In Zweibrücken Trinkwasserspender defekt oder versteckt

Zweibrücken · Zwei Trinkwasserspender gibt es in der Innenstadt für Passanten. Gut zu wissen bei den derzeitigen Temperaturen. Allerdings ist einer der beiden Spender defekt – und der zweite gut versteckt. Die Stadt plant weitere Maßnahmen gegen Hitze.

Ein Wasserspender am Spielplatz ist eine gute Sache. Nur dumm, wenn kein Wasser herauskommt – wie am Dienstag auf dem Kleinen Exe.

Ein Wasserspender am Spielplatz ist eine gute Sache. Nur dumm, wenn kein Wasser herauskommt – wie am Dienstag auf dem Kleinen Exe.

Foto: Sebastian Dingler

Deutschland schwitzt. Und Zweibrücken macht da keine Ausnahme bei Temperaturen von um die 35 Grad am Montag und Dienstag. Kein Wunder, dass der Volksmund die Zeit von Ende Juli bis Ende August Hundstage nennt.

Apropos Hund: Nicht nur die Vierbeiner bleiben, vom Pflicht-Gassigang abgesehen, lieber in der abgedunkelten Wohnung. Auch Frauchen und Herrchen suchen vornehmlich hier Schutz. In Zweibrücken war die Zahl der Passanten in der Fußgängerzone am Montag und Dienstag jedenfalls sehr überschaubar.

Doch so mancher muss natürlich Erledigungen vornehmen und vor die Tür. Umso schöner, wenn es dann in der Innenstadt Möglichkeiten gibt, sich Abkühlung zu verschaffen – Stichwort Trinkwasserbrunnen. Und wohl der Stadt, deren Verwaltung sich befleißigt, so gut wie möglich ihren Bürgern Schutz vor sengender Sonne zu geben.

Doch liege hier im Land einiges im Argen – wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrem „Hitze-Check“ jetzt kritisiert.

Und auch ganz konkret in der Stadt Zweibrücken gibt es Verbesserungsbedarf, wie unser Fotoreporter am Dienstag feststellen musste.

Zuerst das Positive: Die Rosenstadt hat, wie ihr Sprecher Jens John auf unsere Anfrage erklärt, bislang einen öffentlichen Trinkwasserspender installiert – und zwar am Wasserspielplatz auf dem Kleinen Exe. Ein zweiter Trinkwasserspender befinde sich auf dem Grundstück des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, dieser werde vom Verein ZW-vernetzt betrieben. Dabei solle es nicht bleiben, so John. Das Rathaus wolle „im nächsten Schritt“ ein „Trinkbrunnen-Konzept“ erarbeiten, welches weitere mögliche Standorte prüfe.

 Dieser kleine Junge holt sich Wasser zum Spielen vom Brunnen am Zweibrücker Wasserspielplatz am Kleinen Exe. Ob es sich um Trinkwasser handelt, ist nicht beschildert. Es sei wohl davon auszugehen, dass es sich um Trinkwasser handele, mutete der Vater des Buben im Gespräch mit unserem Fotografen. Der Trinkwasserbrunnen sei ja ganz in der Nähe. Aber hundertprozentig klar sei es dann doch nicht.

Dieser kleine Junge holt sich Wasser zum Spielen vom Brunnen am Zweibrücker Wasserspielplatz am Kleinen Exe. Ob es sich um Trinkwasser handelt, ist nicht beschildert. Es sei wohl davon auszugehen, dass es sich um Trinkwasser handele, mutete der Vater des Buben im Gespräch mit unserem Fotografen. Der Trinkwasserbrunnen sei ja ganz in der Nähe. Aber hundertprozentig klar sei es dann doch nicht.

Foto: Sebastian Dingler

Unser Fotograf musste am Dienstag mit Blick auf die beiden Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt feststellen, dass hier noch Hand angelegt werden sollte. So ist der Spender am Kleinen Exe defekt. Bei den aktuell hochsommerlichen Temperaturen für die kleinen und großen Besucher bedauerlich. Tatsächlich gab es am Dienstag einige durstige Kehlen; mehrere Kinder verschafften sich Linderung, in dem sie an dem Hahn tranken, an dem sie sich für das Spielen Wasser zapfen können.

Ob es sich hier tatsächlich um Trinkwasser handelt? Ein Vater erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, er hoffe es sehr. Eine Kennzeichnung, ob aus dem Hahn tatsächlich Trinkwasser kommt, sei zwar nicht ersichtlich. Doch gehe er – wie andere Eltern – davon aus, schließlich sei dieser Hahn ganz in der Nähe des defekten Spenders.

Immerhin: Der zweite Spender der Stadt, auf dem Grundstück des Bonhoeffer-Hauses, funktioniert. Allerdings, so wundert sich unser Fotoreporter, muss man den erst einmal finden. Angebracht ist er im Hof, zwischen Sitzbänken. Doch wer von außen an der Mauer vorbeiläuft, muss um die Existenz dieses Trinkwasserbrunnens wissen, denn von außen weist nichts die Passanten, für der Brunnen ja gedacht ist, auf das Angebot hin.

Natürlich ist das Bereitstellen von Trinkwasserspendern nur ein Aspekt hinsichtlich der Frage, inwiefern eine Kommune gut oder schlecht gegen die Herausforderungen des KIimawandels gewappnet ist. Die Deutsche Umwelthilfe listet in ihrem bereits erwähnten „Hitze-Check“ mehrere Faktoren auf, die wichtig seien. Neben den Wasserspendern ist der DUH das Thema Versiegelung wichtig. Oder die Frage, wie viele Grünflächen eine Kommune bietet.

