Kleinkunst Über den Aberwitz im Alltag gealbert

Zweibrücken · Comedian Hans-Hermann Thielke unterhält im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle glänzend ganz ohne Unterleib-Klamauk.

 Hans-Hermann Thielke beim gelungenen Jubiläums-Kabarettabend im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle, hier als Jongleur.

Hans-Hermann Thielke beim gelungenen Jubiläums-Kabarettabend im Wintergarten der Zweibrücker Festhalle, hier als Jongleur.

Foto: Margarete Lehmann

Der Kabarettist Hans-Hermann Thielke, berühmt als „Postbeamter“, hat seine Fans. Die Zweibrücker unter ihnen waren am Freitagabend offensichtlich geschlossen in den Wintergarten der Zweibrücker Festhalle gekommen. Sie kamen in den Genuss von verblüffend trockenem Humor – mit nur einer kleinen Prise Schleckerspeichel beim Verarbeiten von Briefmarken.

Man muss es einfach betonen: es geht auch ohne primitive sexuelle Anzüglichkeiten, wie Thielkes feinerer, aber trotzdem origineller Humor bewies. Ein bisschen Gender-Themen mixt Thielke in seinem Programm „Das Beste aus 25 Jahren“ munter unter, so sieht er in der Frau durchaus auch den Menschen. Thielke macht nicht viel her, wenn er Grundsätzliches aufs Korn nimmt. Das kommt alles wie nebenbei, eine Miene verzieht er nicht. Ökologie und Artenschutz – beides führt er leichthin ad absurdum: Der Marder in seinem Auto, beides wird zum Naturschutzgebiet erklärt, sein Auto lahmgelegt und zum Biotop umfunktioniert.

Oder Thielke als Jongleur: Er steht stocksteif da, in einer plötzlichen Bewegung zieht er ein buntes Tuch aus seiner Hosentasche und tanzt – das Tuch fein schlenkernd, geschmeidig, aber skurril – über die Bühne. Dann folgt ein zweites Tuch, ein drittes, die er dann in die Luft wirft und wieder auffängt. Ende der Performance.

Oder ein Goldfisch in Indien, der stirbt, aber wieder geboren wird, der könnte sein Chef gewesen sein, nur ein wenig transformiert, oder in eine Eidechse im Wald und er trampelt nun drauf!

Hübsch auf ungemein komische Weise die Entstehung der Wörter: Im Hinterkopf, erst nur ungesprochen, als Gedanke entsteht es, zieht dann über den Kopf hinweg, dicht über den Ohren entlang, da konnte man noch einmal hinhören, dann aber ist es vorbei, wenn es vorbei ist, und es kommt aus dem Mund und die Hörer wundern sich mitunter, vor allem, wenn das alles im Kopf von Politikern geschieht.

Die Post zu vergackeiern, kann Thielke nicht lassen, immer wieder ein Hieb, aber moderat, in der Summe aber gehörig. Oder die Eisenbahn, die, wie immer, immer zu spät ist. Doch die Durchsage nennt wenigstens den Grund, neuerdings auch noch in Englisch, das geht ja noch, bei Kreuzschlitzschraubenziehern wird‘s schon schwieriger.

Am Ende spielt Thielke Gitarre (Oder war es Playback? Aus der letzten Stuhlreihe konnte man es nicht unterscheiden, aber selbst wenn es das war, so zeigt es ja nur, wie abgründig die Wirklichkeit in Wirklichkeit ist). Wortspiele liebt der humorige Herr Thielke auch. Ein gelungener Abend insgesamt.

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