunst, die tatsächlich grenzenlos ist, unter und über den Wolken. Die Kunst im Knast für Betroffene im günstigsten Fall Therapie .

Doch auch die Betrachter können etwas lernen: Dass der Umgang mit andersdenkenden Menschen und entfremdeter Natur gewiss oft der Revision bedarf. Darum, salopp gesagt: „Nichts wie hin!“ Bis zum 25. August Elf Uhr zur Finissage im Stadtmuseum.

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