Vom Wunder der Heiligen Nacht und der Gemeinschaft aller Menschen

Zweibrücken · In seiner Predigt erinnert der katholische Pfarrer Wolfgang Emanuel an eine Begebenheit in den Wirren des Ersten Weltkriegs. Sein evangelischer Kollege Peter Butz sieht alle Menschen als Kinder Gottes.

"Es begab sich aber zu der Zeit" - das sind Worte, in denen für den katholischen Pfarrer Wolfgang Emanuel eine immense Kraft steckt. Das sei nicht nur eine alte Geschichte, die sentimentale Gefühle weckt, sondern mit dieser Geschichte lassen sich andere verbinden, die sogar an ein Wunder grenzen. In seiner Weihnachtspredigt erinnert der Seelsorger an eine Begegnung von Soldaten während des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Am Heiligen Abend 1914 sei es relativ still an den Fronten gewesen, als in den Schützengräben Christi Geburt gefeiert wurde. "Es ertönte aus dem schottischen Lager eine Melodie”, erzählt Emanuel. Dann sei ein Lied aus dem deutschen Lager gefolgt: "Oh du fröhliche" sang einer mit lauter, kräftiger Stimme. Ein Soldat habe sich einen Weihnachtsbaum genommen und sei hinaus auf das Schlachtfeld gegangen, mit Mut und dem Willen zum Frieden. In den Schützengräben sei bereits auf den Mann angelegt worden. Aber niemand habe geschossen. "Lasst uns einen Waffenstillstand vereinbaren. Nur heute Nacht”, habe einer vorgeschlagen und so sei es geschehen: Aus den Schützengräben kamen die Soldaten. Sie teilten Champagner, Whisky und Bier, spielten Karten und tauschten sich aus mit dem wenigen, was sie aus den Sprachen der anderen können. Es sei sogar eine Messe gefeiert worden. "Diese Geschichte erzählt von der Kraft dieses Festes, von der Kraft dieser Worte, von der Liebe Gottes, die in einem Kind beginnt”, so Emanuel. Sie erzähle von Versöhnung, die in der Kraft Gottes möglich ist. Das sei Weihnachten. Es sei das Fest, an dem die Menschen Wärme suchen, sich an Wärme erinnern aber auch Wärme schmerzlich vermissen.

Der protestantische Dekan Peter Butz stellt in seiner Predigt am ersten Feiertag die "atemberaubende Verbundenheit von oben und unten der Hirten und des Kaisers" im Weihnachtsevangelium von Lukas heraus. Die Verhältnisse hätten sich damals bei Christi Geburt umgekehrt. "So haben die Hirten als erstes erkannt, dass nun ein König geboren wurde”, sagt Butz. Übertragen auf die heutige Zeit, dürfe nicht nur materiell gedacht werden. Es stelle sich die Frage, wo der Platz des Einzelnen in der Gesellschaft bleibe. Viele Menschen müssten aus ihrer Isolation herausgeholt werden. Jeder Mensch komme im Leben in die Situation, in der er arm sei. Ob er den beruflichen Anforderungen nicht mehr gewachsen oder gesundheitlich angeschlagen sei. Der Wert des Einzelnen hänge nicht daran, dass er fit ist. Butz erinnert auch an die Situation der Flüchtlinge, die viel verloren und aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen worden seien. Alle seien sie Kinder Gottes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort