Auftritt in Festhalle Ungleiches Paar mit perfekter Harmonie

Zweibrücken · Julia Neigel und Stefan Gwildis sind zusammen mit der Lumberjack Big Band in der Zweibrücker Festhalle aufgetreten.

 Ein ungleiches, aber gut funktionierendes Sängerpaar: Julia Neigel und Stefan Gwildis in der Zweibrücker Festhalle.

Ein ungleiches, aber gut funktionierendes Sängerpaar: Julia Neigel und Stefan Gwildis in der Zweibrücker Festhalle.

Foto: sedi/Sebastian Dingler

Gleich zwei deutsche Gesangsstars auf die Bühne der Festhalle zu bringen, dazu noch eine prima Big Band – dieses Kunststück war den Machern des Euroklassik-Festivals am Freitagabend gelungen mit dem Auftritt von Julia Neigel, Stefan Gwildis und der Lumberjack Big Band aus Göppingen. Heraus kam dabei ein beschwingter Abend, der von seinen Gegensätzen lebte: Hier Stefan Gwildis, der Gentleman mit der samtenen Soulstimme, dort Julia Neigel, die Femme fatale mit der Rockröhre. Und immer wieder drängte sich der nach eigener Aussage „bekloppte Bigband-Leiter“, Alexander Eisele, in den Vordergrund. Der sprang herum wie ein Flummi, animierte das Publikum ständig zum Mitklatschen und warf zu Beginn jedes Sets sein Jackett ins Publikum.

Gwildis machte nach der Ouvertüre der Big Band den Anfang und zeigte dabei gleich seine Qualitäten als Komiker: In der Art US-amerikanischer Prediger („Hallelujah, meine Brüder und Schwestern“) ging er durch die Reihen und fragte einzelne Besucher nach Namen und Herkunft. Dann sang er in Gospelmanier: „Das ist Heidi aus Pirmasens.“ Besondere Heiterkeit erregte dabei ein „Bernd aus Kaltnaggisch“. Aber Gwildis, der doch tatsächlich in diesem Monat schon 60 Jahre alt wird, ist eben noch mehr als nur witzig. In ihm vereinen sich gutes Aussehen, tolle Stimme und charmantes Auftreten zur perfekten Entertainer-Qualität. Mit seinen Songs „Sie ist so süß“, „Nö“ und „Alles Gute“, zeigte er, dass unterhaltsamer Soul in deutscher Sprache kein Ding der Unmöglichkeit ist.

Dass die Lumberjack Big Band mit Gwildis noch nicht so lange zusammenarbeitet wie mit Julia Neigel, zeigte sich an manchen Ablauffehlern, über die der Sänger aber höchst souverän hinwegging. Seine Bühnenpartnerin kündigte er damit an, dass er bei ihren Songs immer das Radio lauter gedreht habe. Anschließend sangen beide den Carole King-Klassiker „You’ve Got a Friend“ als Duett. Als Gwildis von der Bühne ging, kämpfte Neigel ein wenig damit, das Feuer im Publikum am Leben zu halten. Aber ihre Appelle, aufzustehen und die Hände nach oben zu zeigen, fruchteten letztendlich. Mit „Wer wagt gewinnt“ begab sie sich ins Genre des seichten Schlagerrocks. Das kam wesentlich weniger gut an als ihre Referenz an die vor Kurzem verstorbene Soul-Königin Aretha Franklin. Die alles abverlangende Ballade „(You Make Me Feel) Like a Natural Woman“ führte zu großem Jubel, Standing Ovations und ein paar Tränen bei der Sängerin. Nach der Pause machte die 52-jährige wieder den Anfang.

Bei „Dig“, einer Nummer der Rockband Incubus, schrie sie sich fast schon furchterregend die Seele aus dem Leib. Gwildis wiederum kam auf die jüngsten politischen Vorfälle zu sprechen und erhielt Applaus für seine Aussage, dass wir in unserer Demokratie doch keine Hitlergrüße bräuchten. Für Toleranz und Respekt warb anschließend auch sein Song „Handvoll Liebe“. Dann ging es mit dem Duett „Ain’t No Mountain High Enough“ wieder zurück in die gute alte Zeit des Soul – allerdings in deutscher Sprache und mit dem Text „Hab noch jeden Berg geschafft“. Mit den gelungenen Übersetzungen von Soulklassikern wurde Gwildis einst bekannt, ehe er sich an eigene Songs wagte.

Mit dem Samba „Naja naja“ wollte er mit dem Vorurteil aufräumen, dass die Deutschen weder gerne tanzen noch singen. Das gelang leider nicht ganz, lag aber auch daran, dass in diesem Fall das Zusammenspiel von Bigband und Sänger noch unausgegoren klang. Aber was macht das schon einem wie Gwildis? „Der deutsche Mann tanzt im Sitzen“ kommentierte er das launig. Nach dem Zugabesong „Ich bin Soul-Fan“ gab es noch langen Applaus im Stehen, sodass schnell noch „Allem Anschein nach bist du’s“ improvisiert wurde – kein Problem, das Stück kennt ja jeder unter dem Titel „Ain’t No Sunshine“.

„Mir hat es sehr gut gefallen. Die Bigband war am besten, vor allem der Dirigent“, zeigte sich Peter Redinger aus Contwig begeistert und setzte noch ein Hallelujah hinterher. Manfred Süs aus Kleinsteinhausen meinte: „Sie waren beide gut. Sie machen zwar unterschiedliche Sachen, aber in ihrem Metier sind beide klasse.“ Tom Lehmann aus Saarbrücken fand gerade den Kontrast der beiden Sänger sehr interessant. Für seine Frau Sue war die Animation von Bandleader Eisele „etwas over the top, ein bisschen nervig. Aber sonst war’s schön.“

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