Tom Hardy stemmt es im Alleingang

Zweibrücken · 1988 verkörperten Martin und Gary Kemp von Spandau Ballet das Gangsterpärchen Kremp im Kino. In der Neuauflage „Legend“ stemmt den Part Tom Hardy in einer Doppelrolle. Meisterhaft, was aber nicht für den Film gilt.

 Gefährlich: Ronny Kray (Tom Hardy). Foto: Studiocanal

Gefährlich: Ronny Kray (Tom Hardy). Foto: Studiocanal

Foto: Studiocanal

London geht es gut Mitte der 60er Jahre. Die neu angeschlossene Fernwärme hat die Stadt vom Dauernebel befreit, Popmusik ist der Exportschlager und die jungen Leute kleiden sich in den Boutiquen von Carnaby Street, Regent Street und Leicester Square ein.

Sogar das Verbrechen sieht nicht mehr wie solches aus, seit die Zwillingsbrüder Reginald und Ronald Kray im East End die Zügel in der Hand halten. Die Jungs kleiden sich tadellos, sie führen die Polizei an der Nase herum und sie haben Bildung; vor allem aber haben sie Stallgeruch.

Ein Hauch von Robin Hood weht durchs Karree. Was natürlich nur schicke Politur ist. Reginald ist ein brutaler Schläger und Ronald ist psychisch derart schwer angeschlagen, dass er eigentlich für längere Zeit weggeschlossen gehört hätte. Genau das aber hat Reggie zwischen Geschäftstreffen und Flirts mit seiner neuen Flamme Frances (Emily Browning, die Entdeckung aus "Der Fluch der zwei Schwestern") verhindert, denn er braucht Ronnies eruptives Temperament, um den Drogen- und Glücksspielmarkt vollständig unter Kontrolle zu bekommen.

Eine typische Story aus der "Aufstieg und Fall von"-Schule, mit der Warner Bros. vor 80 Jahren den Gangsterfilm revolutionierte. 2015 steht die wahre Geschichte der Kray-Brüder (zumindest in England) im Vergleichszwang mit Peter Medaks "Die Krays" von 1988, in dem die Kemp-Brüder (von Spandau Ballet) die Krays spielten. 2015 übernimmt diesen Job Tom Hardy im Alleingang, indem er beide Rollen separat einspielte; die visuelle Synchronisation bestritt die Digital-Tricktechnik mit fulminantem Erfolg; man sieht weder Schnitt- noch Nahtstellen. Erste Sahne. Auch Hardys Spiel ist "Oscar"-reif. Was "Legend" fehlt, sind ein Drehbuch und eine Regie, die uns die Brüder wahlweise nahe bringen oder eklig finden lassen. Aber Brian Helgeland findet nur zum Zeitkolorit einen Draht. Der Film sieht super aus, aber er bewegt nicht, weil er nicht sagt oder zeigt, zu wem man halten soll.

Erschienen bei Studiocanal als Bluray und DVD, 132 Min.; Regie, Buch: Brian Helgeland

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort