Tuifly und Thomas Cook setzen auf ZweibrückenDie Angst vor der Radikallösung

Zweibrücken. Der Flughafen Zweibrücken kann seine Position als wichtigster regionaler Ausgangspunkt für touristische Flüge behaupten. Die Tuifly als Hauscarrier der Tui fliegt ab Zweibrücken im Sommer 2012 wieder zahlreiche Ziele im Mittelmeerraum und auf den Kanaren an

 Dank der 3000 Meter langen Landebahn des Flughafens (im Hintergrund) können die Ferienflieger von Zweibrücken aus ohne Zwischenstopp auf die Kanaren fliegen. Ein kostenintensives Zwischenlanden zwecks Nachbetankung entfällt. Für die Reiseveranstalter ein wichtiger Punkt, der für Zweibrücken spricht. Foto: pm

Dank der 3000 Meter langen Landebahn des Flughafens (im Hintergrund) können die Ferienflieger von Zweibrücken aus ohne Zwischenstopp auf die Kanaren fliegen. Ein kostenintensives Zwischenlanden zwecks Nachbetankung entfällt. Für die Reiseveranstalter ein wichtiger Punkt, der für Zweibrücken spricht. Foto: pm

Zweibrücken. Der Flughafen Zweibrücken kann seine Position als wichtigster regionaler Ausgangspunkt für touristische Flüge behaupten. Die Tuifly als Hauscarrier der Tui fliegt ab Zweibrücken im Sommer 2012 wieder zahlreiche Ziele im Mittelmeerraum und auf den Kanaren an. Gegenüber dem Sommer 2011 hat sich nichts geändert, was Jan Hillrichs, Pressesprecher von Tuifly, bestätigt: "Es sind Antalya, Fuerteventura, Heraklion, Kos, Las Palmas, Palma de Mallorca, Rhodos und Teneriffa."Auch Thomas Cook mit der Hauptmarke Neckermann verstärkt seine Präsenz am Flughafen Zweibrücken. Die Kooperation mit Tuifly wird fortgeführt; außerdem bietet Deutschlands zweitgrößter Veranstalter mit Hamburg Airways eine Verbindung nach Antalya an. Ferner fliegt Thomas Cook ebenfalls neu mit der Air-Via von Zweibrücken nach Bulgarien (wir berichteten; diese Verbindung nahm Air Via noch im Sommer von Ensheim aus wahr). Damit haben sich auch die Hoffnungen von Saarbrücken nicht erfüllt, diese und andere Flüge ab Ensheim zu bekommen. Michael Tenzer, Geschäftsführer von Neckermann zur Entscheidung gegen Saarbrücken: "Wir haben das in der Vorbereitung für den Sommer intensiv diskutiert. Alle Optionen haben sich in der Realität nicht widerspiegeln können." Im Klartext heißt das: Der Flughafen Zweibrücken bietet das größere Potential. Für die beiden Reiseveranstalter Tui und Thomas Cook ergeben sich durch die Konzentation auf einen Flughafen erhebliche Synergieeffekte. Die Maschinen sind besser ausgelastet und ein Wechsel der Veranstalter und von Tuifly nach Saarbrücken steht zur Zeit nicht zur Debatte. Bereits im vergangenen Jahr hat der Chef der Tui Deutschland, Volker Böttcher festgestellt: "Man soll ja niemals nie sagen, aber es gibt keine konkrete Planung, unsere Flugposition in Zweibrücken aufzugeben." Diese Aussage wird nach Angaben der Tui auch durch regionale Umfragen gestützt, die auch im Saarland positive Aussagen für das benachbarte Zweibrücken ergeben.

Es spielt anscheinend auch keine Rolle, dass im Vergleich zum schmucken Abfertigungsgebäude in Saarbrücken der Ex-US-Airport in Zweibrücken immer noch etwas von einem Feldflughafen hat. Dafür gibt es dort mit 3000 Meter die längere Start- und Landebahn, die es erlaubt, auch mit der großen Boeing 737-800 problemlos non-stop zu den Kanaren zu fliegen. Sowohl für die Fluggesellschaft wie für die Veranstalter ist das ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, denn jede Zwischenlandung kostet die Unternehmen Geld.

Zweibrücken. Die viel beschworene Kooperation zwischen den Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken klingt zwar gut, aber niemand kann sagen, wie das konkret aussehen soll. Eine angedachte Aufteilung nach Geschäfts- und Ferienflügen hat faktisch bereits stattgefunden. Den Löwenanteil der Ferienflüge hat sich Zweibrücken gesichert, zumal Deutschlands gößter Reiseveranstalter, die TUI, von dem pfälzer Flughafen aus mit der konzerneigenen Fluggesellschaft Tuifly den gesamten Mittelmeerraum und die Kanaren bedient. Auch die Nummer zwei der Branche, Thomas Cook, ist auf diesen Zug mit aufgesprungen. Ab Saarbrücken ist nur noch ein kleiner Rest an Ferienflügen geblieben. Die Geschäftsflüge ab Saarbrücken dagegen sind mehr als übersichtlich. Von den Strecken nach Berlin und Hamburg kann ein Flughafen nicht leben, und andere Verbindungen nach München oder Düsseldorf sind schnell wieder eingestellt worden. Auch die Idee, mehr Frachtflüge zu generieren, dürfte bei dem geringen Aufkommen zum Scheitern verurteilt sein. Bleibt der Betrieb der beiden Flughäfen. Aber wo liegt da das Sparpotenzial? Abfertigung, Flugsicherung oder Feuerwehr, um einige kostenträchtige Bereiche zu nennen, sind nicht teilbar. Was als realistische Idee übrig bleibt, ist die Zusammenlegung der Verwaltung. Aber dadurch lassen sich keine Millionen einsparen. Der Zug ist bereits vor zwei Jahrzehnten abgefahren, als man sich nicht dazu durchringen konnte, in Zweibrücken einen Saar-Pfalz-Flughafen zu etablieren. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer der IHK des Saarlandes und spätere Wirtschaftsminister, Hanspeter Georgi, fand mit seinem Vorschlag bei den Regierungen in Saarbrücken und Mainz nur taube Ohren, obwohl der ehemalige US-Flughafen mit seiner 3000 Meter langen Bahn alle Erweiterungschancen bot. Stattdessen wurde Saarbrücken mit Millionen-Aufwand zu einem schmucken Provinzflughafen umgebaut, allerdings mit einer kurzen 2000- Meter-Bahn, die realistisch gesehen auch nicht verlängert werden kann. Die heutigen Planspiele sind zum Scheitern verurteilt, denn das Passagieraufkommen im Südwesten reicht nunmal nicht aus, um zwei Flughäfen im Abstand von 30 Kilometern wirtschaftlich betreiben zu können. Zweibrücken ist es immerhin gelungen, bei den touristischen Flügen Boden gut zu machen, aber der Weggang von Germanwings vor einem Jahr hat dazu geführt, dass schwarze Zahlen wieder in weite Ferne gerückt sind. Also wird es wohl auch künftig zwei defizitäre Flughäfen im Südwesten geben. Denn es ist nicht zu erwarten, dass sich die Politiker an eine Radikallösung heranwagen werden. Die hieße: Schließung eines Airports, nur welcher soll es sein? In beide ist inzwischen so viel Geld geflossen, dass eine solche Lösung schwer zu vermitteln wäre. Also wird alles so bleiben wie bisher, und der Steuerzahler muss die Zeche mit Millionen Subventionen begleichen.

Otto Deppe hat lange für die ARD und den Saarländischen Rundfunk gearbeitet. Er ist Luftfahrt- und Touristikexperte.

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