Unsichere Bankenzukunft?

Zweibrücken · Droht 2018 vielen regionalen Banken der Kollaps, wie eine Studie vergangene Woche vorhersagte? In unserer Region sehen sich Sparkasse und Sparda Bank in einer schwierigen Zeit gut aufgestellt, bei der VR Bank Südwestpfalz sieht man für die Branche aber durchaus dunkle Wolken am Horizont.

Niedrige Zinsen, steigende Kosten und sinkende Erträge sind schuld: Das Geschäftsmodell von Sparkassen und Volksbanken wankt, eine Regionalbankenkrise zieht womöglich in den kommenden fünf Jahren herauf. Zu diesem Schluss jedenfalls kam Wirtschaftsprofessor Bernd Nolte, Chef der Stuttgarter Beratungsgesellschaft 4P Consulting, vergangene Woche (wir berichteten). Ausgewertet hatte er eine Untersuchung von 300 Sparkassen und Volksbanken. Ähnlich unsicher wie Nolte schätzt die Lage Arno Hügel ein, Vorstand der VR Bank Südwestpfalz. Hügel: "Herr Nolte hat nicht so ganz unrecht. Aufgrund der Niedrigzinsphase brechen Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Zinsen weg." Derzeit betrage die Zinsspanne 2,5 bis 2,7 Prozent, künftig müsse man mit unter zwei Prozent auskommen. Es werde schwierig, Sach- und Personalkosten zu decken; Banken und Sparkassen müssten "besser oder anders kalkulieren hinsichtlich der Bepreisung ihrer Kunden". Hügel führt als Beispiel an, dass Onlinekonten vielleicht künftig nicht mehr gratis geführt werden könnten. "Manche Kollegen denken auch darüber nach, für Beratungsleistungen künftig Geld zu verlangen. Dorthin wird der Trend in einigen Jahren gehen", so Hügel, der solche Überlegungen für die VR Bank Südwestpfalz aber ausschließt. Auch weitere Filialschließungen werde es hier nicht geben, erklärt er weiter und vermutet, dass es aber anderswo verstärkt zu Fusionen kommen wird. Zum 1. Oktober 2013 hatte die VR Bank Südwestpfalz sechs Filialen geschlossen, darunter die in Dellfeld und Kleinsteinhausen (wir berichteten). "Es wird schwer werden, der Druck ist da", schätzt auch Andreas Manthe, Pressesprecher der Sparda Bank Südwest. Sie zählt über 474 000 Kunden, verleiht Geld im Rahmen der Baufinanzierung und gibt Zinsen für angelegtes Geld. Die Bank sei "als Filial- und Direktbank für die Zukunft im Privatkundengeschäft sehr gut aufgestellt". Um einen Euro zu verdienen, wende die Bank 62 Cent auf, dieses Verhältnis liege in einem "sehr guten Bereich". Das sei auf die "gute Ertragslage und ein hohes Kostenbewusstsein" zurückzuführen. Die Nolte-Studie hatte vor allem für solche Regionalbanken schwarz gemalt, die hier mehr als 74 Cent ausgeben müssen. Diese seien hinsichtlich der Kreditvergabe gefährdet. Außerdem ging die Studie von dem Szenario aus, dass die Banken nicht strategisch gegensteuern. Genau das tue die Sparda Bank Südwest allerdings seit Jahren.

Noch gelassener angesichts der Nolte-Studie gibt sich Rolf E. Klein, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Südwestpfalz. Klein: "Ich halte die Studie für übertrieben und sehr plakativ." In den Worst-Case (Schlimmster-Fall)-Hochrechnungen für sein Haus gingen die Erträge zwar auch zurück, "wir haben uns aber sehr früh darauf eingestellt und damit gerechnet. In keinster Weise sehen wir da Probleme auf uns zukommen." Doch Klein richtet den Blick auf einen ganz anderen Aspekt: Wenn man eine Gefahr für Volks- und Raiffeisenbanken heraufbeschwören wolle, dann entstünde sie durch die Regulationswut der Aufsichtsbehörden von Brüssel über Berlin bis Mainz. Klein: "Was da an Regulationsaufwand an Sparkassen und Volksbanken herangetragen wird, die die Finanzkrise zweifellos nicht verursacht haben, sehe ich als größeres Problem als niedrige Zinsen."

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