Unendliches Stadtwurst-Gewurstel

Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt fängt das Gewurstel um die Zweibrücker Stadtwurst von vorne an. Gerade eine Woche wird der von den Alpen bis zur Ostsee bekannteste Brätling nach einer beispiellosen Odyssee wieder verkauft, da droht ihm schon wieder das Aus und die Stadt erneut zum Gespött der ganzen Republik zu werden. Nachvollziehen kann diese Provinzposse niemand mehr

Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt fängt das Gewurstel um die Zweibrücker Stadtwurst von vorne an. Gerade eine Woche wird der von den Alpen bis zur Ostsee bekannteste Brätling nach einer beispiellosen Odyssee wieder verkauft, da droht ihm schon wieder das Aus und die Stadt erneut zum Gespött der ganzen Republik zu werden. Nachvollziehen kann diese Provinzposse niemand mehr. Aber der unendliche Krach zeigt auch, wie schwer es in Zweibrücken ist, alle von einer Idee zu überzeugen, die die ganze Stadt voranbringen soll. Dabei müssen sich gerade jetzt Händler, Stadt und Gastronomie zusammenraufen. Nicht nur, da der Zweibrücker Innenstadt mit der Schließung von Sinn-Leffers Ende Februar der größte Leerstand in der Nachkriegsgeschichte droht. Vor zwei Wochen wurde die zum Kongresszentrum umgebaute Festhalle wiedereröffnet und scheint der Stadt einzigartige Chancen zu bieten. Aber nur, wenn alle mitmachen und sich nicht durch neidisches Gezänk um eine Ein-Euro-Wurst auseinanderdividieren. Wenn es tatsächlich gelingt, wie Festhallen-Betreiber Roland Zadra und sein Marketing-Berater Gerhard Fuchs das vorhaben, Zweibrücken zu einem gefragten Tagungsort für internationale Kongresse zu machen, dann bringt das nicht nur eine Vielzahl von neuen Gästen in die Stadt. Gefällt es diesen Leuten hier und finden sie das Angebot an Einkaufs- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten gut, empfehlen sie die Stadt weiter und kommen vielleicht auch für einen Urlaub wieder. Eine Stadt, deren Hauptattraktion der schildbürgerhafte Streit um eine Wurst ist, in der alle gegeneinander arbeiten und es jeder dem anderen neidet, wenn der etwas auf die Beine stellt, werden die Kongressgäste wohl nicht noch einmal besuchen. Deshalb muss der Stadtvorstand endlich einen Schlussstrich unter das Stadtwurst-Gewurstel ziehen und den Stand dort belassen, wo er ist. Auch wenn den Betreibern des Weihnachtsmarkts das ganz und gar nicht schmeckt. Man muss nur einemal bedenken, wie sich Stadtmarketing und Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren bemüht haben, den Markt auf dem Schlossplatz zu erhalten. Dass der Betreiber den Platz kostenlos nutzen darf und sogar noch 5000 Euro Zuschuss aus dem Haushalt bekommt, ist ein Kraftakt für die finanziell stark angeschlagene Stadt. Dass die Weihnachtsmarkt-Organisatoren nun von der Stadt verlangen, den Wurststand zu schließen, der auch die Attraktivität der Innenstadt steigern soll, ist - mit Verlaub - eine Unverschämtheit.

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