Geplanter Windpark bei Mittelbach „Das ist kein Umgang untereinander“

Zweibrücken · Mittelbacher Ortsvorsteher fühlt sich von den Windpark-Plänen am Buchwald überfahren. Auch der Nabu ist kritisch.

 Im Bereich des Wahlerhofs im Stadtteil Mittelbach-Hengstbach soll ein Windpark entstehen.

Im Bereich des Wahlerhofs im Stadtteil Mittelbach-Hengstbach soll ein Windpark entstehen.

Foto: Norbert Schwarz

„Ich bin nicht gegen Windkraft, aber mehr als sensibel, wenn es dabei um ureigene Interessen der Bevölkerung von Mittelbach und Hengstbach geht. Werde ich dann noch als Ortsvorsteher und erster Bürger der Vorortgemeinde über Planungsschritte und mögliche Vorhaben sozusagen aus zweiter Hand informiert werde, regt mich das kolossal auf“, sagt ein empörter Ortsvorsteher Kurt Dettweiler aus Mittelbach-Hengstbach, zudem als Stadtratsmitglied für die Freien Wählergruppe (FWG) Mitglied im Bauausschuss der Stadt Zweibrücken. Dort nämlich bekam der Ortsvorsteher sozusagen Wind von der Absicht im Buchwald Windräder zu errichten (wir berichteten bereits kurz). 

Windkraftnutzung und Windräder ja, aber dort wo sie hingehören und nicht in Konfliktbereich, untermauert Dettweiler noch einmal seine grundsätzliche Stellungnahme zur Windkraftnutzung. Zumindest einen kurzen Hinweis hätte er sich von Oberbürgermeister Marold Wosnitza gewünscht. „Natürlich kann man mir entgegnen, es sei noch nichts passiert und alles erst im Anfangsstadium, aber das ist kein Umgang untereinander in derart sensibler Sache.“

Dettweiler denkt dabei an die Bildung der Bürgerinitiative und den Aufruhr im Ort, als es 2017-2018 um die Absicht ging, im Dörrenbachwald oberhalb der Vorortgemeinde Windräder zu errichten. Im Bauausschuss erfuhr Dettweiler von der Absicht des weltweit agierenden Konzerns BayWa r.e., einen Windpark für den Buchwald zu planen. Um Abstimmungsgespräche sei gebeten worden, mit Messungen für Wind und Energie sei an zwei möglichen Standorten schon im letzten Monat begonnen worden. Dettweiler: „Mit dem Ortsvorsteher kein Wort, das erfahre ich alles aus der Presse“.

 Kurt Dettweiler hält es für schlechten Stil, dass er nicht vorher über die Windpark-Pläne informiert wurde.

Kurt Dettweiler hält es für schlechten Stil, dass er nicht vorher über die Windpark-Pläne informiert wurde.

Foto: Volker Baumann

Weil bei solcher Thematik auch die Gegenseite mehr als interessiert ist, was die Medien berichten, nahm BayWa r.e. am Mittwoch auch Kontakt mit dem Ortsvorsteher auf, um demnächst zu informieren. Was sich Kurt Dettweiler wünscht, ist eine schnellste Zusammenkunft im Ortsbeirat mit Details zum Vorhaben. „Im Augenblick weiß ich so viel wie jeder Zeitungsleser. Die Standorte für die beiden im Areal geplanten Windräder sind mir nicht bekannt und damit kann ich ja überhaupt keine Aussage machen“. Nach den Herbstferien wünscht sich diese Diskussion im Ortsbeirat, der wegen Corona schon länger als ein Jahr nicht mehr zusammen kam.

Buchwald ist als möglicher Standort für zwei Windräder mit einer Nabenhöhe von 160 bis 170 Meter genannt worden. Rotoren mit einem Durchmesser von 160 Metern. Vom Turmfundament bis zur Rotorenspitze würde das eine Gesamthöhe von 240 bis 250 Meter ergeben. Die Turbinen sollen eine Leistung von sechs Megawatt haben. Die Öffentlichkeit soll frühzeitig informiert werden, Transparenz sei wichtig.

Südlich des Wahlerhofes könnten die Erschließungsstandorte sein die, obwohl schon Messungen für Wind- und Energieertragsmessung laufen, nicht offizielle bekannt sind. Remy Stalter vom Wahlerhof hatte sich damals bei den Diskussionen um Windräder im „Dörrenbachwald“ mächtig für den Naturerhalt und den Schutz der Vogel und Tierwelt ins Zeug gelegt. Der Pfälzische Merkur sprach mit Remy Stalter, der festhielt, dass mit ihm noch niemand über Windräder im „Buchwald“ gesprochen habe. An seinem Standpunkt , dass solche Windräder nicht in den Dörrenbach oder Buchwald gehören, habe sich nichts geändert. Stalter: „Hier ist Natur pur, hier ist ein Baumbestand (Buchenwald), der schon älter als 500 Jahre ist. Entsprechend die Vogel- und Tierwelt. Solang aber die vorgesehenen Standorte nicht bekannt sind, ist alles Spekulation. Gewiss ist zudem, dass ich für keinen Standort Gelände verkaufen würde!“

Peter Spieler von der Nabu-Ortsgruppe Zweibrücken, war bei den Stellungnahmen für die in Erwägung gezogenen Standorte damals im Dörrenbachwald federführend. Spieler gehört zwar der direkten Vorstandschaft im Nabu jetzt nicht mehr an, doch natürlich wird er sofort hellhörig, wenn es um diese Schutzgebiete geht. Spieler hat allerdings insoweit Probleme, als nach der Kartierung der Buchenwald nicht auf der entsprechenden „Höhe“ liege. „Der Buchwald ist südlich des Wahlerhofes. Aus der Presse erfuhr ich allerdings, dass die Zuwegung über die saarländische Seite erfolgen soll. Das ist alles im Augenblick noch sehr diffus. Sicher ist, dass das gesamte Gebiet schützenswert ist. Beim Abholzen des Buchenbestandes um Schneisen und Freiräume zu schaffen würden CO2-Speicher förmlich vernichtet, würden Sauerstoffproduzenten abgeholzt.“ Das könne nicht sein.

Spieler denkt an Lichtraumprofile für die Zufahrtswege (heißt: Es müssen für die Straße Bäume gefällt werden), von den Bodenschäden und von den Schäden für die Vogelwelt ganz zu schweigen. Gesichert sei, dass in dem Bereich Rot- und Schwarzmilan ansässig sind, Schwarzstörche sogar überwintern. Um eine aussagekräftige Feststellung und Bewertung treffen zu können sei es jedoch Voraussetzung, die möglichen Standorte dieser Windkraftanlagen zu kennen. Peter Spieler: „Beim Flächennutzungsplan der Stadt sind Bezeichnungen gewählt worden, die leicht irreführend sind.“ Die Kernzone für Wildkatzen sei in dem Bereich groß und auch länderübergreifend.mit dem benachbarten Saarland. Die beispielsweise ziehe sich bis weit in die Talauen. Dazu kämen die Winterrastquartiere für Gäste wie etwa den Schwarzstorch auf dem Weg nach Afrika. Beim Rotmilan spreche man sogar von einer „Bliesgau-Population“.

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