Vielseitigkeitsreiterin Erika Watson Auf Anhieb mit Pferdenachwuchs erfolgreich

Zweibrücken · Zum ersten Mal hat die erfahrene Vielseitigkeitsreiterin Erika Watson ein Fohlen gezogen. Die Neuzüchterin war bei der Auswahl im Landgestüt auf Anhieb so erfolgreich, dass die kleine Ginny bei der Online-Auktion für Vielseitigkeitspferde präsentiert wird.

 Erika Watson freut sich, dass sich Santissimas erstes Fohlen Ginny auf Anhieb auf dem Gelände des Zweibrücker Landgestüts so souverän präsentiert hat.

Erika Watson freut sich, dass sich Santissimas erstes Fohlen Ginny auf Anhieb auf dem Gelände des Zweibrücker Landgestüts so souverän präsentiert hat.

Foto: Cordula von Waldow

„Genau das hatte ich gehofft“, strahlt Erika Watson. Die erfahrene Vielseitigkeitsreiterin aus Zweibrücken ist jetzt auch unter die Pferdezüchter gegangen. Vergangene Woche stellten sie und Tochter Carmen ihr erstes Fohlen bei dem Auswahl-Termin des Pferdezuchtverbands Rheinland-Pfalz-Saar für Fohlen-Auktionen im Landgestüt vor. Unterstützt wurden sie von Jungzüchterin Lara Lauer sowie ihrer Mutter und Ausbilderin, Martina Lauer.

Die kleine, noch braune Stute, die einmal ein Schimmel werden wird, präsentierte sich stolz und selbstbewusst von ihrer besten Seite. Unerschrocken und leichtfüßig zeigte sie neben ihrer Mama Santissima ihre schwebenden Gänge. „Sie ist eine coole Socke“, lachte ihre Züchterin. Nicht einmal das Baugeschehen am Kindergarten vermochte das hübsche Stutfohlen mit der edlen Abstammung zu beeindrucken.

Erika Watson, die an der IGS Contwig Kunst und Englisch unterrichtet, saß bereits als Kind bei ihrem Großonkel in Kirchheimbolanden sowohl auf seinen Ackerpferden als auch auf den vollblütigen Rennpferden. Ihr amerikanischer Opa war berittener Soldat und nachdem die Pferdeleidenschaft eine Generation übersprungen hatte, lief die Vierjährige „auf alles zu, das einen Schweif und vier Beine hat, egal ob Pony, Pferd oder Esel“. In Sinsheim lernte die Deutsch-Amerikanerin Reiten und kam in den USA dann in den Stall von Vielseitigkeitslegende Jean Moyer. „Da fährst du acht Stunden mit dem Auto, um in einer Vielseitigkeits-Einstiegsprüfung zu starten, nur für die Ehre, ohne Preisgelder“, beschreibt sie ihre Anfänge.

Ihr erstes Pferd, das sie mit 15 bekam, war ein kanadisches Vollblut mit einem französischen Vater. Die 44-Jährige beschreibt: „Mit Big Dipper bin ich in der Vielseitigkeit sogar auf Zwei-Sterne-Niveau (Klasse M mittelschwer) gestartet und habe ihn mit nach Deutschland gebracht.“

Die Hessenstute Santissima, genannt Lucy, kaufte die Familie vor neun Jahren. Nach Mamas Bandscheibenvorfall 2014 übernahm Carmen das Pferd: eine leistungsbereite Stute, die „keinen Fehler machen will“ und in ihrem Ehrgeiz manchmal etwas übermotiviert auftritt. „Deshalb haben wir einen Hengst gesucht, der vielseitig veranlagt ist, rittig und klar im Kopf“, beschreibt die Neu-Züchterin. Wie gut die Wahl von Grey Top war, bestätigte die Auswahlkommission am Montag: Ginny, wie das Fohlen mit Kosenamen heißt, wurde zur Eventer-Online-Auktion am 17. August zugelassen. „Darauf hatte ich gehofft“, jubelte Erika Watson. Tochter Carmen (20) bestätigt: Von Anfang an sei klar gewesen, dass das erste Fohlen verkauft wird.

Gerhardt Brengel, stellvertretender Vorsitzender des Pferdezuchtverbands Rheinland-Pfalz-Saar, erklärt: „Dort sind die blutgeprägten Pferde mit hohem Vollblutanteil für die Vielseitigkeit. Das ist die richtige Auktion für Ginny.“

Der Verband berät seine Züchter in allen Fragen, unter anderem bei der Hengstauswahl und unterstützt seine Mitglieder bei der professionellen Vermarktung ihrer Pferde. So wurden beim Termin gleich Profi-Standbilder gemacht und ein Bewegungsvideo zur Präsentation gedreht. Überzeugt von den Qualitäten ihres Fohlens, denkt Erika Watson groß. Sie habe gewisse Preisvorstellungen und vor allem den Traum, dass ein Mäzen das Fohlen für einen der großen Vielseitigkeitsreiter erwirbt. Sie weiß: „Da ist das Angebot an guten Pferden nicht so breit gefächert wie bei Dressur oder Springen. Da braucht man ein Pferd mit Dressurveranlagung, das Herz hat im Gelände und die Füße hebt im Springparcours.“

Doch Ginny überwinde auf der Koppel und beim Spazierengehen spielerisch und mit Begeisterung kleine Sprünge oder Treppenstufen, laufe vertrauensvoll durchs Wasser und bleibe neben einem lärmenden Traktor auf den Weg in den Stall gelassen. Dennoch hat sich Erika Watson nach ausführlicher Beratung diesmal für einen anderen Hannoveranerhengst als Vater ihres zweiten Fohlens entschieden. Dieses will sie möglicherweise selbst behalten. Doch so leicht, wie die erste Geburt verlief, kann die 18-jährige Stute noch öfter Mutter werden.

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