Verdienen Flüchtlings-Ärzte zu viel?

Zweibrücken · Bekommen Ärzte in Flüchtlingsunterkünften zu viel Geld für geleistete Sprechstunden? Die ADD in Trier weist den Vorwurf zurück. Die Versorgung von Flüchtlingen – auch in Zweibrücken – stelle besondere Anforderungen an die Mediziner, das schlage sich finanziell nieder.

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) weist Behauptungen zurück, wonach in den 30 rheinland-pfälzischen Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende überhöhte Ärztehonorare bezahlt würden. Der Südwestrundfunk (SWR) hatte am Mittwochmorgen gemeldet, dass die Mediziner von der Landesregierung bis zu 200 Euro pro Sprechstunde erhalten würden - und damit etwa vier Mal so viel wie für Sprechstunden im hausärztlichen Bereitschaftsdienst. Diese Zahlen gehen aus einer CDU-Anfrage an das Gesundheitsministerium hervor. Der Mainzer Flüchtlingsarzt Gerhard Trabert hatte den Stundenlohn als "moralisch fragwürdig" bezeichnet.

Gegen die Vorwürfe unverhältnismäßig hoher Zahlungen setzt sich die ADD zur Wehr. In der Regel werde ein Stundenhonorar von 100 Euro vergütet. "Auch in Zweibrücken ", bestätigt ADD-Pressesprecherin Eveline Dziendziol auf Merkur-Nachfrage. Die ADD erstattet dem vor Ort eingesetzten Betreuungsverband - in Zweibrücken dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) - ein Honorar für die medizinische Sprechstunde in der Erstaufnahmeeinrichtung. Derzeit leisten sechs Kinderärzte und etwa zehn bis 15 Allgemeinmediziner im Wechsel täglich eine Stunde Dienst in der Flüchtlingsunterkunft am Flughafen. Sie werden vom Zweibrücker Mediziner Lutz Feß eingeteilt, der die ärztliche Versorgung vor Ort koordiniert. Die meisten sind aus dem Stadtgebiet, aber auch Ärzte aus Homburg und dem Landkreis behandeln in dem mit Untersuchungsliegen und Medikamenten ausgestatteten Sanitätsraum. Viele der in Zweibrücken eingesetzten Ärzte würden dabei ein fast doppelt so großes Pensum leisten, wie vertraglich vereinbart. Der tatsächliche Stundenlohn falle somit deutlich geringer aus, erklärt DRK-Kreisgeschäftsführer Mario Sauder.

Der Betrag von 100 Euro geht auf eine Vereinbarung zurück, die die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) Trier mit den dort behandelnden Ärzten geschlossen hat. Nur in Ingelheim und Kusel wird ein Satz von 200 Euro pro Stunde abgerechnet. In Ingelheim ist dies historisch bedingt: Dort betreut seit Jahren ein Medizinisches Versorgungszentrum aus der Region die Inhaftierten in der benachbarten Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (GfA). Diese Tätigkeit verlangt spezielle Qualifikationen und umfasst besondere Aufgaben, wie etwa das Erstellen von Gutachten. In Kusel ist das höhere Honorar dem großen Handlungsdruck geschuldet, überhaupt eine medizinische Versorgung sicherstellen zu können. "Das Land handelt derzeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung einen Rahmenvertrag aus, um zu einem einheitlichen Honorarsatz für die Ärztesprechstunde in den Unterkünften zu kommen", erklärt ADD-Präsidentin Dagmar Barzen.

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