Unfassbare Bilder, die alles überdecken

Zweibrücken · Es ist 18.32 Uhr, als die erste Meldung über den Nachrichten-Ticker einläuft: "Dringend", heißt es im Betreff, darunter nur ein Satz: "Berichte über Schüsse in Münchener Einkaufszentrum".

Sofort ist ein mulmiges Gefühl in der Redaktion: Schüsse in einem Einkaufszentrum? Hoffentlich gibt es keinen terroristischen Hintergrund. Aber im Laufe der nächsten Stunden verdichtet sich der Verdacht, dass München tatsächlich von Terror heimgesucht wird.

Eigentlich sollte in dieser Kolumne ein lokales Thema kommentiert werden. Eigentlich. Seit Freitagabend ist aber klar, dass am Samstagmorgen in Zweibrücken - und in ganz Deutschland - die Menschen nur über ein einziges Thema reden werden: die Schreckensnacht in München. Das Lokale gerät ganz schnell in den Hintergrund.

Schwer ist es, sich in der Redaktion zu konzentrieren. Im Hintergrund läuft ein Nachrichtensender, der ohne Pause aus der bayerischen Hauptstadt berichtet. Die Bilder im Fernsehen, die zeigen, wie ein Mann am Olympiazentrum mit einer Waffe durch die Stadt läuft und um sich schießt, sind kaum zu fassen.

In München wird der öffentliche Nahverkehr komplett eingestellt, Chaos herrscht in dieser sonst so schönen, geordneten, friedfertigen Metropole, die GSG 9 macht Jagd auf bis zu drei Männer, die mit Langwaffen auf der Flucht sein sollen.

Am späten Freitagabend ist die Rede von mindestens neun Toten und mehreren Verletzten. Die Männer sind immer noch auf der Flucht. Welchen Hintergrund sie haben, ist völlig unklar. Handelt es sich um Täter mit islamistischem Hintergrund? Oder um Täter mit rechtsextremistischem Hintergrund, wie am Abend in Medien teilweise spekuliert wurde?

Ist es vielleicht gar nur ein einziger Täter, wie plötzlich in Fernsehsendern diskutiert wird? War es kein Terrorist, sondern ein Amokläufer, vollgepumpt mit Hass? So vieles ist ungewiss. Vielleicht wird der Samstag mehr Gewissheit bringen.

Fakt ist: Diese Schreckensnacht in München überdeckt alles in dieser Woche. Dieser Schrecken wird noch lange nachwirken.

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