Verein „Herz für Tier und Mensch“ „Früher waren sie gequält, jetzt sind sie glücklich“ – Kirrbergerin führt Seelenhof in Zweibrücken

Zweibrücken · Die Kirrbergerin Doris Kreitner ermöglicht einst misshandelten, oft vom Tode bedrohten oder wirtschaftlich überflüssig gewordenen Tieren ein glückliches Leben auf ihrem Seelenhof in Zweibrücken. Der Verein „Herz für Tier und Mensch“ freut sich über weitere Helfer und Spenden. Zudem hat er noch Kapazitäten für erlebnispädagogische Tage für Kinder.

 Bei Doris Kreitner auf dem Seelenhof fühlen sich Ami, Pony Schröder und Goldie sichtlich wohl. Rund 40 Tiere leben auf dem Gelände an der Homburger Straße in Zweibrücken.

Bei Doris Kreitner auf dem Seelenhof fühlen sich Ami, Pony Schröder und Goldie sichtlich wohl. Rund 40 Tiere leben auf dem Gelände an der Homburger Straße in Zweibrücken.

Foto: Cordula von Waldow

„Komm mal her, mein Schatz!“ Diese liebevolle Aufforderung von Doris Kreitner ist eigentlich überflüssig, denn wo auf ihrem Seelenhof an der Homburger Straße 202 in Zweibrücken die Tierliebhaberin auftaucht, kommen ihr ihre Lieblinge raschen  Schrittes sofort entgegen, um sich ihre Streicheleinheiten oder einen Leckerbissen abzuholen.

So auch Martin. Der riesengroße, schwarze Wallach hatte früher einmal einen Wert von 30 000 Euro. Aus ihm sollte ein Spitzendressurpferd werden. Als sich bei einer Untersuchung herausstellte, dass er einen Halswirbelsäulenschaden hat und untauglich war für den Sport, gab der Züchter das Geld zurück. Für die Ware Pferd, sinnlos geworden für den Menschen, gab es jedoch keine weitere Verwendung. Auf Umwegen kam er zu Doris Kreitner.

Fast verhungert, geschlagen, misshandelt

So wie seine Leidensgefährten ebenfalls. Fast verhungert, geschlagen, misshandelt, überflüssig – so unterschiedlich jede Geschichte ist, verbindet die 18 Pferde von Martin über den blinden Friesenwallach Ami (15), seine Lebensfreundin Goldi (26) mit der fortgeschrittenen Arthrose, die zarte Paintstute Samira mit dem Hängerunfall oder dem Shetlandpony Gabi eines: Sie brauchen Hilfe und keiner wollte sie. Das traurige Pony, das im Reitbetrieb kreuzunglücklich war, konnte Doris Kreitner dank der verständnisvollen Besitzerin günstig freikaufen. Nach nur einer Woche meint man schon ein Lächeln zu entdecken.

So wie der Hofmeister Schröder. Das 32-jährige Schimmelpony führt bereits seit 29 Jahren ein artgerechtes Leben auf dem Seelenhof. Die 54-jährige Erziehungswissenschaftlerin und Sonderpädagogin bestätigt, was jeder sehen und fühlen kann: „Früher waren sie gequält, jetzt sind sie glücklich.“

Viele Pferde kommen in völlig abgemagertem, desolatem Zustand auf dem Seelenhof an und müssen lange aufgepäppelt werden. Dazu tragen neben der reichlich bemessenen Zuwendung hochwertiges Futter und Leckerschmecker wie Karotten oder Äpfel bei.

Unterstützt von Lebenspartner Andreas Dejon und einigen engagierten Helfern werden die rund 40 Tiere täglich versorgt. Ein enormer Arbeitsaufwand, der ehrenamtlich und neben dem Beruf geleistet wird.

Pferde, Ziegen, Hühner, Hunde und Katzen

Vor sieben Jahren gründete Doris Kreitner daher den Verein „Herz für Tier und Mensch“. Inzwischen haben auch andere Tiere das Herz der Tierfreundin, die seit Kindertagen mit Pferden umgeht und sich auf diese Spezies konzentriert, erobern können: drei Ziegenböcke, drei Lämmer, drei Hühner, zwei Katzen und vier Hunde. Hofhündin Bibbi zum Beispiel wurde in Rumänien in einer Mülltonne gefunden. Und acht Ochsen. Diese hat die Frau mit dem großen Herzen für Tiere sofort nach ihrer Geburt im Leben willkommen geheißen und sie mit viel Liebe großgezogen. Sie weiß: „Leider gibt es für die männlichen Kälber oft keine andere Verwendung außer den sicheren Tod.“ Geht es doch meist rein um die Milchleistung der Kühe.

„Ich würde so gerne noch viel mehr Tieren zu einem lebenswerten, glücklichen Leben verhelfen“, offenbart Doris Kreitner. Doch obwohl ihr jede Woche etliche Notfall-Pferde angeboten werden, ist ihre Kapazität erschöpft. Sie weiß: „Mehr packe ich aber nicht, weder arbeitsmäßig noch finanziell.“

Der Verein freut sich über helfende Hände zum Ausmisten, Futter vorbereiten oder um die oft kranken Tiere zu versorgen. „Ein Rentner, der Zäune repariert, wäre eine große Hilfe“, skizziert sie den Bedarf, Menschen mit einem Herz für Tiere, die auch die Verantwortung für deren Wohl übernehmen wollen. Ihr Traum ist ein Aussiedlerhof mit ausgedehnten Weideflächen.

Zum Glück hat sie für viele Tiere Patenschaften vergeben, denn besonders die Tierarztkosten schlagen trotz aller Gefälligkeiten und Sonderkonditionen gehörig zu Buche.

Die zertifizierte Theater- und Erlebnispädagogin und der Verein veranstalten regelmäßig Ponytage auf dem Seelenhof, um ein bisschen Geld in die Kasse zu bekommen. Viele der Pferde sind absolut kooperativ, sodass das angebotene Ponyreiten viele Besucher anlockt. Das kulinarische Angebot hierbei ist konsequenter Weise rein vegan.

In den Ferien komme der Kinderschutzbund Zweibrücken mit einer Gruppe und auch die Zweibrücker Spiel- und Lernstuben hätten bereits erlebnispädagogische Tage angefragt. Hierbei habe der Verein noch Kapazität für weitere Gruppen. Die Hofherrin, die selbst in Kirrberg wohnt und die zuvor 20 Jahre leerstehenden Stallungen gegenüber von John Deere gepachtet hat, lächelt. „Ich bin ohnehin jeden Tag hier“, denn die Bedürfnisse der Tiere kennen weder Sonn- noch Feiertage.

Ganz neu ist die Zusammenarbeit mit der Paracelsus-Schule für Tierheilpraktiker und Tier-Physiotherapeuten. Auf dem Seelenhof finden sie gleich eine Vielzahl an Probanden. Die erste Gruppe wird im kommenden Herbst erwartet.

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