„Ich bin quasi ausgeliehen“ Ukrainer ist neuer Pastoralreferent der Zweibrücker Katholiken

Zweibrücken · Der angehende verheiratete Priester Vasyl Vasylyshyn hat sich in kurzer Zeit schon gut eingelebt – sucht aber noch einen Chor und einen Fußballverein.

Vasyl Vasylyshyn kommt aus der West-Ukraine. Am Sonntag wird der 29-Jährige mit einem Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in seine Tätigkeit in Zweibrücken eingeführt.

Vasyl Vasylyshyn kommt aus der West-Ukraine. Am Sonntag wird der 29-Jährige mit einem Festgottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in seine Tätigkeit in Zweibrücken eingeführt.

Foto: Cordula von Waldow

Das katholische Pfarrteam der Pfarrei Heilige Elisabeth hat Zuwachs bekommen. Die Nachfolge für Pastoralreferentin Nina Bender hat vor fünf Wochen Vasyl Vasylyshyn angetreten, am Sonntag wird er bei einem Einführungsgottesdienst vorgestellt.

Der gebürtige West-Ukrainer gehört der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche an. Sein Theologiestudium hat er an der Hochschule Heiligenkreuz bei Wien beendet. Dass er in den Westen kommt, war die Idee seines Heimatbischofs Vasyl Ivasyuk, lange vor irgendeinem Kriegsgeschehen.

Der 29-jährige angehende Pfarrer, der am 6. Dezember seine Priester-Weihe empfängt, ist verheiratet. Im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche, die das Zölibat vorschreibt, können die Geistlichen der griechisch-katholischen Kirche wählen, ob sie zölibitär leben möchten oder ob lieber den Bund der Ehe eingehen. „Beides hat Vor- und Nachteile“, findet Vasyl Vasylyshyn, der sich für seine Liebe zu Ehefrau Nataliia entschieden hat.

Während er, als er nach Deutschland und Österreich kam, bereits seine Sprachkurse absolviert hat und gut Deutsch spricht, ist der Spracherwerb der wichtigste Schritt für die 27-jährige Ukrainisch- und Englischlehrerin. Sie besuche regelmäßig die Gottesdienste und habe bereits erste Kontakte zu den Frauen etwa von der kfd, doch je besser sie sich verständigen können, desto besser könne sie sich auch in die Gemeindearbeit mit einbringen.

Der regelmäßige Kirchgang hat auch das Leben von Vasyl Vasylyshyn geprägt. „Ich war immer mit meinem Opa im Gottesdienst, war Ministrant, habe im Chor gesungen“, erinnert er sich an seine Kindheit und Jugend, die seinen tiefen Glauben an Gott geprägt habe. Schon früh kam ihm, während ihn ein Rosenkranzgebet eine tiefe Meditation und Gottbegegnung führte, die Idee Priester zu werden. Eine Art der Berufung. Drei Jahre lang schickte ihn der Bischof zunächst aufs Kolleg, wo er bereits vorbereitet wurde als Kathechet und Chorleiter. So konnte er im zweiten Studienjahr ins Priesterseminar einsteigen. Die ganze Zeit über ministrierte (dienend begleiten) er den Bischof zu jedem Gottesdienst, jeder Veranstaltung. „Außerdem habe ich mit einem befreundeten Kollegen zusammen seine Dienstkleidung gepflegt, sogar gebügelt und für ihn oder mit ihm zusammen gekocht“, schildert er das Leben in der Ukraine, das neben der geistlichen Ausbildung zudem ganz praktische Kompetenzen fördert.

Nach seinen Studien will und soll er jetzt in Deutschland die Pastoral-Arbeit im Westen von der Pike auf lernen, um Impulse in seine Heimat mitzunehmen und gleichzeitig welche für die hiesige Kirchenarbeit zu geben. Der junge Seelsorger lächelt: „Ich gehöre nach wie vor meinem Heimatbistum Kotomyja an und bin quasi ausgeliehen ans Bistum Speyer.“

In Pfarrer Wolfgang Emanuel, der seit vielen Jahren bereits im engen Austausch unter anderem mit der Kirche im afrikanischen Togo steht, findet er einen weltoffenen Vorgesetzten.

Auch von seiner freundlichen Aufnahme in Zweibrücken ist der junge Ukrainer, der bereits in der Nähe von Ingolstadt und in Wien gelebt hat, begeistert. „Die Menschen sind alle sehr nett und sehr hilfsbereit. Und die Stadt ist sehr schön, sehr kompakt, der Rosengarten ist herrlich“, zählt er auf. „Ich fühle mich trotz der kurzen Zeit schon wie zu Hause.“

Einzig einen passenden Fußballverein mag der Fußball-Fan noch finden. Und vielleicht einen Chor. Während in der griechisch-katholischen Kirche jede Messe mit Zwiegesängen zwischen Pfarrer und Chor gestaltet wird, tritt hier der Kirchenchor lediglich zu besonderen Anlässen auf. Deshalb freut sich der Tenor, dass der Kirchenchor Heilig Kreuz zu seinem Einführungsgottesdienst diesen Sonntag, 20. November um 10.30 Uhr singt, wenngleich er selbst dort nicht mitwirken kann, weil er ja bei Auftritten dann auf der Kanzel steht.

Über seine Heimatgemeinde berichtet er: „Wir haben dort eine sehr lebendige Kirche, eine lebendige Pfarrei mit vielen jungen Menschen. Sie sind die Zukunft der Kirche.“ Bereits jetzt kümmert er sich in Zweibrücken unter anderem um den Kommunions- und Firmunterricht. Solle die Kirche eine Zukunft haben, müssten wieder mehr junge Menschen dafür begeistert werden, durch Jugendgruppen und andere interessante, altersgerechte Angebote, gerne auch ökumenisch. Noch sei er dabei, alles kennenzulernen, doch erste Ideen gingen ihm bereits durch den Kopf.

Und noch etwas will sich Vasyl Vasylyshyn für die fünf Jahre, die er voraussichtlich in Deutschland bleibt, vornehmen. „Die Menschen müssen wieder mehr in die Gottesdienste kommen. Die Kirche ist kein Gebäude, sondern sie lebt in der Gemeinschaft auf, denn dort ist der lebendige Gott.“

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