Über 800 Fans bei Monty Roberts

Zweibrücken · Gut drei Stunden dauerte die Monty-Roberts-Schau am Donnerstagabend im Zweibrücker Landgestüt. Der 81-Jährige zeigte, was man mit Sensibilität und Respekt erreichen kann.

 Seid ihr des Wahnsinns, das ist eine Schermaschine!“, übersetzt Monty Roberts (rechts) die ängstliche Reaktion des Pferdes auf das ratternde Gerät. Foto: Cordula von Waldow

Seid ihr des Wahnsinns, das ist eine Schermaschine!“, übersetzt Monty Roberts (rechts) die ängstliche Reaktion des Pferdes auf das ratternde Gerät. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

Panisch reißt Dido, der bildhübsche Rappwallach der Zweibrückerin Barbara Köhler, den Kopf hoch und die Augen auf. Am liebsten will er fliehen. Das Voltigierpferd ist am Donnerstagabend im Landgestüt als eines von fünf Problempferden für die "Monty Roberts und Instruktorenschau" ausgewählt worden. Im Ring, umgeben von mehr als 800 gespannten Pferdefreunden und jeder Menge Kameras, zeigt der Wallach deutlich sein Problem, denn der 81-jährige Pferdeflüsterer nähert sich ihm mit einer ratternden Schermaschine. Ruckartig verwandelt sich das zuvor nette und kooperative Pferd in Abwehr. "Er sagt nicht, ich mag die Schermaschine nicht", übersetzt Monty Roberts die Körpersprache des Pferdes. "Er sagt: Seid ihr des Wahnsinns, das ist eine Schermaschine!". Schritt für Schritt erarbeiten sich die beiden Instruktoren Tommy und Brat das Vertrauen von Dido. Während Monty ihre Vorgehensweise erklärt, desensibilisieren sie den Wallach und lehren ihn, Dinge an seinem Körper gerne zu akzeptieren, die ihm anfangs unheimlich sind. Ein Weg der kleinen Schritte: Kleine und größere Raschelplastik bis hin zur elektrischen Zahnbürste als Vorstufe für die Schermaschine. Mit ihr wird das Winterfell der Sportpferde entfernt, damit diese im Training nicht so schwitzen. Monty empfiehlt, ein zwischen zwei Sendern rauschendes Radio stundenlang im Stall laufen zu lassen, um das Pferd an das Geräusch zu gewöhnen. "Er muss merken, dass ihm nichts geschieht", ist das Ziel. Und das persönliche Vertrauen durch die weltberühmte Monty-Roberts-Methode des Join Up: Respekt und Vertrauen werden über eine gezielte Körpersprache erreicht, bis sich das Pferd aus freien Stücken ganz seinem Menschen anschließt. Nach gut 20 Minuten läuft der Wallach bereitwillig Tommy mit Schermaschine hinterher und lässt sich gelassen damit berühren. "Ich hätte nicht gedacht, dass er das schafft und auch noch so schnell", staunt Barbara Köhler glücklich. Nun gilt es, über Rituale und Wiederholungen die Schermaschine zur Gewohnheit werden zu lassen.

Gute drei Stunden lang dauert die Monty-Roberts-Schau. In der von den vielen Helfern des RFV Zweibrücken bestens organisierten Pause lässt sich der Pferdeflüsterer, dem man sein Alter nicht anmerkt, mit seinen begeisterten Fans fotografieren und signiert seine Bücher. Als talentierter Entertainer erzählt er viele Anekdoten aus seinem bewegten Leben, berichtet über die Zusammenarbeit mit Queen Elizabeth, die ihn, überzeugt von seiner Arbeit, den Weg in die Öffentlichkeit geschickt habe - vor bald 40 Jahren. "Ich lebe zwei Leben", sinniert der Kalifornier. Im ersten habe er selbst gelernt und im zweiten jetzt lehre er, damit alle seine Schüler besser würden und mehr könnten, als er. Seinen Respekt und seine Dankbarkeit bekundet er seinen mehr als zehnköpfigen Team vor Ort und rund um den Globus. Sein Join Up als Grundlage für die erfolgreiche Kommunikation zwischen Mensch und Pferd könne jeder erlernen. Es dauert keine halbe Stunde, bis der rohe Fjordwallach nicht nur einen Sattel, sondern auch einen Reiter auf seinem Rücken akzeptiert. "Früher haben die meisten Pferde beim ersten Aufsatteln gebockt. Heute sind es kaum zehn Prozent, weil ich vorher mehr Zeit darauf verwende, ihr Vertrauen zu gewinnen", beschreibt der legendäre Pferdeflüsterer seine eigene Entwicklung zu (noch) mehr Geduld.

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