„Urban-Gardening“-Projekt des Zweibrücker Vereins „Brückengärten“ Gemeinsam gärtnern und ernten

Zweibrücken · In dem Freigelände des ehemaligen evangelisch-methodistischen Kindergartens enteht das erste öffentliche „Urban-Gardening“-Projekt des neu gegründeten Vereins „Brückengärten“. Menschen ohne eigenen Garten können hier gemeinsam Gemüse und Beerensträucher anbauen.

 Ina Stenger (links) und Yanna Lorang vom Verein „Brückengärten“ freuen sich: Der Anfang im sozialen Mitmach-Garten ist gemacht.

Ina Stenger (links) und Yanna Lorang vom Verein „Brückengärten“ freuen sich: Der Anfang im sozialen Mitmach-Garten ist gemacht.

Foto: Cordula von Waldow

„Jetzt kommen wir zum schönen Teil“, lachen Yanna Lorang und Ina Stenger und beginnen, Osterglockenzwiebeln in die Erde zu stecken. Den ganzen Samstagmittag haben die beiden Vorsitzenden des in Gründung befindlichen Vereins „Brückengärten“ in ihrem ersten Gartengrundstück geschuftet. Berge abgeschnittener Brombeerhecken zeugen von der mühevollen Arbeit.

Zum Glück hatte Gartenmeisterin Marlen Friedo von DRK-Biotopia die beiden Herzfreundinnen mit fachlichem Rat und sichtlich geübter Tat dabei unterstützt, die Hecken und Gehölze in dem Freigelände des ehemaligen evangelisch-methodistischen Kindergartens gegenüber dem Landgestüt zurückzuschneiden. „Wir haben heute viel gelernt“, freuen sich die Nachwuchs-Gärtnerinnen. Dies ist eines der Ziele, das sie mit den Brückengärten verfolgen. Zurück zur Natur finden und sich wieder Wissen um den Anbau und die Pflege eines naturnahen Gemüse- und Kräutergartens aneignen, das unsere Großeltern noch ganz selbstverständlich besaßen.

Aus einem Zeitungsartikel erfuhr Yanna Lorang, dass Deutschland als Importland für Obst und Gemüse völlig abhängig ist vom Ausland. Die 31-jährige Mutter einer zweieinhalbjährigen Tochter war geschockt. Ihre Begeisterung für das Tempelhofer Feld, das Landleben inmitten von Berlin ermöglicht, der Wunsch nach Unabhängigkeit und danach, auch in Lockdownzeiten sinnvolle Zeit draußen zu verbringen, brachten sie auf das Konzept des „Urban Gardenings“. Menschen, die selbst keine Gärten haben, wie Yanna Lorang in ihrer Innenstadtwohnung, bewirtschaften zusammen ein öffentliches Gartengrundstück. Nach einem gemeinsamen Konzept werden Beete mit Gemüse und Kräutern angelegt, Nasch-Beerensträucher und Blumen gepflanzt. „Ein Bienen- und Insektenparadies mit Permakultur, die Boden und Pflanzen stärkt, sodass wir rein biologisch agieren können“, beschreibt Ina Stenger.

Der mit Unterstützung der beiden Familien gegründete Verein wartet auf seine allgemeinnützige Zulassung beim Finanzamt und soll jetzt wachsen. Da beide Frauen sowohl im Food-Sharing als auch bei der Bürgerinitiative „Zweibrücken vernetzt“ hoch aktiv sind, ergeben sich manche Synergien.

„Wir lernen gerade, was man geschickt zusammen pflanzt, weil sich die Pflanzen in einer Symbiose dann gegenseitig die Schädlinge abhalten“, beschreibt Ina Stenger. Bekannt sind Kombinationen wie Tomaten/Basilikum, Möhren/Zwiebeln oder Erdbeeren/Knoblauch, doch es gibt viel mehr. Entsprechend sollen die Beete ab April bestückt werden, die die beiden und Hilfswillige bis dahin angelegt haben. „Wir erfahren so viel Unterstützung von so vielen Seiten“, strahlen die beiden engagierten jungen Frauen. Von Freunden, von „ZW vernetzt“, Kompost vom UBZ, der Gärtnermeister Fabian Lenz hat ihnen großzügig Profiwerkzeug und Schubkarre geschenkt.

Ideal ist das Gelände für junge Familien, denn es hat Sonnenlage und ist durch einen hohen Zaun geschützt. Ein Krabbel-Tunnel und Schaukeln sind noch ebenso vorhanden, wie Dreirädchen und Sandspielzeug. Nur der Sandkasten muss neu angelegt werden. Doch dafür haben die beiden beim Aufräumen und Freischneiden Frühjahrsblüher entdeckt und umgepflanzt.

„Dann können die Kinder gleich erfahren, woher unser Gemüse kommt und was nötig ist, damit es wächst und wir zu essen haben“, planen die beiden jungen Mütter, um die Achtung und den Respekt für die Natur gleich beim Nachwuchs zu säen. Eine Nachbarstochter habe sich bereits dafür interessiert und auch die Kinder von Anika Weber, die zu Besuch kommt, sind mit Schaufeln und der aufgehäuften Erde sofort glücklich beschäftigt. Trotz aller Großzügigkeit hat das Duo noch Wünsche. Gartenmöbel zum Beispiel für eine gemütliche Sitzecke, um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden und Feste wie Erntedank zu feiern.

Auch Dorothee Beisiegel, Vorsitzende der evangelisch-methodistischen Gemeinde und ehemals zuständig für den Kindergarten, ist bei einer kurzen Stipp-Visite mit ihren Hunden ganz begeistert davon, was das Team bereits geleistet hat. Michael Wack stellt in seiner Musikschule, die im ehemaligen Kindergarten untergebracht ist, zunächst einmal die Toiletten, Strom und bei Bedarf auch Wasser zur Verfügung. „Wenn es wieder so trocken wird, brauchen wir unbedingt eine Anlage, die Regenwasser sammelt“, skizziert Ina Stenger. Yanna Lorang ergänzt: „Und eine Bio-Toilette.“ Es gibt viel zu tun, doch „Brückengärten“ packt es an.

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