Vom Staatsdiener zum Revolutionär

Zweibrücken · Der Name Jakob Siebenpfeiffer ist nicht nur untrennbar mit dem Hambacher Fest, sondern auch mit Zweibrücken und der Zweibrücker Justiz verbunden. Begonnen hatte er seine Karriere in der Verwaltung.

Frei - verurteilt - nachhaltig. So in etwa lässt sich Leben und Werk des Justizbeamten und Journalisten Jakob Siebenpfeiffer beschreiben. Als einer der Hauptredner des Hambacher Festes wurde der Kämpfer für die Pressefreiheit zunächst im Assisen-Prozess gegen die Hambach-Akteure in Landau frei gesprochen. Der Freispruch bedeutete für die Hambacher Akteure aber nicht in jedem Fall auch die Freiheit. Siebenpfeiffer wurde wegen "Beamtenbeleidigung" zu zwei Jahren Haft verurteilt. Mit Hilfe von Freunden konnte der Journalist am 14. November 1833 aus dem Gefängnis ausbrechen und über das Elsass in die Schweiz fliehen. Er erhielt nicht nur Asyl, sondern auch eine Anstellung an der Universität Bern als außerordentlicher Professor für Straf- und Staatsrecht . Ab 1841 machten sich bei ihm erste Anzeichen seiner Geisteskrankheit bemerkbar. Bald darauf musste er in die Heil- und Pflegeanstalt Bümpliz bei Bern eingewiesen werden, wo er 1845 im Alter von 55 Jahren verstarb.

Der Sohn eines Schneidermeisters, studierter und promovierter Jurist, hatte als Landescommissaire das Commissariat Homburg an der Grenze zu Preußen zugeteilt bekommen. Von Homburg aus hatte er 79 Gemeinden mit etwa 40 000 Einwohnern zu verwalten. Krisen wie etwa Missernten , Hungersnöte , Epidemien sowie nicht zuletzt die Rezession der Wirtschaft veranlassten ihn, bei der Regierung des Rheinkreises um Unterstützung und Gegenmaßnahmen nachzusuchen. Er scheute sich auch nicht, direkt bei den beiden bayerischen Regenten seiner Amtszeit, Max I. Joseph (bis 1825) und Ludwig I., auf Reformen zu drängen..

Als dann mit der Julirevolution des Jahres 1830 der Wind der Freiheit erneut von Frankreich herüberzuwehen schien, setzte er seinen schon länger gefassten Plan um, mit journalistischen Mitteln die Missstände anzuprangern. Im Herbst 1830 erschien die Erstausgabe seiner Zeitschrift "Rheinbayern", in der unter der scheinbar loyalen Überschrift "Nur keine Revolution in Deutschland" die Dinge beim Namen genannt wurden. Siebenpfeiffer wurde sofort von seinem Amt als Landcommissär suspendiert. Stattdessen setzte er nun alles auf die journalistische Karte, bot mit seinen Blättern "Rheinbayern" und "Der Bote aus Westen" der erstarkenden liberalen Opposition in der Pfalz wirkungsvolle Sprachrohre.

Siebenpfeiffer war es außerdem, der den Münchener Journalisten Johann Georg August Wirth dazu animierte, in die Westpfalz umzusiedeln. Von Homburg aus sollte dieser seine "Deutsche Tribüne" unter dem Schutz der Rheinischen Institutionen unbehelligt von der Bayerischen Regierung und ihrer Zensur produzieren können. Die Erstausgabe dieses wichtigsten Blattes der liberalen Opposition im Vormärz erschien am 1. Januar 1832 in Homburg. In seiner Druckerei in der Schillerstraße 10 produzierte er seine nunmehr in "Westbote" umbenannte Zeitung. "Rheinbayern" erschien fortan unter dem Titel "Deutschland" als eindeutiges Signal dafür, dass Siebenpfeiffer seinen Wirkungskreis über die Pfalz hinaus ausdehnen wollte. Stets war der Kampf für "Preßfreiheit" Thema in seinen Zeitungen und Artikeln. Die Entwicklung eskalierte, als unter Siebenpfeiffers Mitwirkung am 29. Januar 1832 im Rahmen eines Festbanketts für den Landtagsabgeordneten Friedrich Schüler in Zweibrücken der Deutsche Vaterlandsverein zur Unterstützung der freien Presse (kurz: "Preßverein") gegründet wurde. In kurzer Zeit dehnte sich diese politische Organisation über ganz Deutschland aus, rund 5000 Menschen traten ihr bei.

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