Vom Suchen und vom Finden

Gerade als Berufs-Schreiber sollte man versuchen, abgedroschene Wendungen zu vermeiden. Manchmal jedoch geht es nicht anders, weil nichts den entsprechenden Sachverhalt so gut zusammenfasst wie ein bereits 1000 Mal benutzter Ausdruck. Was wohl der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass er so häufig zitiert wurde. Das sei zur Ehrenrettung angeblich abgenudelter Ausdrücke gesagt

Gerade als Berufs-Schreiber sollte man versuchen, abgedroschene Wendungen zu vermeiden. Manchmal jedoch geht es nicht anders, weil nichts den entsprechenden Sachverhalt so gut zusammenfasst wie ein bereits 1000 Mal benutzter Ausdruck. Was wohl der Grund dafür gewesen sein dürfte, dass er so häufig zitiert wurde. Das sei zur Ehrenrettung angeblich abgenudelter Ausdrücke gesagt. In dieser Woche bietet sich dafür ein biblisches Wort an, zu finden bei den Evangelisten Lukas und Matthäus: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden." Gesucht hat in diesem Fall Rolf Schauss, ein Pilot aus dem Saarland, die Mädchen der vierköpfigen Familie, die er vor 27 Jahren, am 22. Mai 1982, illegal aus der ehemaligen DDR über Ungarn in den Westen geflogen hat. Eine dramatische Aktion, bei denen Schauss und sein Copilot ihre Freiheit, unter Umständen sogar ihr Leben, riskiert hatten. Dafür saß Schauss in Österreich im Gefängnis, dafür hetzte ihm die SED-Diktatur ihre Agenten auf den Hals. "Ich suche also die beiden Kleinen, sie dürften heute um die 30 Jahre alt sein", schrieb er Mitte der Woche in einer E-Mail an die Redaktion des Pfälzischen Merkur. "Wollte wissen, wie es ihnen erging und was sie heute so tun." Er hat den Pfälzischen Merkur und seine Leser um Mithilfe bei dieser Suche gebeten. Was wir getan haben. Der Merkur und Sie, unsere Leser. Kaum lag die Freitags-Ausgabe auf den Früchstückstischen in und um Zweibrücken, liefen erst die Gehirne und dann die Telefone heiß: Etliche Leser versorgten die Redaktion mit Tipps zu den Kindern, ihren Eltern und den Großeltern. So viel zur angeblich gleichgültigen Gesellschaft. Schon um die Mittagszeit war eine der beiden Töchter, damals ein Jahr alt, ausfindig gemacht. Die andere soll, da gehen die Informationen auseinander, im Ausland oder in der Eifel leben. Sie könne sich, sagte das in Zweibrücken gebliebene Kind dem Merkur, natürlich nicht mehr an die Ereignisse von damals erinnern. Trotzdem ist sie bereit, mit ihrem ehemaligen Retter Kontakt aufzunehmen. Damit schließt sich der biblische Kreis. Denn der dritte Teil des eingangs erwähnten Zitats heiß: "Klopfet an, so wird euch aufgetan."

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