Trotz Niedrigzinsen Gewinn

Zweibrücken · Der Herzog-Wolfgang-Stiftung gehören derzeit 1672 Grundstücke in und um Zweibrücken – sie ist damit wohl größte private Grundbesitzerin. Zukäufe sind angesichts des niedrigen Zinsniveaus möglich. Mit dem Standort Fußgängerzone, wo derzeit zwei Geschäfte Mieter sind, ist die Stiftung sehr zufrieden.

 Die fünf Bauhofmitarbeiter (von links) Klaus Carius, Peter Maurer, Josef Kottlors, Peter Hellwig und Freddy Wagner mit Stiftungs-Verwalterin Gerda Huber. Foto: lf

Die fünf Bauhofmitarbeiter (von links) Klaus Carius, Peter Maurer, Josef Kottlors, Peter Hellwig und Freddy Wagner mit Stiftungs-Verwalterin Gerda Huber. Foto: lf

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Nach den Velusten 2009 und 2010 (wir berichteten) hat die Herzog-Wolfgang-Stiftung wieder Gewinn eingefahren. 2012 lag das Plus bei 13 000 Euro, 2013 bei 220 000 und 2014 bei 130 000 Euro. Das berichtet Stiftungs-Verwalterin Gerda Huber in einem Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur.

Sorgen bereitet der Stiftung allerdings das andauernd niedrige Zinsniveau auf den Finanzmärkten, da dies, wie auch bei anderen Stiftungen , die Erträge schmälert. Dass dennoch wieder Gewinne gemacht wurden, führt Huber darauf zurück, dass in den vergangenen Jahren für die Herzog-Wolfgang-Stiftung nur wenige teure Sanierungen anstanden. Einen Sanierungsstau gebe es nicht, sieht Huber diesbezüglich keine großen Herausforderungen in den kommenden Jahren auf die Stiftung zukommen: "Wir sanieren regelmäßig bei Mieterwechseln."

Bei der Zahl der Grundstücke der Stiftung habe sich gegenüber dem letzten großen Gespräch mit unserer Zeitung vor vier Jahren nicht viel geändert, berichtet Huber. "Ein paar landwirtschaftliche Flächen sind dazugekommen, ein paar verkauft worden, das hält sich die Waage." Gekauft (und dann wieder vermietet) habe die Stiftung auch nicht viel, unter anderem das Pfarrhaus Rimschweiler. Geplant sei der Verkauf des Oberbeiwalder Hofes an die Investoren, die dort eine psychosomatische Klinik planen (wir berichteten ebenfalls), der Bauantrag sei gerade in Vorbereitung. Das benachbarte Grundstück, auf dem gerade der neue Wasgau-Markt gebaut wird, sei bereits verkauft. Dass ein Supermarkt neben der Klinik stehen wird, sieht Huber als Vorteil, weil Patienten dort einkaufen könnten. Wer nicht gesehen werden wolle, für den sei die Nähe auch kein Problem: "Die Planung ist so dass die Klinik nicht nach außen, sondern zum Innenhof geöffnet ist, das ist eine intime Sache."

Die Gesamtzahl ihrer Grundstücke , alle in Zweibrücken und Umland, beziffert die Herzog-Wolfgang-Stiftung zurzeit auf 1672 (davon 891 unbebaute verpachtete und 781 in Erbbaurecht vermietete). Pächter gebe es 357. Häuser habe man 26, mit 40 bis 50 vermieteten Wohnungen.

In der Fußgängerzone gehören der Herzog-Wolfgang-Stiftung zwei Gebäude mit zwei vermieteten Geschäften im Erdgeschoss. Die Stiftung nehme dort marktübliche Mieten. Angesprochen auf die häufigen kontroversen Diskussionen über die Qualität des Einkaufsstandorts, hat Huber eine klare Meinung: "Das ist eine sehr angenehme Fußgängerzone." Wie attraktiv sie für Geschäftsleute sei, beweise auch, dass es seit Jahren praktisch keine Leerstände gibt.

Konkrete Pläne für die nächste Zeit hat die Stiftung nicht viele, Huber nennt die Sanierung des Rimschweiler Pfarrhauses und eine Flachdachsanierung bei Wohnungen in der John-F.-Kennedy-Straße. Können auch die Ernstweiler Protestanten auf einen Zuschuss für die sanierungsbedürftige Christuskirche hoffen? Huber: "Die Stiftung hat einen Fonds für Kirchenbau . Der Verwaltungsrat beschließt in der letzten Sitzung des Jahres im November, welche Anträge bewilligt werden. Wenn genug Geld da ist und die Kriterien erfüllt sind, sind die Aussichten gut."

Angesichts des niedrigen Zinsniveaus könne sich die Stiftung auch vorstellen, nochmals weitere Grundstücke zu erwerben - vor allem unbebaute, aber wenn rentierlich auch bebaute.

Das Image der Herzog-Wolfgang-Stiftung habe lange unter zu viel "Geheimniskrämerei" gelitten, räumt Huber ein. Das habe sich aber geändert. "Seit 2011 war mein Bestreben, mehr in die Öffentlichkeit zu gehen." Beispielsweise durch Offenheit bei Presse-Anfragen, kürzlich den Tag der offenen Tür, viel Präsenz bei Veranstaltungen, gute Zusammenarbeit mit der Stadt oder auch der Einführung von T-Shirts für die Bauhof-Männer mit dem Schriftzug der Herzog-Wolfgang-Stiftung. Geplant sei auch ein eigener Internet-Auftritt.

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Am RandeUmstritten ist die Praxis der Stiftung, Erschließungskosten nicht nur beim Abschluss von Erbbau-Verträgen zu verlangen, sondern noch einmal, wenn ein Erbbau-Pächter das Grundstück kaufen will. Diesbezüglich seien aber keine juristischen Verfahren anhängend, sagt Stiftungs-Verwalterin Gerda Huber. Rechtsanwalt Matthias Krupp, Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins Zweibrücken , sind ebenfalls keine diesbezüglichen Verfahren bekannt. Aus seiner Sicht handele es sich aber um eine "ungerechtfertigte Doppelbelastung", von der sich potenzielle Kauf-Interessenten "abschrecken lassen". Idealerweise solle man schon beim Abschluss des Erbbau-Vertrags verhandeln, dass Erschließungskosten nur einmalig gezahlt werden. lf

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HintergrundDie Geschichte der Herzog-Wolfgang-Stiftung reicht bis ins Jahr 1568 zurück, als Herzog Wolfgang das "Meisenheimer Testament" errichtete, um Volksbildung, Wohltätigkeit sowie Pfarrbesoldung und kirchliche Baulasten zu finanzieren. Laut aktueller Satzung ist "das Stiftungsvermögen in seinem Bestand und in seiner Zusammensetzung ungeschmälert zu erhalten". Einnahmen erzielt die Stiftung auch durch Holzernte. Vergangenes Jahr wurden 330 Festmeter Industrieholz verkauft und 160 Festmeter Brennholz. lf

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