„Unterliegen nicht dem Arbeitszeitgesetz“

Zweibrücken · Die neuen internistischen Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses sehen kein Problem darin, diese Arbeit neben ihrer Vollzeitstelle an der Uniklinik zu erledigen. Die saarländische Regierung schweigt auf Merkur-Anfragen, ob sie es für vertretbar hält, dass ihre Professoren auch noch Chefärzte in Rheinland-Pfalz sind.

Die beiden seit Januar amtierenden neuen internistischen Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses übernehmen diese Funktion zusätzlich zu ihrem Vollzeit-Hauptberuf als Ärztliche Direktoren der Uniklinik in Homburg (wir berichteten). Wie schafft man es als in Lehre, Forschung, Personalführung und Patientenbehandlung tätiger Uniklinik-Professor, nebenher noch bei einem anderen Träger als Chefarzt zu fungieren? Dr. Michael Böhm antwortet auf diese Merkur-Frage: "Wir unterliegen nicht dem europäischen Arbeitszeitgesetz . Das wäre auch nicht meine Lebensphilosophie."

Auch Dr. Frank Lammert, der sogar noch an einer dritten Klinik Chefarzt ist (in Neunkirchen), hält die Mehrfach-Belastung für verkraftbar: "Sie müssen das gerne machen - dann machen Sie das auch!" Professor Dr. Wolf-Ingo Steudel, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Uniklinikums, hat auch kein Problem mit der Übernahme weiterer Tätigkeiten seiner Spitzenmediziner: "Ich weiß, dass beide sehr belastbar sind." Ihre Kliniken "laufen und sind gut organisiert", das sei entscheidend.

Jede Auswärtstätigkeit müsse durch den Dienstherrn, das Saarland, genehmigt werden, bestätigt Dr. Böhm. In der Regel sei das eine problemlose Formsache. Der Antrag für Zweibrücken sei eingereicht.

Die saarländische Landesregierung hat trotz zweifacher Erinnerung seit dem 11. Dezember bislang nicht auf Anfragen unserer Zeitung geantwortet, ob sie die Nebentätigkeiten bei dem Klinikträger im Nachbar-Bundesland für vertretbar hält.

Die beiden Chefärzte sollen "regelmäßig" von Homburg nach Zweibrücken kommen, schreibt der evangelische Klinikträger LVIM immer wieder in Pressemitteilungen. Was "regelmäßig" heißt, konnte oder wollte aber auch bei der Pressekonferenz am Mittwoch niemand genau definieren. Die Frequenz hänge nämlich stark von medizinischen Notwendigkeiten ab. Außer bei Notfällen in Homburg werde er künftig "montags einmal fest zur Visite" in Zweibrücken sein, und sonst zwischendurch bin ich auch da", verriet immerhin Dr. Böhm.

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HintergrundVerlassen wird das Evangelische Krankenhaus auch der Anästhesie-Chefarzt Dr. Dieter Noetzel (wir berichteten). Man befinde sich mit ihm darüber noch in Gesprächen, wollte LVIM-Vorstand Rainer Wettreck bei der Pressekonferenz keine Details nennen - bestätigte aber die Korrektheit der Information in der verteilten Pressemappe des LVIM, dass es ab 1. Februar einen neuen "Leitenden Arzt" für die Anästhesie-Leiter geben solle, demnach ist der LVIM bereits "im Besetzungsverfahren". lf

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