 Das Gute am Wasserspender (in der Ecke zwischen den Bänken ) des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses ist: Es kommt tatsächlich Trinkwasser heraus! ...

Das Gute am Wasserspender (in der Ecke zwischen den Bänken ) des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses ist: Es kommt tatsächlich Trinkwasser heraus! ...

Foto: Sebastian Dingler
 ... Das Schlechte ist: Man sieht ihn von außen nicht.

... Das Schlechte ist: Man sieht ihn von außen nicht.

Foto: Sebastian Dingler

Hier gebe es manches zu beanstanden, ärgert sich die Lobby-Organisation, die, um markige Worte selten verlegen, gar „Hitze-Höllen“ in Rheinland-Pfalz ausgemacht hat. Mehrere Städte in Rheinland-Pfalz schützten ihre Bürger nicht gut vor Hitze. Der Trend zu mehr Beton und weniger Grün sei alarmierend.

Ludwigshafen schneidet in dem Ranking, bezogen auf Rheinland-Pfalz, am schlechtesten ab. Hier sei vor allem die Versiegelung hoch. Auch Mainz oder Kaiserslautern werden kritisiert wegen hoher Versiegelung – wobei Kaiserslautern immerhin größere Grünflächen vorweisen könne.

Angesprochen auf die Themen Versiegelung und Grünflächen sagt Stadtsprecher Jens John nach Rücksprache mit der Zweibrücker Klimaanpassungsmanagerin: „Bezogen auf das gesamte Gemarkungsgebiet hat Zweibrücken einen Anteil von 70,9 Prozent Vegetation (also Landwirtschaft, Wald und Gehölz) und 1,1 Prozent Gewässerfläche. Siedlungs- und Verkehrsflächen (worunter auch Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen fallen) belaufen sich auf 28,1 Prozent. Zweibrücken liegt damit unter dem Schnitt der kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz (34,4 Prozent).“ Die Zahlen stammten aus dem Kommunaldatenprofil der Stadt, welches vom Land erhoben wird.

Dennoch gebe es auch in Zweibrücken noch Potenzial für Entsiegelung, besonders im stark versiegelten Innenstadtbereich. Für „Hitzehotspots“ – der Stadtsprecher nennt hier etwa Alexanderplatz und Herzogplatz – würden im Klimaanpassungskonzept, aber auch in parallel dazu laufenden Projekten, Hitzereduktionsmaßnahmen erarbeitet.

„Das Problem hierbei ist, dass in stark frequentierten Stadtzentren häufig Nutzungskonflikte existieren. Beispielsweise müssen die großen Plätze im Rahmen des Stadtfestes und anderen Veranstaltungen bespielbar bleiben, was die Entsiegelungsmöglichkeiten einschränkt.“

Bei sengender Sonne war die Fußgängerzone am Montag und Dienstag so leer wie selten bei blauem Himmel, zumal nur Mini-Bäumchen Schatten spenden, wenn überhaupt. Hier ein Blick von der Haupt- in die Poststraße.

Bei sengender Sonne war die Fußgängerzone am Montag und Dienstag so leer wie selten bei blauem Himmel, zumal nur Mini-Bäumchen Schatten spenden, wenn überhaupt. Hier ein Blick von der Haupt- in die Poststraße.

Foto: Lutz Fröhlich

John sagt weiter, dass das Gesundheitsamt auf www.lksuedwestpfalz.de ein „Hitze-Portal“ (diesen Begriff ins Suchfeld eingeben) veröffentlicht habe, welches sich auch an die Bürger Zweibrückens richte.

„Dieses Hitze-Portal informiert über Hitzevorsorgemaßnahmen und bietet eine ,Erfrischungskarte‘ der Stadt an, bei dem kühle Orte, sowie öffentliche Toiletten angezeigt werden.“ Die Karte sei leider „noch sehr unvollständig“, die Bürger seien dazu aufgerufen, sich bei Gesundheitsmanagerin Isabelle Kost zu melden, „um weitere Orte der Abkühlung anzumelden“. John erklärt: „Hierbei gelten keine besonderen Kriterien, es muss eben eine Grünfläche sein, die einen gewissen Verschattungsgrad bietet, oder etwa eine zugängliche Wasserfläche oder Ähnliches.“

Die Stadt habe den Klimawandel im Fokus, sagt John und nennt als Beleg, dass Zweibrücken im Juni „erstmalig am bundesweiten Hitzeaktionstag teilgenommen und direkt zwei Veranstaltungen dazu angemeldet hat.“

Am Kindertag am 2. Juni und am Tag der Nachhaltigkeit am 7. Juni habe das Klimamanagement mit Info-Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jeweils über die Gefahren von Hitze informiert und über Vorsorgemaßnahmen aufgeklärt.

Das Klimaanpassungskonzept, welches noch bis November 2025 erarbeitet wird, soll diese und weitere konkreten Maßnahmenpakete beinhalten. „Zweibrücken folgt neuesten Empfehlungen des Deutschen Städtetags und erarbeitet mittel- und langfristige Hitzeschutzmaßnahmen (etwa Informationskampagnen oder städtebauliche Begrünungsmaßnahmen) im Rahmen des Klimaanpassungskonzepts. Kurzfristige Maßnahmen, also akute Handlungsanweisungen im Falle einer Hitzewelle oder einer hitzebedingten Katastrophenlage, sollen im Rahmen einer ,Hitzealarmplanung‘, als Anlage zum Klimaanpassungskonzepts erarbeitet werden.“