Vista kündigt allen Leiharbeitern

Zweibrücken · Die Zweibrücker Leiharbeitsfirma Vista blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Der einzige Kunde ist weg, den 23 polnischen Leiharbeitern ist gekündigt, die IG Metall geht auf die Barrikaden.

Die Geschäftsführung der Zweibrücker Leiharbeitsfirma Vista Anlagen Service GmbH hat Ernst gemacht: Allen 23 polnischen Leiharbeitern hat das Unternehmen gekündigt, wie Werner Cappel, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, auf Anfrage bestätige. Die Gewerkschaft hatte vor der Maßnahme bereits Mitte Dezember gewarnt. Manchen der Mitarbeiter sei zur Mitte Januar gekündigt worden, anderen zum Ende des Monats. Die Kündigungsschreiben seien an die von Vista angemieteten Bexbacher Wohnungen der Arbeiter und ebenso an ihre Heimadressen in Polen geschickt worden. "Die Letzte ist am 31. Dezember 2015 angekommen", so Cappel. Aktuell müssten sich die Betroffenen auf Abruf in Bexbach bereithalten, seien aber freigestellt. "Nach unserer Auffassung wurden den Kollegen Branchenzuschläge nicht gezahlt, die ihnen zugestanden hätten. Das sind im Schnitt im Monat 700 Euro", ergänzt der IG-Metall-Chef.

Sein Kollege, Projektsekretär Benjamin Krimmling, hält den direkten Draht zu den Mitarbeitern. Am Donnerstag gab es ein Beratungsgespräch in Bexbach. Manche hätten mit dem Thema abgeschlossen und seien zurück nach Polen, andere hätten nach Jahresfrist einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. "Da stand drin, dass das Arbeitsverhältnis zum 10. Januar 2016 endet und alle Ansprüche abgegolten sind. Das war nur auf Deutsch verfasst, sodass die Arbeiter es nicht verstanden haben", kritisiert Krimmling. Auch habe Vista-Geschäftsführer Damian Staniszewski einigen Arbeitern eine Alternativarbeit in Holland versprochen, die das unterzeichnete Dokument keineswegs garantiere. "Das ist eine Praxis, die wir als IG Metall verurteilen." Für acht der gekündigten Mitarbeiter lote man jetzt "alle rechtlichen Möglichkeiten" aus, "um gegen die Kündigung vorzugehen", kündigt Krimmling an. Seiner Ansicht nach ist der Wegfall eines Kunden kein Kündigungsgrund. Im Falle der Leiharbeitsfirma Vista allerdings war es der Einzige: die niederländische Firma Steenbergen Bewehrungstechnik GmbH, die auch einen Sitz in Waldmohr hat und Drahtgeflechte produziert, die an Großbaustellen mit Beton ausgegossen werden. Die Schließung von Steenbergen habe bereits im Sommer wie ein Damoklesschwert über den Mitarbeitern geschwebt, so Krimmling. Um in diesem Fall eine Absicherung zu haben, sei im Oktober ein Betriebsrat gewählt worden (wir berichteten). Diese Maßnahme ermögliche jetzt erst juristische Schritte.

Dass Vista-Geschäftsführer Staniszewski einigen Mitarbeitern jetzt ab kommendem Monat eine Arbeit bei einer Steenbergen-Niederlassung in Holland vorzuschreiben versuche, überrascht Krimmling. Schließlich habe dieser die Mietverträge der Bexbacher Wohnungen zum Jahresende 2015 gekündigt, also gar nicht geplant, dass die Mitarbeiter sich jetzt noch hier aufhalten, vermutet der IG-Metall-Mitarbeiter.

Vista-Geschäftsführer Damian Staniszewski bestätigte am Freitag die betriebsbedingte Kündigung aller Mitarbeiter infolge des Wegfalls des einzigen Kunden Steenbergen Bewehrungstechnik GmbH. "Einige" hätten das Angebot einer Alternativarbeit bei Steenbergen in Holland angenommen.

Zu den Vorwürfen der IG Metall , Vista habe Branchenzuschläge nicht gezahlt, wollte Staniszewski nicht ins Detail gehen: "Das wird geprüft." Angesprochen auf die Zukunft seiner Firma und die mögliche Akquise neuer Kunden, erklärte er: "Da kann ich nichts zu sagen."

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