Kiss-Tribute Tribut für die Schmink-Rocker

Zweibrücken · „Kiss forever“ lieferten eine gute Show, aber trotzdem sprang der Funke nicht über.

 Wer Kiss spielen will, muss wie Kiss aussehen: Die Tributeband Kiss Forever aus Ungarn bekam das in der ACH-Eventhalle gut hin.

Wer Kiss spielen will, muss wie Kiss aussehen: Die Tributeband Kiss Forever aus Ungarn bekam das in der ACH-Eventhalle gut hin.

Foto: Sebastian Dingler

(sedi) Eigentlich gehört die US-amerikanische Rockband Kiss zu jenen Gruppen, die man zumindest optisch leicht imitieren kann – es braucht nur seine Zeit. „Die müssen sich jetzt anderthalb Stunden schminken“, meinte der Betreiber der ACH-Eventhalle, Thorsten Albrecht, zum verspäteten Beginn des Konzerts der Kiss-Tributeband „Kiss Forever“.

Da die Ungarn im Stau gesteckt hatten, waren sie erst später als geplant in Zweibrücken eingetroffen – und dann mussten sie eben noch in die Maske. Das ist bei Kiss natürlich essentiell, ist doch das Markenzeichen der Hardrocker deren unverwechselbare Verkleidung und Maskierung. So muss jemand, der den Originalbassisten Gene Simmons darstellen möchte, natürlich dessen schwarzweiße Gesichtsmaske aufgemalt bekommen. Der Bassist von Kiss Forever hat seine Rolle so sehr verinnerlicht, dass er nur unter dem Künstlernamen Pocky Demon auftritt – „Demon“ („Dämon“) war die Bezeichnung von Gene Simmons in der Band. Auch die Hörner auf den Schulterpolstern, die irren Plateauschuhe und die silberne Ritterrüstung sorgten für den optisch korrekten Eindruck.

Doch Pocky Demon, der eigentlich Zoltán Fuzfa heißt, wedelte auch wie sein Vorbild mit der langen Zunge herum, spuckte Feuer und ließ schließlich Pseudo-Blut aus seinem Mund laufen. Ganz abgesehen davon spielte er Bass und sang fast wie Gene Simmons, summa summarum: Imitation nahezu perfekt. Das traf mit Abstrichen auch auf den Rest der Band zu. Allerhöchstens fiel auf, dass Zoltán Váry beim größten Kiss-Hit „I Was Made for Loving You“ die Höhen des Originals nicht erreichte – aber das schaffe Paul Stanley auch nicht mehr, meinte Kiss-Fan Lars Lunova. Der Drummer von Sin City ist seit längerem mit seinen „Rock ’n’ Roll-Brüdern aus Ungarn“ befreundet. Er war es auch, der das Zweibrücker Gastspiel vermittelte. Unter den etwa 120 Fans waren einige geschminkt und einer sogar in voller Kiss-Montur erschienen.

Sie erlebten eine prima Tribute-Show, bei der aus unerfindlichen Gründen der Funke nicht so ganz überspringen wollte. Möglicherweise fehlte einigen das richtige Retro-Empfinden. Vor 40 Jahren führte das eben noch zu Begeisterungsstürmen, wenn ein Gitarrist ein langes und lautes Feedback auslöste. Heute zucken da die meisten nur ratlos mit den Schultern. Feuerspucken und aus dem Mund rinnendes Blut sorgten da schon für mehr Aufmerksamkeit. Auch gab Rhythmusgitarrist und Sänger Zoltán Váry sich alle Mühe, die Zweibrücker in Fahrt zu bringen. Dabei schäkerte mit der „most beautiful lady in the house“, die er irgendwo im Publikum erspäht hatte. Viel Beifall holte sich Schlagzeuger Radek Sczikel mit einem ausgedehnten Solo ab. Gegen Ende durfte er noch den Song „Black Diamond“ singen, so dass wie bei der Originalband jeder mal seinen Sologesang bekam

. Klaus Wagner aus Zweibrücken meinte, die Band brächte die ganzen Songs sehr authentisch rüber, da seien keine Hänger drin. Und Jürgen Schmidt aus Pirmasens lobte: „Die geben alles und musikalisch ist es eine wunderbare Geschichte.“ Lars Lunova, dessen erstes Album einst die Kiss-Platte „Destroyer“ war, sagte am Schluss: „Es war für mich eine schöne Zeitreise.“

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