Verfüttern oder wegwerfen?

Zweibrücken · Dass Terrag den schwarzen Schnee in Mörsbach im Februar verschuldet hatte, ist bekannt. Ob der verschmutzte Boden allerdings seitdem belastet ist, bleibt unklar. Zwar liegen die Messergebnisse inzwischen vor, doch was sie bedeuten, weiß Landwirt Ruf bis heute nicht.

 Der schwarz eingefärbte Schnee Anfang Februar auf einem Feld neben der Mülldeponie. Foto: Nizard

Der schwarz eingefärbte Schnee Anfang Februar auf einem Feld neben der Mülldeponie. Foto: Nizard

Foto: Nizard

Das Kapitel "schwarzer Schnee " zieht sich weiter in die Länge, inzwischen sind darin die Behörden die Handelnden oder besser gesagt: die Nicht-Handelnden.

Rückblick: Anfang Februar war der Firma Terrag auf dem Gelände der Mörsbacher Mülldeponie beim erstmaligen Filterwechsel an ihrer Konditionierungsanlage Staub ausgetreten. Dieser hatte den Schnee auf den umliegenden Feldern schwarz gefärbt und die Bürgerinitiative Mörsbach auf den Plan gerufen. Auch Stadtratsmitglied und Biolandwirt Achim Ruf (Grüne) hatte Schritte eingeleitet, fand sich der Schwarzschnee doch vor allem auf von ihm bewirtschafteten Wiesen. Ende März hatte er von der Firma Abcert AG im Rahmen der jährlichen Biokontrolle Proben ziehen lassen, die auf Dioxine, Furane und Schwermetalle untersucht werden sollten.

Die Ergebnisse liegen den Rufs nunmehr seit rund zwei Monaten vor. Doch ob der Boden belastet ist, wissen sie immer noch nicht. Einiges deute auf eine Überschreitung von Werten hin, anderes entkräfte das, so Achim Ruf. Von Seiten Acberts sei zwar gesagt worden dass der Boden wohl nicht belastet sei, eine hieb- und stichfeste Bewertung sei aber nicht geliefert worden. Stattdessen der Hinweis, Ruf müsse sich an eine offizielle Behörde wenden, um Gewissheit zu erhalten und das dort geerntete Material unbedenklich verfüttern zu können.

"Wir haben dort noch nicht gemäht, obwohl wir das bei der Trockenheit gerade gut gebrauchen könnten", so Ruf. Seine Frau Margit schildert, dass man sich zunächst an die Aufsichts- und Genehmigungsdirektion (ADD) in Trier gewandt habe, dort ans Landesuntersuchungsamt für Lebensmittel verwiesen worden sei. Auch dort habe man sich für nicht zuständig erklärt und symbolisch mit dem Finger auf die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) Speyer gezeigt. Auch dort: Fehlanzeige.

Also ein neuer Versuch bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd, die auch die Aufsicht über die Mülldeponie und die Terrag-Konditionierungsanlage hat. Seit nunmehr fünf Wochen liege die Anfrage beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR ). Wie es weitergeht, ist offen. Auch eine Merkur-Nachfrage beim DLR schürt nur Verwirrung. Ferdinand Hoffmann, Stellvertretender Abteilungsleiter Landwirtschaft erklärt, für die SGD eine Auswertung angefertigt zu haben. Für die Frage, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, verweist er an die SGD. Dort sagt Sprecherin Ulrike Schneider, sie wisse nichts von einer DLR-Untersuchung. Sie erinnert sich lediglich an ein Gutachten vom Februar, das der Deponiebetreiber Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) durch die Müller-BBM GmbH hatte durchführen lassen - und das den UBZ als Verursacher des Schnees ausgeschlossen habe (wir berichteten). Schneider: "Der Untersuchungsbericht wurde am 5. März 2015 auch der SGD Süd vorgelegt. In Summe ist festzuhalten, dass durch die festgestellten und untersuchten Ablagerungen eine Gefährdung der Schutzgüter Boden, Grundwasser und Mensch nicht zu besorgen war."

Dem Landwirt hilft das nicht. Mögliche Regressansprüche gegen Terrag will er erst prüfen, wenn die Einschätzung der Messwerte vorliege. "Wir müssen kein Futter zukaufen, es ist letztlich nicht wirtschaftlich relevant für uns", so Achim Ruf zum Ernteertrag des möglicherweise kontaminierten Feldes. "Ich finde die Zuständigkeit der Behörden ist mangelhaft. Keiner will die Absolution erteilen, dass das Futter unbedenklich ist. Keiner will die Hand dafür ins Feuer legen, wenn ich es verfüttere und etwas passiert. Wenn das negative Folgen hätte, müsste ich mich auf jemanden berufen. Und das will keiner sein", zürnt Ruf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort